Baukonjunktur 2009

Viel Grau, ein wenig Rosa

Bild des Baumarkts eher trist

Was wie ein Ausblick auf die Modefarben des kommenden Frühjahrs klingt, ist die kurze Zustandsbeschreibung des deutschen Baumarkts. Auf den diesjährigen Baukonjunktur-Meetings der Heinze Marktforschung in Würzburg, Darmstadt, Bonn und Hannover zeichneten die Referenten Prof. Dr. Udo Mantau von der Universität Hamburg und Dr. Christian Kaiser, Leiter der Heinze Marktforschung, ein differenziertes Bild des deutschen Baumarktes. Mehr als 200 Unternehmensvertreter nahmen an den zum zehnten Mal stattfindenden Meetings in der letzten Septemberwoche teil.

T rotz Finanzkrise, Explosion der Rohstoffpreise, Verlust von Kaufkraft und nicht allzu rosigen Konjunkturaussichten gebe es „zarte Pflänzchen“ wie den Wirtschafts- und den Öffentlichen Bau, die es zu hegen gelte, so Prof. Mantau bei seiner Beurteilung der aktuellen Baukonjunktur. Für das aktuelle Jahr gehen die Marktforscher von einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,9 % gegenüber dem Vorjahr aus. 2009 wird allerdings nur noch eine Steigerung um 0,2 % erwartet. Bei den Bauinvestitionen liegt die Wachstumsprognose für 2008 sogar bei 3,8 %. Im kommenden Jahr wird allerdings ein Rückgang um 0,4 % erwartet.
 

Wohnungsbau: Stabilisierung auf

niedrigem Niveau

Bei Eigenheimen ist trotz des geringen Niveaus nicht mit einer Belebung zu rechnen. Vielmehr werden sich die aktuellen Genehmigungszahlen als neues „Normalniveau“ in den kommenden Jahren behaupten. Gründe dafür sind die unbedeutende Förderung, die höheren Kosten, das gestiegene Wertrisiko und die stagnierenden Realeinkommen. Für 2008 geht die Heinze Marktforschung von 95 300 genehmigten Wohneinheiten aus. Dieser Wert wird im kommenden Jahr noch einmal um ca. 3 % zurückgehen.

Bei den Mehrfamilienhäusern stellt sich der Markt mit zwei Gesichtern dar. Im Westen ist eine deutliche Abschwächung in 2008 erkennbar (- 6,5 %). Im Osten führen Abschreibungseffekte in diesem Jahr zu einem erfreulichen Zwischenhoch (+29,9 %). 2009 werden sich die Genehmigungen bundesweit mit 61 000 Einheiten auf dem Niveau von 2008 stabilisieren. Dies wird sich auch in den kommenden Jahren wegen fehlender Anreize für Investoren kaum positiv verändern.

Betrachtet man die Entwicklung des Bauvolumens, wird der Einbruch des Neubaus über die letzten Jahre deutlich. Gleichzeitig stellt sich die Modernisierung als stabilisierender Faktor dar.


Neue Studie bestätigt Bedeutung der Modernisierung

Die stabilisierende Wirkung der Modernisierung bestätigen auch die Ergebnisse der neuen Modernisierungsstudie der Heinze Marktforschung, bei der 10 000 private Haushalte zu ihren Modernisierungsmaßnahmen und -ausgaben schriftlich befragt wurden. Aufgrund des Modernisierungszyklus und der soziodemografischen Entwicklung ist ein langfristiges Modernisierungspotential zu erwarten. Dabei sind die Eigenheim-Eigentümer mit 48,2 % Marktanteil die dominierende Gruppe in der Wohnbau-Modernisierung.

Nichtwohnbau: Positive Zeichen

Während die Prognosen im Wohnbau nichts Gutes erwarten lassen, herrscht im Nichtwohnbau eitel Sonnenschein. Im Industriebau sprechen die Heinze-Marktforscher sogar von einem „Bilderbuchaufschwung“, denn mit der prognostizierten Steigerung um 18,3 % gegenüber 2007 erreichen die Genehmigungen aktuell einen umbauten Raum von 171,3 Mio. m³. Trotz eines leichten Rückgangs im Jahr 2009 liegt der genehmigte umbaute Raum immer noch deutlich über dem Ergebnis von 2007. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den Genehmigungen wohnähnlicher Betriebsgebäude. Auch hier wird 2008 der Vorjahreswert mit einem Plus von 19,1 % deutlich übertroffen. Für 2009 zeichnet sich eine weitere Steigerung ab, und zwar auf knapp 50 Mio. m³ umbauten Raum. Der Landwirtschaftliche Bau profitiert noch stärker vom Rohstoffboom als erwartet. Das führt zu einer Steigerung der Genehmigungen im laufenden Jahr auf über 35 Mio. m³.

Insgesamt steigen die Genehmigungen im Nichtwohnbau auf über 250 Mio. m³, die Fertigstellungen auf über 220 Mio. m³ umbauten Raum.

Risikomanagement verstärken – auf kleineres Marktvolumen vorbereiten

Bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lässt sich konstatieren, dass der allgemeine Konjunkturaufschwung beendet ist. Für 2009 wäre ein Nullwachstum im europäischen Kontext noch eine vergleichsweise starke Entwicklung. 2010 wird wieder eine Belebung erwartet, aber die Finanzkrise und das hohe Kostenniveau bremsen die Aufschwungkräfte ab.

In der Bauwirtschaft ist der Wohnungsbau in eine neue Phase eingetreten. Bei Eigenheimen ist langfristig kaum noch mit einer Belebung zu rechnen, lediglich der Mehrfamilien­hausbau profitiert von der Haushaltsentwicklung. Allerdings werden die Investoren von den Rahmenbedingungen eher demotiviert.

Im Nichtwohnbau ist der Aufschwung deutlich kräftiger ausgefallen, als dies zu erwarten war. Trotzdem werden spätestens im Jahr 2010 eine einbrechende Nachfrage im Nichtwohnbau und eine stagnierende Nachfrage im Wohnungsbau zusammentreffen.

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