Trinkwasserhygiene (Teil 4)

Prophylaxe für sauberes Wasser

Wie viel Vorsorge ist nötig?

Frage: Wie viel Vorsorge muss ich im Rahmen einer wirkungsvollen Trinkwasserhygiene betreiben?

Antwort: Das Trinkwasser, das aus unseren Wasserleitungen fließt, ist unser Lebensmittel Nr. 1. Alles, was die Qualität dieses wichtigen Lebensmittels beeinträchtigt, bedeutet zugleich eine Gefahr für unsere Gesundheit.

Daher ist es wichtig, dass Planung, Installation, Betrieb und Wartung den technischen Regeln und den Richtlinien der Trinkwasserverordnung entsprechen.

Hygienespülungen sorgen dafür, dass das Wasser regelmäßig fließt. Nur fließendes Wasser kann dafür sorgen, dass es keine Qualitätseinschränkung beim Trinkwasser gibt. Der regelmäßige Wasserfluss ist damit eine Grundvoraussetzung einer effizienten Trinkwasserhygiene und leistet wichtige Vorsorge. Aber natürlich können wir das Wasser nicht unentwegt aus den Armaturen laufen lassen. Grundsätzlich ist jedoch das Schließen einer Armatur bereits ein Eingriff in den Wasserfluss, der uns natürlich noch keine Sorgen bereiten muss. Erst wenn einige Tage und sogar Wochen der Wasserfluss nur eingeschränkt oder gar nicht mehr gegeben ist, besteht das Risiko eventueller Kontaminationen.


Regelmäßige Trinkwasserspülungen

Also müssen wir für regelmäßige Trinkwasserspülungen sorgen. Die kann zum einen manuell, aber auch automatisch erfolgen. Armaturen, die die Möglichkeit integrierter Hygienespülungen bieten, sind ein zentraler Schritt hinsichtlich einer effizienten Trinkwasserhygiene und geeigneten Vorsorge. Lösungen mit programmierbarer Hygienespülung (wie z.B. bei der „Perfekt Plus Familie“ von Kuhfuss) bieten zudem die Möglichkeit automatischer Hygienespülungen, die hinsichtlich Abstand und Dauer der Spülungsintervalle eine optimale Abstimmung auf die Nutzungsbedingungen zulässt.

Chemische Desinfektionen sollen laut Trinkwasserverordnung §6 restriktiv zum Einsatz kommen. Laut DVGW ist eine prophylaktische Desinfektion von Trinkwasser in der Hausinstallation, die nach allen Regeln der Technik errichtet und betrieben werden, weder notwendig noch sinnvoll und widerspricht dem Minimierungsgebot der Trinkwasserverordnung. Es ist zudem fraglich, ob dauerhaft eine erfolgreiche Desinfektion in Trinkwasserinstallationen unter Einhaltung der Randbedingungen der Trinkwasserverordnung, insbesondere hinsichtlich der zulässigen Restgehalte an Desinfektionsmittel und der zulässigen Gehalte an Reaktionsprodukten am Zapfhahn der Verbraucher, überhaupt möglich ist. In keinem Fall, laut DVGW, ersetzt eine Desinfektion eine Sanierung von maroden Installationsanlagen.

 

Maßnahmen

Thermische Behandlungen gehören zu den Maßnahmen, die vor allen Dingen durchgeführt werden, wenn es einmal zu Legionellen in Warmwasserleitungen gekommen ist. Wichtig ist dabei eine ganzheitliche Durchströmung der Warmwasserleitungen einschließlich der Armaturen. Aufrüstbare Armaturensysteme mit integriertem Bypass ermöglichen auch die thermische Behandlung bei der Verwendung von Thermostat­armaturen, die im Allgemeinen den Wasserfluss bei Temperaturen größer 40 °C unterbrechen. Der Bypass ermöglicht während des Desinfektionsvorgangs auch den Durchfluss des 70 °C warmen Spülwassers. Damit wird zugleich die thermische Behandlung der Armatur selbst möglich. Insbesondere auch im Fall von Pseudomonaden, die speziell im Auslaufbereich anzutreffen sind, ist diese Funktion von hoher Bedeutung. Die thermische Behandlung aus rein vorsorglichen Gründen liegt natürlich immer in den Händen des Betreibers, bzw. des Planers. Allerdings sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass häufiges thermisches Behandeln aus prophylaktischen Gründen die Wasserleitungen, Komponenten und Bauteile auf Dauer schädigen kann. Sind keine Kontaminationen des Trinkwassers bzw. der Entnahmestellen gegeben, ist eine thermische Behandlung an sich gar nicht notwendig.


