Privatschule investiert in Regenwassernutzung

Für den Klimawandel gerüstet

Speicherdimensionierung

Bei der Erweiterung der „Berlin Brandenburg International School“ um eine Sporthalle und ein Stadion war zunächst nur geplant, 200 000 l Löschwasser aus einem unterirdischen Regenspeicher vorzuhalten. Da dieses Wasser nicht verbraucht, sondern nur gelagert wird und das neue Sporthallendach mit jedem Regen neuen „Rohstoff“ für Bewässerung und WC-Spülung liefert, wurde die Zisterne um 50 % auf 300 000 l erweitert. Damit stehen nun für diese Privatschule in der Gemeinde Kleinmachnow 100 000 l für die Nutzung bereit, wenn der Behälter voll ist.

Die überschlägige Berechnung ergab ein erforderliches Nutzvolumen von 50 000 l. „Doch unsere Bauherrschaft bestellte das doppelte Volumen“, berichtet Frank Hennig, der haustechnische Fachplaner für die Erweiterung der Berlin Brandenburg International School in Kleinmachow. Und er ist froh darüber, denn kurz nach Inbetriebnahme war nach sieben Wochen Trockenheit das Nutzvolumen von 100 000 l aufgebraucht, in den folgenden drei Tagen war bereits die Hälfte davon wieder aufgefüllt. Wenn Wetterextreme zunehmen, sind große Regenspeicher sinnvoll.

Löschwasserversorgung

Zu den wichtigsten Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes gehört u. a. die Bereitstellung von Löschmitteln in ausreichendem Umfang. Bei Neuerschließungen ermöglicht ein zentraler Löschwasserbehälter reduzierte Querschnitte der Trinkwasserversorgung. Die Lieferung und Montage inkl. aller Zubehörteile (z. B. Saugrohre mit Feuerwehrkupplung, Hinweisschild, Lüftungsrohre etc.) erfolgt nach DIN 14 230. Wenn mit Regenwasser statt mit Trinkwasser befüllt wird, sollte dem Behälter ein mechanischer Filter vorgeschaltet werden.

Das Sporthallendach mit knapp 2000 m² Auffangfläche entwässert in den Filterschacht, von dort in die 300 m³ fassende Zisterne. Das obere Drittel des Volumens wird bewirtschaftet – vollautomatisch. Im Gebäude steht die Regenwasser-Zentrale mit elektronischer Steuerung, Doppelpumpendruckerhöhung und integriertem Vorlagebehälter. Unter Wasser in der großen unterirdischen Zisterne steht die Zubringerpumpe und fördert nach Bedarf, von der Regenwasser-Zentrale gesteuert. Dass das Löschwasser ohne Trennung im selben Speicher mit dem Nutzwasser lagert, spart Kosten. Dazu Frank Henning: „Wasserstandssonden mit Drucksensoren in der Zisterne stellen sicher, dass der Feuerlöschvorrat nicht genutzt wird und schalten das Regencenter in Trockenperioden rechtzeitig auf Trinkwasserbetrieb um.“

Die Druckerhöhungsanlage ist zweistufig aufgebaut, sitzt im kompakten Regencenter unter dem Zwischenbehälter und erhält so das Wasser im Zulaufbetrieb mit leichtem Vordruck. Bei Spitzenbedarf laufen beide Pumpen gleichzeitig, ansonsten alternierend einzeln. Mit einem optischen und akus­tischen Signal weist die Steuerung auf Fehlfunktionen hin und reagiert darauf. Der Störmelder ermöglicht eine Fernanzeige der Störung.

 

Bewässerung und WC

Versorgt werden von hier aus 15 WC und zwei Urinale. Im Stadion können Außenanlagen beregnet werden. Das Spielfeld aus Kunstrasen braucht keine Bewässerung. Randbereiche hinter der Tribüne und entlang der Kurven der Laufbahn werden mit Unterflurhydranten versorgt. Jederzeit ist gewährleistet, dass im Brandfall 200 000 l als Löschwasser zur Verfügung stehen.

 

Bauweise mit Fertigteilen

Die Betonfertigteile für diesen Regenspeicher wurden im Werk produziert und vom Hersteller vor Ort auf einem 15 cm hohen Sandbett versetzt und verschraubt. Innerhalb eines Tages konnten so die U-förmigen Segmente mit den zylindrischen Endstücken verschraubt werden, einschließlich der Abdeckplatten und Einstiegsöffnungen. Mit entsprechender Erdüberdeckung sind die­se Behälter befahrbar. Feuerwehrzufahrt, Überlauf in einen Versickerungsteich sowie kurze Leitungswege waren die Kriterien bei der Wahl des Speicherstandorts.

In den Zulauf des Speichers wurde der Filterschacht montiert. Schwebstoffe, die die Filterkassetten aus Edelstahlgewebe mit einer Maschenweite von 0,4 mm nicht passieren können, sinken als Feinteile zu Boden oder schwimmen auf an die Wasser­oberfläche, wie z. B. Blütenpollen. Das mit dem Filter verbundene Ablaufrohr gewährleistet, dass weder Sediment noch Schwimmschicht in den Speicher gelangt. Entlüftung und Überlauf werden bei dieser Bauweise im Speicher oder im Filterschacht nach Bedarf angeordnet.

Um die Planung zu erleichtern, trägt der Filterschacht als Produktbezeichnung die Zahl der maximal anschließbaren Dachfläche. In diesem Fall wurde an den Regenspeicher mit 300 m³ Fassungsvermögen ein Filterschacht mit der Typenbezeichnung „FS 2500“ angeschlossen. D.h., dass der Filter den Abfluss einer Dachfläche bis zu 2500 m² rückstaufrei verkraftet. Ist der Regenwasservorrat im Speicher ganz aufgefüllt und fällt weiterhin Niederschlagswasser an, so wird der Speicherüberlauf in einen Regenwasserteich abgeleitet. Dort verduns­tet ein Teil, ein Teil versickert.

 

Inspektion und Wartung

Anlagen zur Regenwassernutzung funktionieren zuverlässig, wenn Inspektion und Wartung regelmäßig durchgeführt werden. Bei neuerer Bauart entsprechend DIN 1989 genügt ein jährlicher Check. Stefan Gehring aus der Mall-Niederlassung Berlin meint dazu: „Wir als Lieferant aller Regenwasserkomponenten dieses Projektes übernehmen das oder beauftragen dazu von uns autorisierte Fachbetriebe, die die durchgeführte Prüfung mit Protokoll bestätigen. Mängel werden sofort behoben.“

Planungsunterstützung

Dimensionierung und Ausführung der Behälter- und Haustechnik können genau auf das Projekt abgestimmt werden. „Mall hilft den Planern bei der Berechnung zur Speichergröße, zur Pumpen- und Steuerungstechnik und stellt Ausschreibungstexte zur Verfügung“, sagt Gehrings Kollege Frank Hinz. „Individuelle Bauhöhen für die unterschiedlichen Behältertypen sind kein Problem. “

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