Intersolar 2014

Lösungsansatz: in Systemen denken  Kreativität, Spontaneität und Ideen sind gefragt

Vom 4. bis 6. Juni 2014 strömten rund 44 000 Besucher auf die Messe München zur Intersolar Europe und der gleichzeitig stattfindenden Fachmesse electrical energy storage (ees). Rund 1100 Aussteller aus 48 Ländern zeigten an drei Messetagen Produkte und Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Solarwirtschaft. Die politischen Rahmenbedingungen der Energiewende, die Marktentwicklung der Branche und neue Geschäftsmodelle waren aber nicht nur Thema der Messe, sondern wurden auch auf der Intersolar Europe Conference diskutiert. Vom 2. bis 4. Juni trafen sich zur Konferenz und ihren Side-Events im ICM – Internationales Congress Center München rund 1300 Teilnehmer.

Aktuell werden bereits 25 % des Stroms in Deutschland aus regenerativen Quellen erzeugt. Insoweit hat die Energiewende, zumindest im Strombereich, einige Fortschritte erzielt. Diesem Vorbild eifern inzwischen auch andere Nationen nach, so dass laut dem auf der Intersolar Europe veröffentlichten „Global Market Outlook 2014–2018“ der European Photovoltaic Industry Asso­ciation (EPIA) die neu installierte PV-Leistung im vergangenen Jahr weltweit auf 38,4 GW wuchs. Das bedeutet ein Plus von 28 % gegenüber 2012. Dabei übernehmen zunehmend die Märkte außerhalb Europas die Spitzenplätze bei den Zubauzahlen. Laut dem Bericht wird sich dieser Trend hin zu einer Internationalisierung der Märkte auch in den nächsten Jahren fortsetzen und verstärken. So steigen nach dem gemittelten Szenario die jährlichen Neuinstallationen von über 40 GW in 2014 auf rund 55 GW in 2018. Dies führt auch dazu, dass die Photovoltaik global immer deutlicher als eine Säule der zukünftigen Energieversorgung und als Investitionsmöglichkeit wahrgenommen wird. Auf der Intersolar Europe war die Internationalisierung deutlich zu spüren. Die Unternehmen machen ihre Geschäfte zunehmend außerhalb Europas, wo die Märkte besonders wachsen, wie in China, Südostasien, Japan oder den USA.  

Systemgedanke im Mittelpunkt 

Besonders der Systemgedanke steht bei immer mehr Ausstellern im Mittelpunkt: Viele Unternehmen stellten Eigenverbrauchslösungen für Haushalte und Gewerbe vor, die in Kombination mit Energiespeichern für eine höhere Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen sorgen. Mit Energiemanagementsystemen werden sich Speicher zukünftig effizient vernetzen können, um überschüssigen Strom länger verfügbar zu machen. Daneben rückt die Kombination mit anderen Technologien immer stärker in den Mittelpunkt. Der neue Themenbereich „Regenerative Wärme“ auf der Intersolar Europe und das dazugehörige Forum griffen diesen Trend auf, muss jedoch in den folgenden Jahren noch stärker mit Leben erfüllt werden.

Zudem war auf der Fachmesse zu beobachten, dass der Kundennutzen stärker in den Fokus der Aussteller gerückt ist: Je nach Zielsetzung kann etwa im gewerblichen Sektor eine Südausrichtung mit einem bis zu 15 % höheren Ertrag bei starker Leistungsschwankung im Jahresbedarf oder die Ost-West-Ausrichtung mit einer flacheren Ertragskurve, die gleichmäßigere Erträge bringt, sinnvoll sein. Bei den Stromspeichern gibt es ähnliche Überlegungen, die je nach zeitlicher Ansprache zu unterschiedlichen Lösungen führen. So gibt es Stromspeicher, die kurzfristig große Leistungen zur Verfügung stellen, oder andere, die flexibler be- und entladen werden können. Durch die Kombination von thermischem und elektrischem Speicher mit der Eigenstromerzeugung kommen, wenn politische Vorgaben solche Lösungen nicht vollkommen unwirtschaftlich werden lassen, neue Alternativen der Speicherung in Betracht.

BayWa r.e. beispielsweise hat das eigene Produktportfolio für Solarsysteme um Wärmepumpen für das Brauchwassersystem erweitert und ist hierfür eine Vertriebspartnerschaft mit Stiebel Eltron eingegangen.

