Trinkwasserhygiene (Teil 3)

Privat oder öffentlich?

Wasser muss immer sauber sein!

Frage: Sind Kontaminationsprobleme vor allen Dingen ein Thema des öffentlichen Raumes und vielleicht sogar vornehmlich der klinischen Bereiche?


Antwort: Immer wieder hört man aus der Praxis des öffentlichen Sanitärraums von Kontaminationen des Trinkwassersystems. Häufig sind es dabei Legionellen und Pseudomonaden, die für eventuelle gesundheitliche Folgen beim Menschen verantwortlich gemacht werden.

Leicht entsteht dabei der Eindruck, dass beide bakterielle Risiken nur im öffentlichen und halböffentlichen Raum – und hier vor allen Dingen in Krankenhäusern und öffentlichen Pflegebereichen – für Probleme sorgen. Dies ist allerdings nicht der Fall. Kommt es zu einer Kontamination im öffentlichen Bereich, ist zwar die Gefahr höher, dass dadurch mehr Menschen gesundheitlichen Schaden nehmen. Aber auch durch eine Kontamination im privaten Haushalt kann jeder Einzelne betroffen sein. Betrachten wir die Risikogruppen, die besonders den Gefahren von Infektionen durch Legionellen und Pseudomonaden ausgesetzt sind, so rücken dabei Personen in den Vordergrund, die älter als 70 Jahre sind, die immungeschwächt sind, die operative Eingriffe hatten, bzw. die in Folge von Antibiotikabehandlungen abwehrgeschwächt sind. Alle die­se Personen müssen nicht zwangsläufig Krankenhauspatienten sein oder in Pflege- und Seniorenwohnanlagen wohnen.

Tatsache ist auch, dass langfristig infolge der demografischen Entwicklung die Zahl der älteren Menschen steigt. Damit erhöht sich zwangsläufig die Zahl der Pflegebedürftigen. In Zukunft wird es immer mehr Menschen geben, die im Alter, aber auch in pflege- und hilfsbedürftiger (oft kranker) Situation, in ihrer eigenen Wohnung verbleiben. Die überwiegende Zahl der Pflegebedürftigen wird demnach zuhause versorgt werden.


Pflegebedürftigkeit im Alter

Laut Bundesverband der AOK liegt das Risiko der Pflegebedürftigkeit bei Menschen zwischen 60 und 80 Jahren bei 4,7 %. Das Risiko steigt mit dem Alter erheblich: In der Altersgruppe der über 80-Jährigen liegt das Pflegerisiko bereits bei 29 %.

Im Jahr 2020 werden nach Prognosen der Rürup-Kommission 2,81 Mio. Menschen in Deutschland pflegebedürftig sein. Bis 2030 soll die Zahl auf 3,27 Mio. steigen (Quelle AOK).

Aber nicht nur die Gruppe der älteren Menschen wird vornehmlich zuhause leben und dort ambulant gepflegt. Auch junge Menschen, Personen nach operativen Eingriffen bzw. nach längeren medizinischen Behandlungen werden vornehmlich zuhause ambulant weiter versorgt. All diese Personen sind den Risiken bakterieller Missstände in der Hausinstallation in besonderem Maße ausgesetzt. Denkt man daran, dass das Trinkwasser aus der Wasserleitung nicht nur unser Lebensmittel Nr. 1 ist, sondern neben der Körperhygiene häufig auch zu Wundwaschungen benutzt wird, wird schnell klar, wie hoch die Risiken sein können. Damit gilt es, den einwandfreien Betrieb der Hausinstallation sowie die Wartung und Kontrolle der Rohrleitungen und Entnahmestellen auch im privaten Umfeld sehr ernst zu nehmen.

Die Verantwortung, die demnach für öffentliche, halböffentliche und gewerbliche Bereiche hinsichtlich Planung, Installation, Betrieb und Wartung gilt, muss daher auch für den privaten Bereich gelten.


Auf Warnsignale achten

Warnsignale, die auf Probleme innerhalb der Leitungssysteme bzw. der Trinkwasserqualität, aber auch der Entnahmestellen hinweisen sollten, müssen damit auch vom Enderbraucher ernst genommen werden.


Dazu gehören u.a.:

Stagnation (Wasser muss regelmäßig fließen)

erhöhte Temperatur bei Entnahme aus Kaltwasserleitungen

Ablagerungen an Siphons und Entnahmestellen

verfärbtes, oder riechendes Wasser

Fehlfunktionen bei Armaturen (z. B. kommt warmes Wasser aus der Kaltwasserleitung oder das Wasser läuft mit sichtlich schwachem Strahl oder gar nicht mehr)

fehlende Kontrollen der Wasserzähler, der Filter, Rückflussverhinderer , etc.

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