Die Mischung macht’s

Durchdachte Mehrgenerationensiedlung Abluftwärmepumpen und PV-Anlagen

In der Großfamilie waren sich die Menschen früher sehr nah – manchem war das zu eng. Heute wohnen immer mehr junge wie auch ältere Menschen allein; die Zahl der Single-Haushalte nimmt rapide zu. Die von Hans Fritz konzipierte Mehrgenerationensiedlung in Bad Endorf bietet einen Mittelweg an: Jeder Bewohner hat seinen Rückzugsraum mit Terrasse. Auf dem zentral gelegenen Kinderspielplatz im Hof oder in gemeinschaftlich genutzten Räumen treffen sich die Bewohner, sind für einander da. Eine bezahlbare Geborgenheit: Die kompakten Holzhäuser mit Wärmepumpen- und Photovoltaik-Technik sind sehr energieeffizient.

Wie werden die Menschen in Zukunft wohnen und zusammenleben? Hans Fritz ist überzeugt davon, dass für viele die Antwort „Mehrgenerationenhaus“ lautet. Dabei geht es ihm nicht darum, Jung und Alt tatsächlich im gleichen Gebäude unterzubringen – seine Vision sind kleine Siedlungen mit unterschiedlich großen Wohnungen und Häusern für bis zu 30 Menschen. Für jeden Lebensentwurf steht der passende Wohnraum zur Verfügung –  für Familien und Singles, für Kinder und Senioren.

Durch die Infrastruktur (gemeinsamer Keller, gemeinsamer Tonnenraum, gemeinsamer Fahrradraum, Kinderspielplatz, der gesamte Innenhof usw.) sind ständige Begegnungen der Bewohner so gut wie sicher. Ein unterteilungsfähiger, im Rohbau erstellter Raum, steht zum Selbstausbau, z. B. für Werkstätten und einen Versammlungsraum, für eine mögliche Kinderbetreuung, für ein wöchentliches Treffen der Bewohner und weitere Aktivitäten, zur Verfügung.

In Bad Endorf hat Fritz den idealen Standort für solch eine Siedlung gefunden – und in den beiden Architekten Ulrich Hatz und Roland Sommerer die kongenialen Planer. Auch ihnen geht es um zukunftsorientiertes Bewahren. Ulrich Hatz war vom Ansatz des Biobauern Hans Fritz beeindruckt, zumal er sich mit seinen eigenen Vorstellungen vom Wohnraum der Zukunft deckt: „Ein herkömmliches Einfamilienhaus hat eine Wohnfläche von etwa 140 m². Davon werden mindestens 40 m² so gut wie nie genutzt. Aber geheizt werden müssen sie trotzdem.“ Deshalb entwickelte Hatz gemeinsam mit Fritz ein Konzept, das den individuellen Wohnraum ohne qualitative Einbußen so überschaubar wie möglich hält. Das reduziert die Kosten beim Bau – aber vor allem auch die Kosten beim Unterhalt.

Gemäß Wärmebedarfsrechnung verbraucht ein solches Haus mit drei Bewohnern für Heizung und Warmwasser maximal 300 € Strom pro Jahr. Erreicht wird das unter anderem durch die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Rückgewinnung der Energie in der ausgetauschten Luft.

Abluftwärmepumpe: Wärmequelle quasi integriert 

Zum Einsatz kommt mit der Abluftwärmepumpe „F470“ von Nibe (www.nibe.de) ein bewährtes Kompaktsystem, konzipiert für den Einsatz in Häusern mit geringem Wärmebedarf oder für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.

Die Systemlösung umfasst neben der Wärmepumpe einen Warmwasserbereiter und den Vor- sowie Rücklauf für die Fußbodenheizung. Für die wenigen sehr kalten Tage im Jahr ist als Zusatzheizung eine Elektroheizpatrone integriert.

