Heizungssanierung mit flüsterleiser Wärmepumpe

Platzsparende Effizienz für kleinen Haustechnikraum

In einer ehemaligen Ferienhaussiedlung in exponierter Südhanglage oberhalb eines Stausees zu leben hat einen ganz besonderen Reiz. Vorher aber war eine Kernsanierung des 2003 erbauten Objektes notwendig. Die Beheizung erfolgt jetzt anstelle der alten Elektro-Nachtspeicherheizung über eine besonders leise arbeitende Luft/Wasser-Wärmepumpe: perfekt für die ruhige Idylle hoch über der Listertalsperre im Sauerland.

Unabhängig von Bauzinsen und der allgemeinen Lage auf dem Immobilienmarkt gibt es gewisse Objekte, die kommen nur sehr, sehr selten in den freien Verkauf, finden zumeist vorher schon allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda einen neuen Liebhaber. Umso überraschter war Heiner Wockel, als er das Exposé eines 2003 erbauten ehemaligen Ferienhauses an der Listertalsperre nahe Attendorn im Sauerland in die Finger bekam. „Die Beschreibung ließ eine solide Bausubstanz, gleichzeitig aber auch das technische Ausstattungsniveau eines typischen Ferienhauses erahnen. Zur jetzt zulässigen Nutzung als Dauerwohnsitz musste also einiges investiert werden. Angesichts der perfekten Lage am Südhang mit unverbaubarem Fernblick über die Talsperre war die Kaufentscheidung dann aber doch sehr schnell gefallen!“

Kernsanierung für Neubauniveau

Neue Fenster, neue Böden, eine neue Treppe vom offenen Tief- in das nicht minder großzügige Obergeschoss, dazu neue Bäder und eine komplett neue Elektrik. Das waren die wesentlichen Bau- und Umbaumaßnahmen, die in den Folgemonaten anstanden. Eine grundlegende Herausforderung wurde in diesem Zusammenhang allerdings die Umstellung der Wärme- und Warmwasserbereitung von Elektro auf eine wesentlich effizientere und zeitgemäßere Lösung, so Wockel: „Unsere Nachbarn heizen entweder selbst heute noch mit den energiefressenden, alten Elektro-Speicheröfen. Oder sie haben zwar auf eine Öl- oder Gasheizung umgestellt, opfern dann aber auch viel Platz im Garten für den notwendigen Tank. Von den optischen Beeinträchtigungen gar nicht zu reden.“

Platzsparend und leise

Beide Varianten kamen für den erfahrenen Bauherrn nicht infrage. Vor allem, weil der für die neue Heizungsanlage vorgesehene Technikraum mit lediglich zwei Quadratmeter Grundfläche weitere Grenzen setzte. In enger Zusammenarbeit mit dem Fachhandwerksunternehmen Ueckermann & Lipps, Plettenberg, wurde schließlich eine Lösung entwickelt, die auf einer sehr kompakten Luft/Wasser-Wärmepumpe „aroTHERM Split“ mit 7 kW Heizleistung von Vaillant basiert. Die Außeneinheit dieser Wärmepumpe arbeitet besonders leise, ist selbst unter Volllast in dem ruhigen Wohngebiet definitiv nicht zu hören. In drei Meter Abstand beträgt der Schalldruckpegel nur 47 dB(A), das ist nicht mehr als bei einem modernen Kühlschrank. Im Nachtmodus sind es sogar nur noch 33 dB(A).

Die Inneneinheit wiederum fand wandhängend problemlos in dem kleinen Heiztechnikraum Platz, kurze Zuleitungen für die Kältemittelleitung zur Außeneinheit sowie die Anbindung an den Verteiler inklusive. Und dabei blieb sogar noch Platz für eine Waschmaschine. Nur auf den optional ebenfalls möglichen, bodenstehenden Warmwasserspeicher hat der Hausherr schließlich doch verzichten müssen. „Bei nur 70 m² Grundfläche des Hauses musste wirklich jeder Zentimeter Platz optimal ausgenutzt werden. Deswegen erfolgt die Warmwasserbereitung jetzt auch unmittelbar an den Zapfstellen in Küche und Bad über Elektro-Durchlauferhitzer.“

