Notebooks für raue Bedingungen

Hart im Nehmen

auf der Baustelle

Notebooks liegen im Trend. In der „Rugged“-Version mit robustem, staub- und spritzwassergeschütztem Gehäuse halten sie locker einen rauen Baustelleneinsatz aus. Doch wann sind die nicht ganz billigen Notebooks wirklich sinnvoll und wann reicht auch ein konventionelles Gerät? Entscheidungshilfen bietet dieser Artikel.

Ob für Baustellentermine, für Besprechungen bei Projektpartnern oder Präsentationen beim Bauherren, ob für die Erfassung von Bestandsdaten vor Ort – für diese und weitere Gelegenheiten sind Notebooks ideale Begleiter. Die kompakten Abmessungen, die mittlerweile beachtlichen Leis­tungsstandards und das geringe Gewicht lernt man schnell schätzen: Notebooks passen in jeden Aktenkoffer und brauchen nur wenig Platz auf dem Schreibtisch. Wird es nicht mehr benö­tigt, klappt man es einfach zu und stellt es weg. Kein Wunder, dass sie stationäre PC bei den Verkaufszahlen überholt haben: Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom entfallen heute 62 % der verkauften PC auf Notebooks und 38 % auf Desktops.

Die Möglichkeiten im Einzelnen

Was ein stationärer Desktop-PC heute kann, kann auch ein mobiler Rechner. Sogar anspruchsvolle Software-Anwendungsbereiche sind keine Domäne von Büro-Desktops mehr. Eine entsprechende Ausstattung vorausgesetzt (schneller Prozessor, viel Arbeitsspeicher, großer Bildschirm, hohe Bildschirmauflösung), lassen sich auch auf Notebooks z.B. Anlagenpläne zeichnen. Zusätzliche Einsatzmöglichkeiten bietet die Netzunabhängigkeit: Handwerker, die vor Ort Daten auslesen und verarbeiten müssen, kommen ohne Notebooks heute gar nicht mehr aus. Beim Projekt- oder Baustellen-Controlling ermöglichen Notebooks den direkten Abgleich von Soll-/Ist-Zuständen. An Ort und Stelle gewonnene Daten können per E-Mail mit Hilfe drahtloser Kommunikationstechnik versandt oder Bürodaten von unterwegs abgerufen werden. Auch für Projektpräsentationen beim Kunden sind Notebooks ideal: Am LC-Display oder per angeschlossenem LCD-Beamer können Angebote, Pläne oder Visualisierungen auf Projektionswänden auch einer größeren Gruppe eindrucksvoll präsentiert werden. Ist ein portabler Drucker dabei, lassen sich To-Do-Listen, Detailskizzen und andere Dokumente sofort ausgeben und an Ort und Stelle verteilen.

 

Besonderheiten robuster Notebooks

Für Einsätze unter besonders rauen Umgebungsbedingungen, z.B. in einer Kühlhalle oder auf staubigen Baustellen, wurden spezielle „rugged“- bzw. „ruggedized“-Notebooks entwickelt (engl. für „robust“, „stabil“). Diese robusten Geräte verfügen meist über ein schlagfestes Metallgehäuse. Tastatur, Touchpad, Display, Schnittstellen etc. sind spritzwassergeschützt konstruiert bzw. werden durch Gummiabdeckungen abgedichtet. Die Festplatte ist durch eine Gel- oder Gummilagerung vor Stößen und durch eine zusätzliche wasserdichte Ummantelung vor Feuchtigkeit geschützt. Eine eigene Festplattenheizung sorgt dafür, dass Daten auch bei Minusgraden gelesen und geschrieben werden können. Lüfterlosen Geräten macht auch feinster Bau­staub nichts aus. Aufgrund einer nahezu hermetischen Abdichtung ist auch ein Funkenaustritt in explosionsgefährdeten Bereichen ausgeschlossen. Schutzklassen geben den Grad der Widerstandsfähigkeit an. Im Wesentlichen sind dies der so genannte IP-Code und der MIL-STD (siehe auch Info-Kasten). Unterschieden wird zwischen „fully-ruggedized“- und „semi-ruggedized“-Geräten. Erstere sind vollständig oder nahezu vollständig gegen äußere mechanische oder klimatische Einflüsse geschützt. Konkret heißt dies, sie sind nach IP54 und MIL-STD 810F gestestet und zertifiziert, vertragen einen Sturz aus ca. 90 cm Höhe und sind lüfterlos. Semi-ruggedized-Notebooks widerstehen bestimmten äußeren Einwirkungen nur eingeschränkt, wie etwa einer Benetzung der Tastatur mit Sprühwasser oder Stürzen aus geringer Höhe und verfügen über einen Lüfter. Eingesetzt werden „Rugged“-Notebooks vor allem von Polizei, Militär und in industrieller Umgebung, aber auch von Wartungsfirmen, Planern, Handwerkern etc. Im Baubereich haben sich „Rugged“-Notebooks in besonders rauer Umgebung bereits vielfach bewährt.

