Handwerker online

Mehr Segen als Fluch

Auftragsbörse im Internet

Umsatzplus im Internet? Wer das gegenüber einem Handwerker behauptet, erntet oft skeptische Blicke und Kopfschütteln. Ja, eine eigene Website als „Online-Visitenkarte“ mag sinnvoll sein, und die Möglichkeit, im Internet schnell und einfach nach möglichen Großhändlern zu recherchieren, wird gerne genutzt. Aber Aufträge im Internet akquirieren? Dort bekomme man nur Aufträge zu Dumping-Preisen, die sich nicht lohnen, lautet das immer wieder hervorgebrachte Argument. Die Entwicklung der Zahlen von Online-Auftragsbörsen spricht aber eine andere Sprache.

Immer mehr Handwerker nutzen Online-Auftragsbörsen im Internet, um an neue Aufträge und Kunden heranzukommen. Allein beim Marktführer in Deutschland MyHammer suchen mittlerweile 200000 Handwerker und Dienstleister nach Aufträgen von Privatpersonen und Betrieben, insgesamt haben sich fast eine Million Nutzer bei dem Online-Marktplatz registriert. Damit hat der Branchenprimus im Jahr 2008, dem vierten Jahr seines Bestehens, seine Mitgliederzahl verdoppelt. Wurden dort 2007 Aufträge im Wert von 120 Mio. € vermittelt, waren es 2008 bereits 200 Mio. €.

Seit mehr als 15 Jahren gibt es das World-Wide-Web und fast genauso lange zerbrechen sich kleine und große Unternehmen den Kopf darüber, wie sie dieses Medium für sich nutzen können, um ihren Geschäftserfolg zu steigern. Mit dem Handwerk und Dienstleistungsbereich geht derzeit eine der letzten Branchen online – immerhin die zweitgrößte der deutschen Volkswirtschaft. Das Handwerk schlägt damit den Weg ein, der vor rund zehn Jahren von Ebay für den Warenverkehr vorgemacht wurde. Dies liegt an Internet-Pionieren wie MyHammer, die für die Online-Vermittlung von Handwerksaufträgen und anderen Dienstleistungen eine Infrastruktur geschaffen haben, die kleinere Unternehmen und Selbstständige für ihren eigenen Geschäftserfolg nutzen können.

Aufträge in auftragsschwachen Zeiten

Die Online-Vergabe bietet viele Vorteile: Die Vertriebskosten sind sehr viel niedriger als beispielsweise für eine Anzeige in einem Branchenbuch, der Erfolg ist außerdem unmittelbar messbar. Herrscht mal ein paar Tage Auftragsflaute, kann man sehr schnell an neue Aufträge kommen, zur Not auch mal durch niedrigere Preise als sonst – das macht auch betriebswirtschaftlich Sinn, denn die Fixkosten für die Werkstatt, das Auto und den Lehrling ohne gleichzeitigen Umsatz können schnell zur Belastung für den Betrieb werden. Seit fast vier Jahren ist MyHammer unter www.myhammer.de erreichbar und bietet täglich mehr als 30 000 Ausschreibungen an. „Jeden Tag werden rund 1500 Ausschreibungen in mehr als 30 Kategorien neu eingestellt“, sagt Gerrit Müller, Vorstandsvorsitzender der My-Hammer AG.

Der Fliesen-, Platten- und Mosaiklegemeister Andreas Schulz aus dem niedersächsischen Bad Gandersheim ist der lebende Beweis dafür, dass sich das Internet für Handwerker auch jenseits von Auftragslücken zur Akquise von Neukunden eignet. Früher hat der 45-jährige Fachmann fast 100 % seiner Jobs über öffentliche Ausschreibungen erhalten, „Das hat sich zum Schluss nicht mehr gelohnt, oft musste ich schon für die Ausschreibungsunterlagen bezahlen, und zum Schluss haben häufig Dumping-Anbieter den Zuschlag erhalten“, erinnert sich Schulz. Seit Anfang 2007 ist der gebürtige Berliner auf der Plattform MyHammer angemeldet und hat sich seither dort einen Namen gemacht. Er bekommt rund die Hälfte seiner Aufträge über MyHammer, nicht zuletzt dank der über 30 guten Bewertungen, die er von bisherigen Auftraggebern erhalten hat. „Ich bin nicht der günstigste, aber gewinne immer wieder schöne Aufträge, meist dann, wenn ich bei einer Besichtigung die Kunden vor Ort überzeuge, dass Qualität ihren berechtigten Preis hat“, sagt Andreas Schulz.

Qualität zählt mehr als der Preis

„Geiz-ist-geil‘ ist nicht unsere Botschaft“, bestätigt Gerrit Müller die Erfahrungen von Schulz.

„Schließlich sind die Handwerksbetriebe unsere wichtigsten Partner. Wir haben ein starkes Interesse daran, gute Handwerker für MyHammer zu gewinnen, weil sie unter anderem auch für den guten Ruf der Plattform sorgen“, so Müller. Anders als viele Kritiker befürchten, erzielen qualitativ gut bewertete Handwerker gute Preise bei den Aufträgen. Damit haben Handwerker und Dienstleister bei MyHammer gute Chancen, ihren beruflichen und wirtschaftlichen Erfolg selbst zu beeinflussen: Gute Arbeit sorgt für gute Bewertungen und diese sorgen wiederum für mehr Umsatz. „Es ist ganz wichtig zu wissen, dass wir kein Auktionshaus sind, bei dem es darum geht, den günstigsten Preis zu erzielen“, betont Müller. „Unsere Erfahrung zeigt, dass sich nur rund 30 % der Auftraggeber bei MyHammer für das günstigste Angebot entscheiden“, so der Vorstands-Chef weiter.

