Herausforderung Hotel

Lüftungs- und Klimatechnik für alle Anforderungen Umsetzung im Hotel Emporio

Kaum eine Immobilie bietet so viele unterschiedliche Klimazonen wie ein Hotel. Das Gebäude selbst vereinigt die unterschiedlichsten Räumlichkeiten unter einem Dach mit komplexen und vielfältigsten Anforderungen an die Lüftungs- und Klimatechnik. Der nachfolgende Beitrag zeigt die Anforderungen der einzelnen Bereiche auf und berichtet über die Umsetzung im Hamburger Hotel Emporio.

Unterschiedliche Klimazonen – vom Ein­­zelzimmer über den Küchen- bis zum Wellnessbereich – stellen hohe Anforderungen an die Hotelklimatisierung. Auch die Hotelgäste besitzen individuelle Bedürfnisse: Die einen lieben es kühl, die anderen bevorzugen wohlige Wärme. Ruhig möchten es aber alle haben.

Flexible Lösungen

Wer sich den anspruchsvollen Herausforderungen stellt, muss flexible und anpassungsfähige Lösungen für das Hotel entwickeln. Im Mittelpunkt der Über­legungen stehen das Wohlbefinden und die Sicherheit des Menschen, aber auch der nachhaltige Schutz der Umwelt. Um die Klimawelten eines Hotels zu verstehen, bietet sich ein Rundgang durch ein modernes Haus an.

Schon in der Lobby warten anspruchsvolle Aufgaben. Zumeist sind dies hohe,­ weitläufige Räume, die hochflexibel auf unterschiedliche Einflüsse reagieren müssen. Hier bieten sich Decken­drall­durch­lässe an, die für ein angenehmes Empfangsklima sorgen. In besonders großen Empfangsbereichen kommen Weitwurfdüsen zum Einsatz, wo die Zuluft vom Durchlass bis zum Auf­ent­haltsbereich große Entfernungen­ über­brücken muss. Gepaart mit Fußboden­durch­lässen sorgen Sie für eine energie­effiziente Luft­führung in Räumen, indem sie vorhandene Konvektionsströmungen im Aufenthaltsbereich unterstützen. So werden örtliche thermische Lasten gezielt abgeführt. Moderne Gebäudeleittechnik ermöglicht für alle Komponenten eine schnelle Anpassung an wechselnde klimatische Bedingungen.

Danach der Flur. Hier halten sich viele Menschen meist nur kurzzeitig auf. Da diese Bereiche innen im Hotel liegen, ist eine ausreichende Luftzufuhr unumgäng­lich. In modernen Häusern kommen hier meist Deckenluftdurchlässe zum Einsatz.

Anforderungsbereich Hotelzimmer

Der nächste Bereich ist das Hotelzimmer. Wir treffen auf einen relativ kleinen Raum, der sich den Wünschen der Gäste anpassen muss und daher große Anforderungen an die Raumlufttechnik stellt. Gerade die Zimmer sind im Hotel ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Die Klimatechnik untersteht daher einer Reihe von unverzichtbaren Faktoren:

unsichtbar in die Architektur integriert,

hocheffizient und damit Betriebskosten sparend,

individuell vom Gast regelbar,

leise und zugfrei,

Stand-by-Modus zentral steuerbar, variabel für verschiedene Lastfälle; mit Mindestluftvolumen zur Beseitigung von Geruchsstoffen.

Bei zentraler Klimatisierung bieten sich hier Luft-/Wasser-Systeme, sogenannte Deckeninduktionsdurchlässe, an. Die Mischlüftung sorgt im Gastraum für ein angenehm leises Wohlfühlklima. Ein Raumbediengerät gibt dem Gast jederzeit die Möglichkeit, das Klima im Hotelzimmer nach seinen Wünschen individuell zu steuern. Dabei funktioniert das System geräuschlos, um auch bei durchgängigem Nachtbetrieb den Schlaf des Hotelgastes nicht zu stören.

Werden dezentrale Lösungen angestrebt, lässt sich auf die dezentralen Lüftungsgeräte zurückgreifen. Sie verschwinden in der Fassade, Brüstung oder können neben den Fenstern installiert werden. Moderne dezentrale Geräte stellen bei Bedarf bis zu 120 m3/h Außenluft bereit. Sie wird gefiltert und strömt bedarfsgerecht – je nach Wunsch des Kunden – erwärmt oder gekühlt als Zuluft in den Raum.

Wichtiger Teil des Gästebereiches ist das Bad. Der Anspruch an die Klimatechnik: rascher Luftaustausch und vor allem Feuchtigkeitsabzug. Die eingesetzten Ventile sollten dabei nur im Bedarfsfall öffnen. Abgesaugt wird, wenn das Bad benutzt wird.

