Entwässerung: Normgerechte Stufenplanung

Staffelbauten in Duisburg-Rumeln ausgestattet

Ein Staffelbauten-Ensemble mit Gründächern, weitläufigen Terrassen und Laubengängen in Duisburg-Rumeln. Die baurechtlich umstrittene Entwässerung auf tiefer liegende Flächen sollte hier auf jeden Fall vermieden werden – auch angesichts vermehrt auftretender Starkregenereignisse. Das „SitaAttika“ Kaskade-System, das die Regenspende verrohrt bis zum Anschluss an den Kanal leitet, sorgt dafür, dass dies normgerecht geschieht. Wassereinbruch durch Terrassentüren muss hier kein Bewohner fürchten.

Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Die Antwort gibt das Mehr-Generationen-Quartier „Wohnen im Kirchfeld“ in Duisburg-Rumeln. In die Konzeption eingeflossen sind die Ergebnisse eines Arbeitskreises engagierter Bürger, die sich im Verein „WiR“ (Wohnen in Rumeln) zusammengeschlossen haben. Dietmar Vornweg, Vorstandsvorsitzender des Spar- und Bauvereins Friemersheim e.G.: „Wir sind eine Genossenschaft und wir legen auch Wert darauf, dass Alt, Jung und Mittelalt zusammenwohnen, sich gegenseitig unterstützen können.“ Das Baukörper-Ensemble in geschlossener U-Form ist daher ganz auf Kommunikation ausgerichtet: 47 Wohnungen in drei Gebäuderiegeln gruppieren sich um einen gemeinsamen Innenhof, flankiert von neun Einfamilienhäusern. Architekt Manuel Wilke präzisiert: Das Ganze sollte einen offenen, kommunikativen Charakter bekommen. Daher haben wir die ringartige Staffelgeschoss-Bebauung gewählt, die nach innen durch Laubengänge die einzelnen Wohnungen geschossweise miteinander verbindet und Begegnungsräume für die Bewohner schafft.“ Eine Bauweise, die besondere Herausforderungen für die Entwässerung mit sich brachte. Manuel Wilke: „Man kann nicht einfach das Wasser auf das Staffelgeschoss laufen lassen, um es dann erneut zu sammeln und abzuführen. Die Entwässerungsnorm DIN 1986-100 sieht vor, dass dies getrennt voneinander geschieht. Die „SitaAttika“ Kaskadenentwässerung bietet diese Möglichkeit. Wir planten zuerst, die Entwässerungsrohre in die Fassade einzufügen, aber das wollte der Bauherr nicht. Er wollte die Rohre sichtbar platziert haben, um sicherzustellen, dass keine „versteckten“ Undichtigkeiten in der Fassade entstehen können.“

Kaskade mit System

Die Lösung kam in Form des „SitaAttika“ Kaskade-Systems, das ermöglicht, die Rohrleitungen „verzogen“ zu verlegen. Die Architekten hatten so die Möglichkeit, die Fallrohre gezielt zu platzieren, Fenster und Terrassentüren auszusparen und eine gefällige Fassadenoptik zu realisieren. Zudem sicherte ihnen das Kaskadensystem eine normkonforme Regenableitung über mehrere Ebenen.  Ausgelegt auf die ebenenübergreifende Entwässerung durch die Attika verhindert dieses „geschlossene“ Rohrleitungssystem freies Gerinne und unkontrollierte Überflutungen von Gebäudeteilen, wie z. B. Terrassen oder Balkonen, die für einen derartigen Wasseranfall nicht ausgerüstet sind. „Sita Gullys“ sind besonders leistungsstark, d.h. sie entwässern mehr mit weniger Gullys, was die Zahl der Tiefpunkte, Durchdringungen und Bauteile minimierte. Dies wirkte sich auch positiv auf die Kosten aus.

Regenwächter-Paare

Mit einer Bemessungsregenspende r(5,5) von 300 l/
(s x ha) und einem Jahrhundertregen r(5,100) von 531 l/(s x ha) liegt das Objekt in Duisburg-Rumeln laut KOSTRA-DWD 2010 im unauffälligen Bereich. Zum Einsatz kam hier ein Freispiegelsystem, das primär mit dem „SitaAttika“ Kaskade-System entwässert. Auf der obersten Dachfläche, die mit einer mehrlagigen bituminösen Abdichtung und einer Polystyrol-Gefälle-Wärmedämmung ausgeführt wurde, fangen „SitaIndra“ Gullys die Regenspende auf. Sie sind jeweils in den Tiefpunkten an der Attika platziert. Die Dachabläufe für die Haupt- und Notentwässerung arbeiten dort jeweils paarweise, also im Abstand von 50 cm nebeneinander, jeweils 30 cm von der Attika entfernt. Die Regenspende führen sie durch die Attika in die „SitaAttika“ Fallrohre aus Edelstahl in Richtung Staffelgeschoss. Dort übernehmen die „SitaAttika“ Kaskadebauteile die Entwässerungsarbeit. Unsichtbar in die im Mittel 200 mm starke Wärmedämmebene eingebettet, leiten sie das Wasser über die Attika ab. Die Hauptentwässerung führt so – Stufe für Stufe – in die Kanalisation. Die Notentwässerung wird über Fallrohre bis ins Erdgeschoss geleitet oder über Speier durch die Attika des Staffelgeschosses bis auf schadlos überflutbare Freiflächen geführt. Lediglich im Bereich der Laubengänge, bei denen der Wasseranfall durch die überdachte Bausituation minimiert ist, übernehmen „SitaCompact“ Gullys das wenige Regenwasser, das hier anfällt.

