Ein trinkwasser-hygienisches Vorzeigeprojekt

Neun Kilometer Edelstahlrohr

Neubau einer Wohnan lage in Hannover

Höchste Ansprüche an das Qualitätsniveau der Bauausführung stellt der Bauherr „Apothekerversorgung Niedersachsen“, der eine Wohnanlage mit insgesamt 132 Wohneinheiten in Hannover errichten lässt. Dies gilt insbesondere bei gesundheitlich sensiblen Themen wie dem Erhalt der Trinkwassergüte. Deshalb werden in dem Neubau sämtliche Trinkwasserleitungen, von der Druckerhöhungsanlage bis zur letzten Wandscheibe, nach sehr genau geplanter Auslegung komplett aus dem Systemprogramm eines Herstellers aufgebaut.

Exklusives Wohnen verspricht die Wohnanlage „Lister Gracht“, die Hochtief Construction derzeit im Auftrag der Apothekerversorgung gemeinsam mit ARGE-Partner Gerlach in Hannover errichtet: Die 60 bis 157 m2 großen Wohnungen sind großzügig geschnitten. Viele bieten einen Blick über die künstlich angelegte Gracht: Alles in Allem ein anspruchsvolles Wohnkonzept, das neben der Architektur auch die technische Ausstattung des Gebäudekomplexes einbezieht.

Detaillierte Rohrnetzbetrachtung

Bereits in der Planungsphase wurde auf eine möglichst bedarfsgerechte Auslegung des Rohrleitungsnetzes für Trinkwasser geachtet. TGA-Fachplaner Marc Schulz vom SVK-Ingenieurbüro aus Haverlah: „Neben der Erstinvestition waren dem Bauherren die Folgekosten während der Nutzungsphase mindestens genau so wichtig. Dabei spielte neben den Betriebskosten, die bekanntlich ein Mehrfaches der Bausumme ausmachen, vor allem der Erhalt der Trinkwasserhygiene eine entscheidende Rolle.“ Statt sich allein am Gleichzeitigkeitsprinzip zu orientieren, überprüfte Marc Schulz z.B. die per CAD ermittelten Rohrdimensionen anschließend unter dem Gesichtspunkt, ob die Nennweiten zwischen 15 und 64 mm tatsächlich dem zu erwartenden Bedarf entsprachen. Oder ob sie evtl. – weil zu groß dimensioniert – ein potentielles Verkeimungsrisiko darstellten: „Um den Wasseraustausch im Rohrnetz abzusichern, kann die Nennweite oft um eine Dimension kleiner ausfallen als errechnet, ohne dass es dadurch zu Komforteinbußen kommt.“ Ursache für diese Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis sind die aus den Regelwerken entnommenen Pauschalwerte z.B. für die Widerstände von Verbindern oder Armaturen, die bei CAD-Programmen häufig hinterlegt sind. Wer mit den Herstellerangaben arbeitet, kommt oft zu güns­tigeren Ergebnissen. Planer Gerd Schulz erklärt: „Das fällt vor allem bei den Kellerverteilungen sowie den Steigleitungen mit den verhältnismäßig großen Rohrdimensionen ins Gewicht. Anstelle der errechneten Dimension 76,1 mm konnte so z.B. in der Kellerverteilung 64er-Rohr installiert werden.“

Qualifizierte Ausführung

Die fachgerechte planerische Vorleistung einer hygienisch optimalen Trinkwasserinstallation ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, die entsprechende Umsetzung auf der Baustelle die andere. Auf der Baustelle in Hannover funktioniert aber auch hier das Qualitätssicherungsprogramm, gibt Projektleiter Bernd Hantelmann vom Handwerksunternehmen Edeling (Burgdorf) einen Einblick in seine tägliche Arbeit: „Wie üblich sind unsere zwölf Mitarbeiter auf dieser Baustelle vor Beginn der Installationen noch einmal gezielt darauf hingewiesen worden, wo die Risiken für den Erhalt der Trinkwassergüte lauern und wie sie ausgeschlossen werden können.“

