Zielgruppenspezifische Kundenansprache

Voll-korrekte-Kundenansprache

Marinus & Pettersen

Peter Pettersen und Martin Marinus sind zwei SHK-Fachleute mit unterschiedlichen Ansichten, was man im eigenen Betrieb tun und lassen sollte. Beide unternehmen gerne fachliche Streitgespräche zu allen möglichen Themen. In dieser Ausgabe diskutieren sie über die (voll-)korrekte Kundenansprachen.

Marinus: Hallo Pettersen.

Pettersen: Hallo Marinus, na wieder mal in meinem Top-Geschäft spionieren?

Marinus: Nein, ich wollte nur mal nach meinem guten alten Freund Pettersen sehen.

Pettersen: Sag mal, was ist denn mit Dir los? Du siehst ja ganz entsetzt aus.

Marinus: Ja, Pettersen, sag mal, was ist denn mit deinem Sohn los?

Pettersen: Was soll mit dem sein? Ich hoffe, der steht im Laden und verkauft den Kunden Heizungen und Bäder?

Marinus: Das glaube ich eher nicht. Ich denke, Peter vergrault Eure Kunden nur.

Pettersen: Wieso das denn? Hat der Bursche wieder seine Lektion verlernt?

Marinus: Welche Lektion?

Pettersen: Na die mit der korrekten Kundenan-
sprache.

Marinus: Mit der korrekten Kun-den-an-spra-che?

Pettersen: Ja. Ich habe mich weitergebildet.

Marinus: Und deinen Sohn auch gleich mit?

Pettersen: Nein, wo denkst Du hin? Das ist viel zu teuer. Er hat alles von mir gelernt.

Marinus: Nun hör doch auf. Musst Du immer so knauserig sein? Kannst Du nicht mal richtig in Weiterbildung investieren?

Pettersen: Ich war bei der Innung und die hatten so einen Markentier-Fuzzi, der einen Kurzvortrag gehalten hat, wobei Kurzvortrag was anderes ist. Der hat bald ne ganze Stunde gesabbelt.

Marinus: Du meinst bestimmt einen Marketing-
Fuzzi?

Pettersen: Jaja, du Ober-Besserwisser. Von mir aus auch ein Marketing-Fuzzi.

Marinus: Was war denn das für ein Vortrag?

Pettersen: Es ging um die richtige Kundenansprache beim Verkaufen.

Marinus: Ohah? Was verstehst Du denn darunter?

Pettersen: Na, dass man darauf achtet, wie man seine Zielgruppe verkauft, welche Leistungen bzw. welchen Nutzen man seinen Kunden anbietet und wen man anspricht und, dass man sich auf seinen Gesprächspartner richtig einstellt und so …

Marinus: Und das hast Du dann gleich so mal nebenbei gelernt?

Pettersen: Alter Hase wie ich? Na klar. Einmal anhören und Pettersen kann’s.

Marinus: Und was ist mit trainieren und planen und vorbereiten und testen?

Pettersen: Wie trainieren? Ich habe mir das auf der Rückfahrt genau zurechtgelegt. Dann haben Peter und ich alles durchgesprochen und waren der Meinung, das setzen wir schnell um – kostet doch nicht viel. Und Du kannst mir glauben, da hatte ich ein paar tolle Ideen.

Marinus: Was denn zum Beispiel?

Pettersen: Na, wie ich z.B. meine Kunden im Laden begrüße. Kommt ein alt gedienter Studienrat, dann begrüße ich ihn mit „Sehr geehrter Herr Studienrat, wollen Sie nicht eine kurze Studienreise in meiner Badestube zum Thema Wellness unternehmen?“

Marinus: Und Du meinst, das geht so? Ist doch ein bisschen albern. Du kannst doch nicht mal einen Studienrat von einem Bauer unterscheiden.

Pettersen: Sag das nicht, das erkenne ich schon. Der Bauer ist immer … ach, ist doch egal. Jedenfalls spreche ich jetzt meine Kunden individuell an. Dann kann ich auch meine Kompetenzen besser darstellen und meinen Kunden den Nutzen meiner Leistung aufzeigen.

Marinus: Und was hast Du Deinem Sohn für individuelle Begrüßungsformeln zurechtgelegt?

Pettersen: Also erst einmal habe ich ihm gesagt, dass er sich nicht verstellen darf. Alles muss ganz natürlich wirken. Denn die Kunden merken sofort, wenn sich einer verstellt und so ein modernes Marke-Dingsda-Zeug sabbelt.

Marinus: So, so.

Pettersen: Und dann habe ich mich erinnert, wie Peter immer seine Kumpel begrüßt.

Marinus: Was hat das mit Euren Kunden zu tun?