 

Darauf sollte man achten

Prozessor/Arbeitsspeicher/Festplatte: Das Herz von Rugged-Notebooks bilden Strom sparende, für den mobilen Einsatz geeignete Prozessoren (CPU). Dazu gehört der Intel Core Duo und Intel Core 2 Duo, der in allen Rugged- bzw. Semi-Rugged-Notebooks eingesetzt wird. Je mehr Arbeitsspeicher (RAM) ein Notebook hat, desto besser ist die Gesamtleis­tung des Systems. Die Untergrenze liegt bei 1 GB RAM. Besser sind 2 GB und mehr, denn damit laufen auch rechenintensive Anwendungen flüssig. Je mehr RAM zur Verfügung steht, desto weniger häufig müssen Daten auf die Festplatte ausgelagert bzw. in den RAM gelesen werden. Das kommt der Akkulaufzeit zugute. Auch bei der Festplatte gilt: je größer, je besser. Größen zwischen 80 und 120 GB sind im Rugged-Bereich Standard. Vorab sollte man grob überschlagen, wie viel davon benö­tigt wird, insbesondere für CAD- oder Bilddaten etc. sowie die dazugehörigen Programme. Da man über die USB-Schnittstelle jederzeit externe Festplatten anschließen kann, sind Speicherplatzprobleme kein unlösbares Problem.

Display: Wichtige Qualitätskriterien von LCD-Monitoren sind Bildschirmauflösung, Größe, Helligkeit/Brillanz und der Kontrast. Die aktuelle Standardauflösung bei konventionellen Notebooks liegt bei 1280 x 800 Bildpunkten (WXGA-Standard). Bei Rugged-Notebooks liegen die Bildauflösungen bei 1024 × 768 (XGA) und 1400 × 1050 (SXGA+) Bildpunkten. Die Display-Größe gibt die Bildschirmdiagonale an, die zwischen 12 und 15,4 Zoll liegt. Beim Outdoor-Einsatz entscheiden die Bildhelligkeit und der Kontrast darüber, ob man auch bei Tageslicht am Display noch etwas erkennt. Aufgrund eines zusätzlichen Schutzglases sind die Displays einiger Rugged-Modelle weniger brillant als bei normalen Notebooks.

Schnittstellen/Kommunikation: Ebenso wie ein Modem- und LAN-Anschluss zum Standard gehören, gehören auch mehrere USB-Schnittstellen für den Anschluss von Maus, Drucker/Plotter, USB-Stick/Festplatte etc. zur Pflicht. Nicht jedes Notebook verfügt über eine Firewire-Schnittstelle für die schnelle Übertragung großer Datenmengen, einen PC-Card-Steckplatz für externe Netzwerk- oder Funkkarten oder eine serielle RS232-Schnittstelle. Nützlich für die schnelle Übertragung von Digitalkamera-Fotos auf den Rechner ist ein eingebauter Multiformat-Speicherkartenleser, den jedoch nur einige Semi-Rugged-Modelle bieten. Die nötige Mobilität beim Zugriff auf externe Netzwerke und beim Austausch von Sprachinformationen bieten Technologien zur drahtlosen Kommunikation. Dazu gehören das drahtlose lokale Netzwerk (Wireless LAN oder WLAN), Bluetooth für die Kommunikation per Funk zwischen Drucker, Notebook und Desktop-PC sowie IrDA, eine Infrarot-Schnittstelle für die optische Datenübertragung über kurze Distanzen.