Der Mehrwert entlang der Wertschöpfungskette kann durchaus noch gesteigert werden. So hieß es bei Renusol, Spezialist im Befestigungsbereich, dass die Indus­tria­lisierung im Befestigungsbereich noch am Anfang stehe. Dabei wird für die Montage des schienenlosen „FS 10“Ost-West-Flachdachsystems nur ein 13er-Schlüssel benötigt.

„Intelligenz“ heißt „Kommunikation“

Der Wärmepumpenspezialist Dimplex nutzte die Fachmesse zur „Produktvorstellung für eine CO2-neutrale Zukunft“, wie es Deutschland-Geschäftsführer Jochen Engelke formulierte. Dr. Andreas Jordan vom Büro für die Energiewende und freier wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie sieht noch Nachholbedarf: „Der Wärmesektor ist vernachlässigt und muss viel stärker angegangen werden.“ Und Dr. Jordan ergänzt: „Wir haben eine grundlegende Transformation der Energiesysteme vor der Brust.“ Dass dazu das Energiemanagement von den großen Energieanbietern zu den Kunden wandert, sieht auch Bernhard Schumacher von der MVV Energie AG: „Das dezentrale Energiemanagement liegt in den Händen unserer Kunden. Das virtuelle Kraftwerk daraus bilden wir.“ Hier wird eine klare Aufgabenteilung gesehen. Doch noch müssten dazu regulatorische und sicherheitstechnische Aspekte geklärt werden. Dazu bedarf es Sprachstandards, die es erlauben, die Stromerzeugung stärker aufeinander abzustimmen, spontane Stromüberschüsse sinnvoll zwischenzuspeichern und so abzurufen, dass Erzeugungsschwankungen zumindest teilweise geglättet werden.

Qualität und Sicherheit

Im Rahmen der Intersolar wurde erstmals die electrical energy storage (ees) als internationale Fachmesse für Batterien, Energiespeicher und innovative Fertigung veranstaltet. Energiespeicher sind ein wichtiger Baustein, um in Zukunft die Erzeugung von Solarstrom vom Verbrauch zu entkoppeln und die Stromnetze zu entlasten. Damit sind Energiespeicher nicht nur ein vielversprechender Wachstumsmarkt, sondern auch zentral für das Gelingen der Energiewende notwendig. Die vom KIT heraufbeschworene Diskussion über die Sicherheit von Batteriespeichern wurde zu einem weiteren wichtigen Messethema. Die Diskussion wurde grundsätzlich begrüßt. Doch müsse darauf geachtet werden, dass der Markt für PV-Speicher nicht in Mitleidenschaft gezogen werde. Das KIT hat eine Checkliste (www.kit.edu/downloads/KIT_Li-Ionen_Checkliste.pdf) erarbeitet, die Hilfestellung bei der Wahl des richtigen Li-Ionen-Batteriespeichers bieten soll.

Zudem haben der ZVEH und der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) den PV-Speicherpass herausgebracht. Mit ihm dokumentieren Installationsbetriebe für ihre Auftraggeber die Qualität der verbauten Komponenten sowie die fachgerechte Installation, die Prüfung und die Einhaltung aller Regeln und Normen. Der Speicherpass (www.speicherpass.de) spiegele dabei die Einhaltung höchster Sicherheitsanforderungen beim Betrieb des Speichersystems wider, hieß es. Welche Elemente davon im Einzelnen erfasst sind, haben die beiden Verbände aktuell in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Titel „Zur Sicherheit von Solarstromspeichern“ dokumentiert. Wer diese Standards einhält, hat auch die Möglichkeit, vom Speicherförderprogramm der Bundesregierung zu profitieren, das von der KfW-Bankengruppe umgesetzt wird. Die Bank akzeptiert bei der Auszahlung von finanziellen Mitteln den Pass als Ersatz für die Fachunternehmererklärung.

Fazit

Die Solarbranche benötigt wieder mehr Aufbruchstimmung. Der „Geist von Freiburg“, die Kreativität, Spontaneität und Ideen, wie sie die Intersolar noch auf dem Messegelände Freiburg von Jahr zu Jahr aufs Neue gelebt hat, ist zu sehr einem nüchternen Arbeitsalltag gewichen. Glücklicherweise gab es jedoch einige Hersteller, darunter auch Erstaussteller, auf der Messe, die einen hoffnungsvoll stimmen lassen. Von daher wird die Intersolar Europe vom 10. bis 12. Juni 2015 zusammen mit der electrical energy storage (ees) möglicherweise mit mehr europäischer Kreativität und einem guten Stück Spontaneität wieder zu alten Stärken zurückfinden.

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