Pettersen: Viel. Er sollte sich doch nicht verstellen … Alles soll ganz natürlich sein. Und deshalb begrüßt er unsere Kunden jetzt so wie seine Kumpels. Das wirkt richtig natürlich, auch wenn Peter meinte, das passt nicht in unsere Firma. Aber da war ich anderer Meinung. Er kann doch auch mal was Eigenes machen. Er soll doch später mal die Firma übernehmen.

Marinus: Ah, jetzt verstehe ich.

Pettersen: Wieso verstehst Du das? Ich bin doch noch gar nicht fertig mit erklären.

Marinus: Dann erkläre mir mal das: Als ich in Euren Laden kam, sagte Peter gerade „Hey Alter, was geht …“

Pettersen: Na also, hat er doch richtig gemacht. Wie ich es mit ihm besprochen hatte.

Marinus: Aber das sagt man doch nicht zu dem Rentnerehepaar, das gerade noch bei euch im Laden stand?

Pettersen: Wieso denn das nicht. So spricht man doch heute.

Und bestimmt haben die beiden das auch so gesehen. Und Peter hat damit gleich die richtige Überleitung zu einem modernen barrierefreien Bad geschafft – mit den Codewörtern „was geht …“, verstehst Du?

Marinus: Weißt Du denn nicht, dass sich nur Jugendliche untereinander so verständigen? Das heißt übersetzt so viel wie „Guten Tag“ oder „Hallo“ und „Wie geht es Dir“. Aber jeder ältere Mensch wird das als unhöfliche Pöbelei verstehen.

Pettersen: Ach so? Das wusste ich aber nicht … Und ich habe das doch gut gemeint. Das hätte Peter aber auch sagen können. Was mache ich denn nun?

Marinus: Na, sag Peter einfach, dass er seine Jugend-Begrüßung gegen ein höfliches „Guten Tag“ ersetzen soll.

Pettersen: Und was mache ich mit den anderen Sprüchen?

Marinus: Welche anderen Sprüche?

Pettersen: Mhh, wie soll ich das erklären …

Marinus: Nun raus mit der Sprache … Du hast Dir wohl noch mehr Kundenansprachen ausgedacht?

Pettersen: Ich weiß nicht, ich meine, äh, ich habe eine Zeitungsanzeige aufgegeben für unsere neuen Duscharmaturen …

Marinus: Und was ist daran so schlimm?

Pettersen: Da habe ich auch einen Spruch von meinem Sohn aufgeschnappt.

Marinus: Und der wäre?

Pettersen: …“Superqualität für Warmduscher“ …

Marinus: Das ist nicht wahr?

Pettersen: Doch. Dabei wäre Heißduscher eigentlich besser. Ich meine die Kunden denken, das Wasser wird nicht richtig warm?

Marinus: Mensch Pettersen, Warmduscher ist eine Bezeichnung für eine Person, die für schwächlich oder feige gehalten wird, also eher eine starke Beleidigung für die Leser.

Pettersen: Oje, das wird aber nicht so gut bei den Kunden ankommen?!

Marinus: Das glaube ich auch. Da wird sich wohl keiner freiwillig bei Dir wegen einer Dusche melden.

Pettersen: Mist. Da habe ich ja was angerichtet.

Marinus: Hast Du etwa noch mehr solcher Dinger auf Lager?

Pettersen: Was hat das denn nun schon wieder mit meinem Lager zu tun?

Marinus: Ich meine doch, ob Du noch mehr von solchen Sprüchen vorbereitet hast?

Pettersen: Ach, so meinst Du das. Also ich muss mal überlegen …Da wäre noch …

Marinus: Na?

Pettersen: Also ich habe eine Werbung vorbereitet mit dem Slogan …“Wir modernisieren Ihr Bad ohne Dreck und Lärm“ … ????

Marinus: Ist doch in Ordnung!

Pettersen: Ja???? Na dann habe ich noch was …

Marinus: Na los!

Pettersen: … “Energiespartipps für Mieter“ … ????

Marinus: Mhhh, ist auch wieder in Ordnung!

Pettersen: Dann habe ich noch …“Viel Freude an guter Handwerks-Qualität!“

Marinus: Das ist aber voll korrekt, ey. Ähhh, ich meine, das hast Du toll gesagt.

Pettersen: Du wolltest wohl eben sagen … das ist voll krass, isch schwör!

Marinus: Hey …Ich sehe Pettersen, Du lernst doch noch dazu – auch wenn es nur um Sprache geht.

Pettersen: Spiel Dich mal nicht so auf – immer schön die Duschwanne flach halten!

Marinus: Du meinst, den Ball flach halten?

Pettersen: Nee, meine ich nicht. Oder hast Du schon mal auf ’nem Ball geduscht?

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