Flächenheizung auch zum Kühlen

Mit der neuen Luft/Wasser-Wärmepumpe anstelle von Elektro-Speicherheizungen musste natürlich auch die Wärmeverteilung komplett neu installiert werden. Um den Aufwand dafür möglichst gering zu halten, entschieden sich SHK-Meister Alexander Lipps und Bauherr Wockel für ein Nachrüstungssystem, bei dem die wassergeführten Heizkreise in den vorhandenen Estrich eingefräst werden: „Diese Variante der Flächenheizung sorgt nicht nur für eine gleichmäßige Wärmeverteilung, sondern reagiert durch die vergleichsweise geringe Estrichüberdeckung zudem sehr flink. Das ist gerade bei schnell wechselnden Außentemperaturen ein bemerkenswerter Komfortgewinn“, so Heiner Wockel. „Bei starker Sonneneinstrahlung kann die Flächenheizung in Verbindung mit der Luft/Wasser-Wärmepumpe außerdem zum passiven Kühlen des Hauses genutzt werden. Das ist ein Zusatznutzen, der in dieser exponierten Lage sogar die Investition in eine Klimaanlage erspart.“

Im Ergebnis, hat Wockel nachgerechnet, war die Investition in eine Wärmepumpe als neuer Heizungsanlage im Vergleich zu einer Öl- oder Gasbrennwertheizung im Übrigen kostenneutral. „Den etwas höheren Anlagenkosten standen bspw. Einsparungen durch den Verzicht auf einen neuen Kamin gegenüber“, rechnet Alexander Lipps nach. Zudem verursacht die Wärme­pumpe keine Folgekosten im Betrieb durch Wartung oder Schorn­steinfegereinsätze.

„Unbezahlbar“, so Wockel, ist aber letztlich der ökologische Nutzen dieser Wärmequelle. „Wir gewinnen 75 % unserer Energie aus der Umgebungsluft, müssen nur ein Viertel als Antriebsenergie in Form von Strom zuführen. Und dafür installieren wir später noch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Dann sind wir energetisch völlig unabhängig.“

3 Fragen an…
… Andreas Hoberg, Vaillant Fachberater

Welche Bedeutung hat die Wärmepumpentechnologie in der Sanierung, speziell im Vergleich zu herkömmlichen Wärmeerzeugern mit konventionellen Brennstoffen?

Hoberg: Durch die praxisgerechte Leistungsbreite
haben Luft/Wasser-Wärmepumpen auch im Sanierungsgeschäft mittlerweile einen sehr hohen Stellen-wert. Das gilt vor allem, wenn die Erneuerung der Heizung mit weiteren energetischen Verbesserungsmaßnahmen einhergeht, bspw. dem Austausch der Fenster oder dem Einbau einer Flächenheizung. Viele junge Bauherren schätzen zudem die ökologische Seite, also die regenerativ erzeugte Wärme.

 

Worauf sollten Fachhandwerker bei der Systemauswahl achten?

Hoberg: Vor allem auf zwei Dinge: eine möglichst leise arbeitende Außeneinheit und eine technisch flexible Grundkonzeption der Anlage. So ist der Fachhandwerker in der Lage, mit einem System die unterschiedlichsten Anforderungen seiner Kunden zu bedienen. Also von der reinen Wärmeerzeugung, wie in diesem Fall, über die Kombination Wärme-/Warmwasserbereitung bis hin zu komplexen Anlagen, die z. B. auch Solarstrom nutzen.

 

Bei höheren Vorlauftemperaturen, heißt es, sei eine Luft/Wasser-Wärmepumpe schnell unwirtschaftlich, da z. B. der Multifunktionsspeicher dann elektrisch nachgeheizt werden müsse. Stimmt dieser Einwand?

Hoberg: Der Einwand kann, bei bestimmten Sanierungsvorhaben, berechtigt sein. In solchen Fällen rate ich generell zu einer Anlage mit PV-Unterstützung und Batteriespeicher. Mit Deckungsraten von über 70 % ist das elektrische Nachheizen dann genauso ökologisch und umweltschonend wie die Wärmeerzeugung durch die Luft/Wasser-Wärmepumpe.

Objektdaten

Art des Objektes:        Einfamilienhaus

Ort:                             Attendorn-Windebruch (D)

Bestand / Neubau:      Bestand

Größe:                         140 m² W/NFL

Baujahr:                      2003

Primärenergiebedarf: ~ 70 kWh/m²a

Energiekonzept:          Kellergeschoss Mauerwerk, Obergeschoss Holzfertigbauweise, Bodenplatte Beton 20 cm, Luft/Wasser-Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen, Warmwasserbereitung mit Elektro-Durchlauferhitzern an der Zapfstelle

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