Die Technik basiert auf der kontrollierten Wohnraumlüftung (gemäß den Anforderungen der DIN 1946-T6): Die Zuluftführung erfolgt zentral über ein angeschlossenes Luftverteilsystem. Die in der Abluft vorhandene Wärmeenergie wird von der Wärmepumpe aufgenommen und für die Bereitstellung von Heiz- und Warmwasser genutzt. Die frische Zuluft gelangt gefiltert und vorgewärmt ins Haus. Die „F470“ ist mit einem energiesparenden Gleichstromventilator und einer Hoch­effizienz-Umwälzpumpe ausgestattet. Um Stillstandsverluste zu minimieren, ist die Technik gut gedämmt.

Über das farbige Gerätedisplay mit selbsterklärenden Grafiksymbolen und einer intuitiv bedienbaren Menüstruktur können die Parameter der Wärmepumpe in Hinblick auf Heizung, Brauchwasser­erwärmung und Lüftung eingesehen und bei Bedarf angepasst werden.

Auch für den Installateur bietet diese Regelung Vorteile – er spart Zeit und gewinnt Sicherheit. Neben dem Inbetriebnahmeassistenten, über den der Installateur einfach durch das Programm geleitet wird, erkennt die Regelung selbsttätig alle über den Systembus angeschlossenen und eingebundenen Anlagenkomponenten. Über die integrierte USB-Schnittstelle kann der In­stal­la­teur Software-Updates oder vorparametrierte Einstellungsdaten aufspielen. Daten über die Betriebsweise der Wärmepumpe können geloggt und ausgewertet werden. Eventuelle Betriebsstörungen der Wärmepumpe analysiert das VIR-System (virtual intelligent reset of alarms) und behebt diese ggf. automatisch.

Aufgrund der Abmessungen von 600 x 615 x 2100 mm (B x T x H), des geringen Betriebsgeräuschs und des Designs lässt sich diese Wärmepumpe im Haus inte­grie­ren – in den Mehrgenerationenhäusern von Hans Fritz gelingt das selbst im Bad.

Um einen wirtschaftlichen Betrieb mit der Wärmepumpe sicherzustellen, sollte die Normheizlast des Hauses bzw. der Wohnung – gemäß DIN EN 12831 – max. 5 kW betragen. Das ist bei den Mehrgenerationenhäusern der Fall, sie benötigen gerade mal Leistungen um 2 kW.

Kombination mit einer Photovoltaikanlage

Mit den Abluftwärmepumpen sind die Mehrgenerationenhäuser unabhängig von fossilen Energieträgern. Die Eigenproduktion des für die Wärmepumpe benötigten Stromes erfolgt mit einer Photovoltaikanlage. Der gesamte Jahresstromverbrauch der Siedlung wird in etwa der gleichen Menge von einer entsprechend groß ausgelegten PV-Anlage erzeugt.

Die Wärmepumpe wirkt dabei sozusagen doppelt regenerativ: ökologisch erzeugter Strom aus der eigenen PV-Anlage kombiniert mit Wärmeenergie aus der Abluft.

Wärmepumpe und Photovoltaikanlage sind auch finanztechnisch gesehen eine sinnvolle Kombination. Damit lassen sich hohe Effizienzklassen im Hausbau erreichen und zusätzlich verfügbare günstige Kredite und Tilgungszuschüsse (ab KfW 55) in Anspruch nehmen.

Fazit 

Erklärtes Ziel der Mehrgenerationenhaussiedlung sei es, so Bauherr Hans Fritz, den Bewohnern durch die intensivere Nachbarschaft und durch eine Mischung von Altersgruppen ein hohes Maß an Geborgenheit zu bieten. Zweite Zielvorgabe war, ein Musterbeispiel für finanziell erschwingliche Häuser mit niedrigen Energiekosten zu entwickeln. Ob das mit der Geborgenheit klappt, wird die Zukunft weisen.

Die finanzielle Zielsetzung ist mit den vergleichsweise kleinen Wohnräumen, der ökologischen Holzbauweise und der Kombination einer Abluftwärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage schon jetzt erreicht.

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