Grünbetonte Staffelgeschosse

Die weitläufigen Terrassen der Staffelgeschosse dienen nicht nur der Lebensqualität der Bewohner, sondern auch ganz baupraktischen und ökologischen Zielen. Bauherr Dietmar Vornweg: „Durch die Baukörper haben wir einen Flächenverbrauch, für den wir einen gewissen ökologischen Ausgleich suchten. Den haben wir unter anderem auch darin gefunden, dass wir Dachbegrünungen vorgesehen haben –und die Dachbegrünung ist als solche ja auch elementarer Bestandteil des Entwässerungskonzeptes.“ Architekt Wilke ergänzt: „Auf den Hauptgeschossdächern vor den Staffelgeschossen haben wir Dachflächen, die nicht nur als Dachterrassen, sondern auch als Grünfläche genutzt werden. Das bietet den Vorteil, dass wir den Rückstau nutzen, der durch die Grünfläche entsteht, um bei stärkeren Regenfällen sicherzustellen, dass das Wasser gezielt abgeführt werden kann und soweit zurückgehalten wird, ohne dass es die Rohrleitungssysteme überlastet.“

Einer der großen Vorteile des SitaAttika Kaskadebauteils ist, dass es unsichtbar in der Wärmedämmung der Dachfläche/ der Terrasse eingebettet wird, die Freiheit bei der Flächengestaltung nicht einschränkt und Stolperfallen auf den Terrassen vermeidet. Durch den geringen Querschnitt (DN 70) ist eigentlich lediglich eine Wärmedämmstärke von 120 mm erforderlich, wobei auf den Staffelgeschossdecken in Duisburg-Rumeln bis zu 340 mm verbaut wurden. Hier wurden die Terrassenzonen teils mit Plattenbelag und teils als Gründach ausgeführt, das bei Starkregen ein zeitverzögertes Einleiten des Wassers übernimmt. Die auf dem Staffelgeschoss selbst auflaufenden Niederschlagsmengen werden gesondert abgeführt. Das Wasser fließt hier durch den Terrassenbelag, bzw. die Begrünung zum Entwässerungspunkt. An jedem Tiefpunkt gibt es einen Gully für die Haupt- und einen für die Notentwässerung. Der Gully für die Hauptentwässerung entwässert über ein Fallrohr in die Kanalisation. Der Gully für die Notentwässerung, der mit dem „SitaMore“ Anstauelement ausgestattet ist, endet als Speier an der Vorderkante der Attika des Staffelgeschosses. Gemäß der Berechnung von Sita (www.sita-bauelemente.de) wird er aktiv, sobald der Wasseranstau 2,5 cm erreicht. Jeder Gully wurde im Karton mit allen erforderlichen Bauteilen auf die Baustelle geliefert. Vor allen Dingen der zum Set gehörende Dämmkörper erleichterte die Montage. Das rechteckige Formteil mit dem Gully-Negativprofil ersparte den Dachdeckern das zeitaufwändige Anarbeiten der Wärmedämmung, also knapp eine halbe Stunde Arbeitszeit pro Gully. Bei 40 „SitaIndra“ Gullys, die in Duisburg-Rumeln verbaut wurden, ergab sich so eine angenehme Zeitersparnis.

Sicherheit in Edelstahl

Großen Wert legte der Bauherr auf die langlebige Ausführungs- und Materialqualität, ein Aspekt, der schließlich auch die Wohnqualität beeinflusst. Entsprochen wurde dem u.a. mit einem hohen Anteil an Edelstahlbauteilen. Das Herzstück des „SitaAttika“ Kaskade-Systems z. B. ist ein Edelstahlrohr mit ankonfektionierter Bogenwinkelung und angeschweißtem Los-Fest-Flansch nach DIN 18 195 zum sicheren Anschluss der Dachbahn im Durchdringungsbereich. Selbst die zum System gehörenden Sicherungsschellen bestehen aus Edelstahl. Alles in allem eine hochsolide, trittfeste und korrosionsbeständige Konstruktion, was umso wichtiger ist, da sie in den Terrassenflächen eingebettet wurde. Auch bei den anschließenden Fallrohren entschied sich der Architekt im Bereich der Staffelgeschosse für Edelstahl, ein Material, das neben optischen auch ganz praktische Vorzüge aufweist. Der Vorteil von Edelstahl ist, dass er quasi lebenslang funktionsfähig bleibt. Es überzeugt dauerhaft durch extreme Haltbarkeit. Lediglich die Fallrohre im Bereich unterhalb des Staffelgeschosses wurden in Titanzink ausgeführt.

Fazit

Unsichtbare Verlegung in der Wärmedämmebene unter der Abdichtung. Saubere Optik. Keine Stolperfallen. Langlebige Ausführung. Und das Ganze als normgerechtes, geschlossenes Entwässerungssystem, mit dem Bauherr, Planer, Ausführende und Mieter dem nächsten Starkregenereignis ganz entspannt entgegenblicken können. Das System ist so durchdacht, dass es planerisch nicht einschränkt und auf der Baustelle sicher und ohne Probleme verbaut werden kann. Alle können sich darauf verlassen, dass alles funktioniert.

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