Nachrüstung von Flächenheizungen

Komfort für den Bestand Rahmenbedingungen & Installationsschritte

Im Neubau bei Ein- und Zweifamilienhäusern sind Fußbodenheizungen mittler­weile Standard. Im Bestand jedoch mussten bisher viele Haushalte auf den Komfort einer Fußbodenheizung verzichten, da es kaum Lösungen zur schnellen und kostengünstigen Nachrüstung gab. Jetzt stehen hierfür Flächenheizungen zur Verfügung, die speziell für die Nachrüstung in bestehenden Gebäuden entwickelt wurden. So gibt es nun auch eine Lösung, bei der die Fußbodenheizungsrohre direkt in den vorhandenen Estrich eingebracht werden. So kann innerhalb nur eines Arbeitstages eine Fußbodenheizung installiert werden.

Der Wunsch nach dem Komfort einer Flächenheizung ist mittlerweile auch im Bereich der Modernisierung stark verbreitet. Die Freiheit in der Raum-, Fenster- und Wandgestaltung, die man mit der Wahl einer Flächenheizung gewinnt, wird sehr geschätzt. Dem standen im Bestand bisher jedoch oft technische Probleme gegenüber, wie zum Beispiel die hohen Vorlauftemperaturen der alten Wärme­erzeuger oder die Veränderung der Höhe der Treppen und Türen. Mit Systemen wie „ROTEX cut“ können diese technischen Hürden nun gelöst werden. So kann beispielsweise die bestehende Bodenhöhe erhalten bleiben und die Türen müssen nicht gekürzt werden.

Offen für alle Wärmeerzeuger 

Die nachträglich eingefräste Fußbodenheizung ist offen für alle Wärmeerzeuger und kann mit dem alten Öl-/Gas-Heizkessel kombiniert werden. Besonders geeignet ist eine Fußbodenheizung auch für den Betrieb mit einer Wärmepumpe, da in dieser Kombination die Effizienzvorteile der Wärmepumpe besonders zur Geltung kommen. Denn Fußbodenheizungssysteme benötigen aufgrund ihrer großen Heizfläche eine niedrigere Oberflächentemperatur. Und je geringer die benötigte Vorlauftemperatur ist, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe.

Einfache Installation  

Die einzelnen Installationsschritte von „Rotex cut“ lassen sich anhand der Renovierung einer Doppelhaushälfte am Bodensee erklären. Sie zeigen, wie einfach das System für den Fachhandwerker zu installieren ist. Das 170 m² große Haus aus dem Jahr 1987 wurde nach einem Eigentümerwechsel renoviert. Der neue Hausbesitzer hat sich aus energetischen Gesichtspunkten und Komfortgründen entschieden, das alte Heizsystem, ein Gas-Niedertemperaturkessel, gegen eine Wärmepumpe mit Fußbodenheizung auszutauschen. Bisher wurde die Wärme in dem Haus über herkömmliche Heizkörper verteilt. Als neuer Wärmerzeuger wurde die Luft-/Wasser-Wärmepumpe „HPSU compact“ von Rotex (www.rotex.de) in den alten Heizungskeller eingebaut. Der Vorteil ist, dass der Wärmespeicher mit seinem Speicherinhalt von 500 l (davon 29 l Trinkwasserinhalt) und das Innengerät der Wärmepumpe in einem Gerät vereint sind und so auf geringer Aufstellfläche Platz finden. Die Fußbodenheizung „Rotex cut“ wurde innerhalb von zwei Tagen in den Estrich eingebracht und verlegt.

Schritt 1: Staubfreies Fräsen 

Grundsätzlich müssen vor dem Fräsen der alte Bodenbelag sowie Kleberückstände (z. B. vom Teppich) entfernt und der Estrich mit Haft- oder Tiefengrund behandelt werden. Mechanisch angegriffene Estriche sollten vorher mit einer Spachtelmasse ausgeglichen werden. Auch Risse im Estrich müssen vor dem Fräsen repariert werden und mittels eingelegter Nägel sowie Epoxidharz dauerhaft und kraftschlüssig verschlossen werden.

Die Kanäle für die Rohre der Fußbodenheizung werden dann direkt in den ­Estrich gefräst. Der anfallende Schleifstaub (ca. 1,5 kg/m2) wird vom integrierten Industriestaubsauger angesaugt. So wird ein staubfreies Arbeiten garantiert.

Als bestehende Bodenbeläge zum Fräsen eignen sich nahezu alle Estriche wie z. B. Zement, Anhydrid oder Trockenestrich, die einzige Ausnahme bildet der Guss­asphaltestrich. Bei allen Estrichen ist eine Stärke von 40 mm erforderlich. In der Doppelhaushälfte am Bodensee wurden die Kanäle in den vorhandenen Zement­estrich gefräst.

Schritt 2: Schnelles Verlegen der Heizungsrohre 

Nach dem Fräsen können die Heizungsrohre direkt in die gefrästen Kanäle verlegt und an den vormontierten Heizkreisverteiler angeschlossen werden. Der Heizkreisverteiler sollte mit der Unterseite in einem Abstand von 20 cm zum Fußboden und maximal 2 m von der geplanten Fußbodenheizung montiert werden. Damit beim Arbeiten mit fließfähigen ­Ausgleichsestrichen ein Aufschwimmen der Heizungsrohre verhindert wird, empfiehlt es sich, diese alle 150 cm mit temperaturbeständigem Flex-Kleber zu fixieren.

Schritt 3: Auswahl des Bodenbelags 

Nach dem Verlegen der Fußbodenheizung kann der Boden direkt vom Fliesen- bzw. Bodenleger verspachtelt und belegt werden. In dem Haus am Bodensee wird nach Fertigstellung der Renovierung der Boden mit Teppich und verklebtem Parkett bestückt werden. Grundsätzlich ermöglichen die speziellen Rotex-Rohre eine Vielzahl an verklebten Bodenbelägen wie Teppich, Fließen, Parkett und Kork.

Kombination Fußbodenheizung & BestandsHeizkörper

Wenn neben der nachgerüsteten Fußbodenheizung noch weitere Heizkörper vorhanden sind, ist auch eine Kombina­tion von beiden Systemen möglich. In der Doppelhaushälfte am Bodensee werden die Badezimmer mit der Fußbodenheizung und über Bad-Heizkörper beheizt. Mit speziellen Rohren wie dem „Rotex DUO“-Rohr können beide Systeme mit derselben Vorlauftemperatur und ohne zusätzlichen Aufwand betrieben werden. Sollen bestehende Heizkörper mit der „Rotex cut“ kombiniert werden, so sollte das System vorher durchgespült werden, um Rost und Sedimente aus den bereits bestehenden Heizkörpern zu entfernen. Um weitere mögliche Verunreinigungen abzuhalten, ist der Einbau eines Magnetabscheiders sinnvoll.

Marktpotential für die Nachrüstung  

In allen Einsatzbereichen haben Fußbodenheizungen aufgrund ihrer Flexibilität und Einsparpotentiale an Beliebtheit gewonnen. Wie einfach und effizient mittlerweile Flächenheizungen auch im Bestand nachgerüstet werden können, zeigt die Verlegung der Fußbodenheizung in der Doppelhaushälfte am Bodensee. Die neuen Systeme für den Bestand bedeuten für den Fachhandwerker zusätzliche Möglichkeiten, denn häufig stellt sich in Beratungsgesprächen heraus, dass ein Austausch des veralteten Heizkessels für den Kunden eine wirtschaftliche und in Kombination mit einer Fußbodenheizung die energetisch optimalere Lösung ist.

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