Akkus: Die Akkulaufzeit – eine Schwäche der meis­ten Notebooks – spielt insbesondere beim Aufmaß oder der Vor-Ort-Erfassung von Systemdaten eine wichtige Rolle. Bei einem realistischen Nutzungsprofil machen portable Rechner häufig schon nach 2-3 Stunden schlapp. Herstellerangaben sind mit Vorsicht zu genießen, denn die angegebenen 5 oder gar 8 Stunden Akkubetrieb sind nur bei einem praxisfernen, extrem sparsamen Festplattenzugriff, geringer CPU-Auslastung und ohne Lüfterbetrieb zu erreichen. Behelfen kann man sich mit einem zweiten Akku-Satz. Deshalb ist auch wichtig, wie schnell man Akkus wieder aufladen kann.

Gehäuse/Tastatur/Zubehör: Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen bietet vor allem ein kratz- und schlagfestes Leichtmetall-Gehäuse, das zusätzlich an den Ecken und Kanten mit Gummipuffern Stürze und Stöße abfedert. Dieser Zusatzschutz macht Rugged-Notebooks größer und schwerer als üblich. Mit 4-7 cm und 4-5 kg sind Bauhöhe und Gewicht doppelt so groß wie bei konventionellen Modellen. Da die Tastaturfläche kleiner ist, sind einige Tasten anders angeordnet als beim Desktop-PC. Der Umstieg vom Bürorechner ist daher gewöhnungsbedürftig. Auch mit einem integrierten Touchpad kann nicht jeder arbeiten. Deshalb besteht alternativ die Möglichkeit, eine externe PC-Tastatur und eine Maus anzuschließen. Eine besondere Form von Rugged-Notebooks sind Tablet- oder Convertible-Modelle. Das LC-Display ist bei diesen Geräten Schreibtafel und Bildschirm zugleich, was eine zusätzliche grafische Dateneingabe per Stift ermöglicht. Für den wechselnden Einsatz Büro/Baustelle empfiehlt sich eine optionale Docking-Station im Büro. Auch für Fahrzeuge gibt es Halterungen und Akku-Ladegeräte.

Preis: Rugged-Notebooks sind nicht billig. Die zusätzliche technische Ausstattung und der Mehraufwand für das Gehäuse haben ihren Preis. In der Regel muss man etwa das Zweifache dessen bezahlen, was man von technisch vergleichbaren konventionellen Business-Notebooks gewohnt ist. In der Fully-Rugged-Version kosten sie zwischen 3000 und 5000 €. Mit rund 1000 bis 2500 € sind Semi Rugged-Modelle etwas preiswerter. Deshalb sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen, ob der zusätzliche Schutz den Mehrpreis auch wert ist.

 

Welches Notebook benötigt man?

Bevor man sich für ein Rugged-Notebook entscheidet, sollte man sein persönliches Einsatzprofil intensiv hinterfragen. Muss es wirklich die fully-ruggedized-Variante sein? Die „Kaltduscher“ unter den Notebooks vertragen zwar auch mal einen Knuff, technisch hinken insbesondere fully-ruggedized-Modelle aber hinter dem aktuellen Standard hinterher. So entsprechen die Leistung von Prozessor und Grafikkarte, die Größe von Arbeitspeicher und Festplatte in der Standardversion meist nicht den bei konventionellen Notebooks aktuell üblichen Werten. Auch gibt es bei der Displaygröße eine mechanisch bedingte Obergrenze, die bei etwa 15,4 Zoll liegt. Hinzu kommt, dass Schutzklassen-Angaben der Anbieter nicht immer transparent und aussagekräftig sind. Doch andere Lösungen, wie ein im Koffer geschütztes konventionelles Notebook oder eine Staub-/Regenschutzhaube für die Baustelle, taugen kaum auf Dauer und so gibt es zur „Rugged“-Ausführung häufig keine Alternative. Wenn Notebooks regelmäßig widrigen Bedingungen vor Ort standhalten müssen, sind Rugged-Notebooks unersetzlich.

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