Dazu gehören auch vermeintliche „Kleinigkeiten“, z.B. die häufig nicht sachgerechte Lagerung des Rohrmaterials. An der „Lister Gracht“ hingegen sind die „Sanpress“-Rohre 1.4521 mit Planen abgedeckt und die Enden mit den zum Lieferumfang gehörenden grünen Stopfen verschlossen, um das Eindringen von Schmutz zu verhindern. Das gleiche gilt für offene Rohrenden während der Installationsphase: Überall, wo gerade nicht am Leitungsnetz gearbeitet wird, finden sich ebenfalls die Viega-Schutzkappen. Dass dies so durchgängig gehandhabt wird, hat neben der Einweisung der Mitarbeiter für Bernd Hantelmann aber noch einen weiteren Grund, und zwar die Qualifikation der eingesetzten Mitarbeiter. Fast ausnahmslos sind diese schon seit Jahren bei Edeling tätig. Zudem werden sie kontinuierlich geschult.

 

Sichtbare Wertigkeit

Auf welch hohem Qualitätsniveau sich die Installationen in der „Lister Gracht“ bewegen, ist schon auf den ersten Blick z. B. an den bis zu 60 m langen Rohrtrassen unter der Decke der Tiefgarage erkennbar: Von den Druckerhöhungsanlagen bis zur Wandscheibe für den Anschluss der Entnahmearmatur sind die Trinkwasser-Rohrleitungen durchgängig aus dem Edelstahl-Werkstoff 1.4521 aufgebaut (s. Kasten). In Kombination mit den „Sanpress Inox“-Verbindern signalisiert die Installation so aber nicht nur ihre Wertigkeit, sondern ist aufgrund des Werkstoffes auch dauerhaft für alle Trinkwasserqualitäten gemäß Trinkwasserverordnung geeignet.

Für Fachhandwerker Hantelmann und seine Mitarbeiter zahlte sich dabei aus, dass das neue Edelstahlrohr von Viega uneingeschränkt im Systemverbund eingesetzt werden darf: „Die Pressverbinder aus dem „Sanpress Inox“-Programm waren ebenso bekannt wie die „Easytop“-Zirkulationsregulier- und -absperrventile aus Rotguss. Die gesamte Installation konnte also in gewohnter Weise schnell und sicher verpresst werden.“ Zur Installationssicherheit trug in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die „SC-Contur“ bei, die für die Viega-Verbinder und -Armaturen typisch ist. Durch diese konstruktive Undichtheit im unverpressten Zustand fallen versehentlich nicht verpresste Verbindungsstellen schon beim Befüllen der Trinkwasseranlage durch deutlich sichtbaren Wasserauftritt auf.

Da alle auf der Baustelle installierten Komponenten in der Trinkwasseranlage über die „SC-Contur“ verfügen, kam ein weiterer Vorteil der vom DVGW bestätigten Funktionssicherheit zum Tragen, und zwar die zentrale Dichtheitsprüfung. Im Gegensatz zu Installationen, in denen sich z. B. noch geschraubte und gehanfte Gewindeverbindungen befinden, konnte die sonst vorgeschriebene Sichtkontrolle aller Verbindungen entfallen. Marc Schulz: „In der Summe spart das in so weit verzweigten Rohrleitungsnetzen viel Zeit und gibt zusätzliche Sicherheit, denn es kann nicht mehr vorkommen, dass bei dieser Sichtkontrolle irgendwo eine Verbindung übersehen wird.“

 

Dauerhafter Hygieneerhalt

Ende 2008 soll das Bauvorhaben „Lister Gracht“ nach nur zehnmonatiger Bauzeit fertiggestellt sein. Dann die vom Bauherrn geforderte, hygienisch in jeder Hinsicht einwandfreie Trinkwasserinstallation zu übergeben – das wird angesichts der akkuraten Planung der Trinkwasseranlage und der ebenso fachgerechten Ausführung völlig problemlos möglich sein. Dies gilt ebenso für den ebenso bestimmungsgemäßen Betrieb der Anlage, denn nach der Dichtheitsprüfung mit ölfreier Druckluft und der Erstbefüllung der Anlage unmittelbar vor Bezug der Wohnungen ist die protokollierte Übergabe an den Betreiber ebenfalls fester Bestandteil des Gesamtauftrages. Schulz: „Damit schaffen wir das notwendige Bewusstsein, wie wichtig z. B. die regelmäßige Wartung der Anlagenkomponenten oder das Spülen der Leitungen nach längeren Leerständen sind, um mikrobielle Belastungen des Wassers auszuschließen.“


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