Klima bei Bar und Restaurant

Unser Rundgang geht weiter in die Bar und das Restaurant. Herrscht dort Hochbetrieb, werden Höchstleistungen vom Restaurantteam und auch von der Lüftungsanlage abgefordert: leise, unbemerkt und ohne viel (Luft-)Wirbel. Die Zeit zwischen den Hauptmahlzeiten müssen Anlage und Personal für eine Erholungspause nutzen. Die Luftqualitätsfühler der Volumenstromregler sollten hier kontinuierlich die Qualität der Luft messen und ans Regelsystem die bedarfsgerechte Luftmenge melden. Auch in diesen Bereichen zählt: leise und leistungsfähig.

Viele Häuser stellen Konferenz- und Besprechungsräume zur Verfügung. Hier wird gearbeitet, die Anforderung, die an die Lüftung gestellt wird, heißt möglichst viel Frischluft, um die Leistungsfähigkeit der Raumnutzer zu erhalten. Mittel der Wahl sind dort Volumenstrom-Regel­geräte, die über elektronische oder pneumatische Regelkomponenten verfügen. Sie können die Temperatur und/oder die Qualität der Raumluft individuell mithilfe des Zuluft-Volumenstroms regeln. Es wird nur so viel Luft zugeführt, wie benötigt wird. Das spart Energie.

Hochleistungslüftung ist auch in der Küche unverzichtbar. Hier paart sich das enorme Aufkommen an Zu- und Abluft noch mit einem erhöhten Bedarf an Sicherheit und Hygiene. Mittlerweile sind für diesen Bereich speziell entwickelte Brandschutzklappen auf dem Markt. Für die Lüftung bieten sich Quelllüftungs­systeme an, die bei hoher Leistung Zug­erscheinungen vermeiden.

Nach der Konferenz ist Wellness angesagt. Hohe Luftfeuchtigkeit und Temperatur­schwankungen fordern Technik und Materialien heraus. Die Raumlufttechnik muss gerade hier für ein entspannendes Wohlfühlklima sorgen. Die Anforderung an die Klimatechnik in dieser Sektion des Hotels hat ihren Schwerpunk in der Beseitigung hoher Feuchtigkeitslasten. Für besonders große Spa-Bereiche werden dabei vermehrt Weitwurfdüsen eingesetzt.

Nach der Entspannung noch mal in den Wagen und zum Sightseeing. Der Weg führt durch die Tiefgarage.

Gerade hier muss die Lüftungstechnik für eine funktionstüchtige Entrauchung und ausgezeichneten Brandschutz im Falle eines Falles sorgen.

Im Technikraum laufen die Fäden der technischen Gebäudeautomation zusammen. Von zentraler Stelle aus wird die Gebäudetechnik einschließlich der Klimatisierung kontrolliert und geregelt. Die „Lunge“ der Anlage, das RLT-Zentralgerät, sorgt bedarfsabhängig für die entsprechende Luftzufuhr. Und hier endet unser Rundgang.

Umsetzung im Hotel Emporio

Realisiert wurden diese unterschiedlichen Anforderungen an ein modernes Hotel u. a. im Hamburger Scandic Hotel Emporio, das vom Ingenieurbüro­ HSGP GmbH geplant wurde. Frische Luft und ein individuell steuerbares Zimmer­klima im Hotelzimmer sind heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Die Wichtigkeit guter Hotelluft spiegelt sich schließlich auch im Kriterienkatalog der deutschen Hotelklassifizierung wider.

Kai Grabis, Geschäftsführender Gesell­schafter des TGA-Planungsbüros HSGP, fasst die zentralen Elemente des Raumlüftungs­konzepts zusammen:

„Die zentralen Lüftungsgeräte für die Hotelzimmer befinden sich auf dem Dach und versorgen über Schächte die Hotelzimmer und Zugangsflure. Die Verteilung der Zuluft erfolgt über ein Kanalnetz zu den vertikalen Zimmerschächten, die geschossweise brandschutztechnisch geschottet sind. Sie wird dem Induktionsgerät ‚DID-E‘ zugeführt, das unter der Decke im Eingangsbereich eingebaut ist. Die Zuluft wird über verstellbare Lamellengitter ins Zimmer eingebracht und im Bad über Tellerventile wieder abgesaugt. Über ein Gitter im Eingangsbereich des Zimmers wird die Umluft angesaugt. Alle Hotelzimmer verfügen über eine Einzelraum-Temperaturregelung. Außerhalb der Nutzungszeiten werden die Hotelzimmer aus Energiespargründen nur be- sowie entlüftet und im Winter durch die Regelung nur so weit temperiert, dass eine Auskühlung verhindert wird“.

Info

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB hat diese Lösung honoriert. Das Scandic Hamburg Emporio erhielt das Vorzertifikat in Silber.

Mit der Auszeichnung wird die ganz­heitliche Qualität des Gebäudes – bezogen auf Wirtschaftlichkeit, Energie-
effizienz und Nutzerkomfort – detailliert und nachvollziehbar ausgewiesen. Gleichzeitig spricht das Zertifikat für ein Hotelklima, bei dem sich der Gast wohl- und sicher fühlt.

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