Filtration oder Ultrafiltration

Die Filtration oder Ultrafiltration sorgt dafür, dass selbst, wenn eine Legionellenkontamination innerhalb der Wasserleitungen (kalt/warm) festgestellt worden ist, unbedenkliches Trinkwasser aus der Armatur entnommen werden kann.

Kommt es zu Legionellen in den Wasserleitungen, ist häufig eine thermische Behandlung nicht ausreichend bzw. kann, z.B. bei Legionellen im Kaltwasserleitungsnetz, gar nicht angewandt werden. Hier setzen nun die Vorteile der Ultrafiltration, z.B. integriert im modular aufrüstbaren Armaturensystem, ein.

Das Systemelement der Ultrafiltration, z.B. „UltraPipe“ von Kuhfuss, übernimmt eine zentrale Aufgabe der Legionellen- und Pseudomonadenprophylaxe. Die Ultrafiltration mit „UltraPipe“ bietet eine effiziente Möglichkeit für die Filterung von Trinkwasser warm (TWW) und Trinkwasser kalt (TW). Sie kann ggf. auch mit der thermischen Behandlung kombiniert werden.

Besonders bei Bestandsbauten sind Maßnahmen der Wasserbehandlung und Legionellenprophylaxe innerhalb der Rohrleitungen sehr problematisch und aufwändig, wenn überhaupt durchführbar. Speziell für diese Gebäudebereiche bietet die Ultrafiltration eine effiziente Lösung, um Legionellen auf mechanische Weise aus dem Wasser zu filtern. In der Betriebsphase des Filters wird das Wasser vom Druck des Leitungsnetzes durch die Kapillaren hindurchgedrückt.

Ultrafiltration mehr als reine Interimslösung

In der Vor- und Nachspülphase strömt das Wasser durch die Kanäle der Membranen und spült zurückgehaltene Schwebstoffe, Bakterien und Viren aus. Die Abführung des Spülwassers erfolgt durch einen offenen Auslauf. Auf diese Weise werden Ablagerungen an den Innenoberflächen der Membrane entfernt. Die elektronische Wasserfluss-Steuerung sorgt automatisch dafür, dass vor und/oder nach jeder Benutzung der Armatur auch ein Spülvorgang erfolgt. Die Standzeiten des Ultrafiltrationsfilters betragen bei regelentsprechendem Betrieb und Wartung fünf Jahre. Das Verfahren der Ultrafiltration kommt z.B. dann zum Einsatz, wenn eine umfangreiche Sanierung des Hausinstallationsnetzes nicht kurzfristig machbar ist und Zeit für die zusätzliche Einleitung ergänzender Maßnahmen der Wasserbehandlung notwendig ist. Dennoch wäre es zu wenig, die Ultrafiltration als reine Interimslösung zu bezeichnen.

In der Praxis haben sich bereits drei unterschiedliche Einsatzschwerpunkte herauskristallisiert:

die Ultrafiltration im Neubau als Bestandteil effizienter Prophylaxe
die Ultrafiltration beim Bauen im Bestand (z.B. im Fall festgestellter Legionellenkontaminationen als Möglichkeit legionellenfreies Wasser zu entnehmen und damit bis zur Durchführung weiterer Sanierungsmaßnahmen Risiken zu vermeiden
bei Bestandsbauten nach der Sanierung – ebenfalls als Maßnahme der Prophylaxe.

 

Auch, wenn es diverse Möglichkeiten der Legionellenvorsorge und Bekämpfung gibt, die beste Vorsorge fängt bei der bedarfsgerechten Planung und der Installation nach allen Regeln der Technik an. Weitere Informationen gibt die Homepage www.kuhfuss-sanitaer.de.


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