Für eine komplette Badsanierung im süddeutschen Ort Gräfeling erhielt ein Fachbetrieb mit 7800 € den Auftrag, obwohl ein Wettbewerber rund 300 € preiswerter war und obwohl das Angebot über der Preisvorstellung des Auftragsgebers in Höhe von 7000 € lag. Nach der erfolgreichen Sanierung war der Auftragnehmer begeistert und bot sich an, für potentielle Kundenanfragen als Referenz zur Verfügung zu stehen. „Unser System trennt die Spreu vom Weizen, jeder Handwerker wird nach einem Auftrag nach Zuverlässigkeit, Qualität und Freundlichkeit bewertet“, erklärt Gerrit Müller. „Auf diese Weise machen wir die Leistungen von Handwerkern transparent, davon profitieren vor allem Handwerker, die gut und zuverlässig arbeiten.“

Zum Beispiel Walter Brem mit seinem Altgesellenbetrieb im bayerischen Reut: Seit Mitte November 2005 ist er bei MyHammer registriert und hat inzwischen seine komplette anderweitige Werbung eingestellt. „Ich akquiriere Aufträge nur noch über MyHammer, da kann ich mir die anderen Kosten sparen.“ Inzwischen generiert der Kleinbetrieb monatlich Umsätze von 5000 bis 15 000 € mit MyHammer. Besonders erfreut hat Brem der Umstand, dass sich durch die geleisteten Arbeiten dauerhaft Folgeaufträge ergeben haben. „Ich kann tatsächlich sagen, dass bei rund 80 % der Aufträge, die ich über MyHammer bekomme, Folgeaufträge entstehen.“ Darüber hinaus schätzt Brem die Plattform, weil er sich genau die Aufträge heraussuchen kann, die zu ihm passen. „Und dass während der Bietphase völlige Transparenz herrscht, finde ich hervorragend. Kungelei ist bei MyHammer ausgeschlossen.“

Auftraggeber, die keine Ausschreibung starten, sondern direkt einen Handwerker kontaktieren wollen, können dies bei MyHammer ebenfalls tun, seitdem im Februar neben dem Marktplatz das Branchenbuch eingeführt wurde. Handwerker können sich hier mit Kontaktdaten, Fotos von Referenzaufträgen und detaillierten Qualifikationsnachweisen, beispielsweise der Angabe ihrer Meisterbriefs samt Gewerk, präsentieren. „Der große Vorteil gegenüber Anzeigen in der Tageszeitung ist hier, dass alle rund 400 000 Bewertungen, die Handwerker auf dem Marktplatz erhalten haben, hier auch für potentielle Auftraggeber sichtbar sind“, erklärt Gerrit Müller. Der vielleicht größte Vorteil für Handwerker im MyHammer-Branchenbuch heißt Google. Denn Handwerker werden mit ihren MyHammer-Profilen dank der starken Reichweite von www.myhammer.de über Suchmaschinen wesentlich besser gefunden als beispielsweise mit einer eigenen Homepage.

Schwarzarbeiter werden aussortiert

Doch wie wird verhindert, dass sich Schwarzarbeiter und Billigkolonnen auf der Plattform breitmachen? „Zunächst einmal haben sowohl Handwerker und Dienstleister als auch Auftraggeber die Möglichkeiten, Verstöße zu melden“, erklärt Müller. MyHammer geht solchen Verstoßmeldungen genauso nach wie Hinweisen von Handwerkskammern und entfernt unseriöse Anbieter gegebenenfalls. „Selbstständige Handwerker und Dienstleister sind ja auch Kaufleute – und es fällt schnell auf, wenn Preise aus dem Rahmen fallen. Unser System ist transparent, schwarze Schafe fallen schnell auf.“

Zahlungsausfälle werden minimiert

Das gilt nicht nur für die Handwerker, sondern auch für Auftraggeber, die nach jedem durchgeführten Auftrag ebenfalls bewertet werden. Im Klartext heißt das, dass Handwerker sich ihre Kunden selbst aussuchen und so das Ausfallrisiko durch Kunden mit schlechter Zahlungsmoral minimieren können.

Handwerker, die auf Nummer sicher gehen wollen, können außerdem den MyHammer-Treuhandservice nutzen. Der Service informiert den Handwerker, dass das Geld vom Auftraggeber eingetroffen ist und er nun loslegen kann. Hat er seine Arbeiten erledigt und gibt der Auftraggeber die Zahlung frei, bekommt der Handwerker den Betrag gutgeschrieben.

Doch der Treuhandservice ist meistens gar nicht nötig. „Neulich hat mir ein Handwerker aus Darmstadt gesagt, dass MyHammer-Auftraggeber eine wesentlich bessere Zahlungsmoral haben als Auftraggeber, die nicht über das Internet gekommen sind“, erzählt Gerrit Müller von dem MyHammer-Stammtisch, den das Unternehmen gerade in Frankfurt am Main veranstaltet hat.

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