E-Learning aus der Praxis

Lösungsansatz zum Fachkräftemangel

Die vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima/Gebäude- und Energietechnik Deutschland (ZVSHK/GED) veröffentlichten Daten sprechen eine eindeutige Spra­che: Während es der Branche wirtschaftlich gut geht (der Gesamtumsatz stieg von 2004 bis 2013 von 29,5 Mrd. € auf 37,9 Mrd. €), steht sie in Sachen Aus- und Weiterbildung vor einer massiven Herausforderung: So sank die Zahl der Beschäftigten im selben Zeitraum von rund 365 000 auf gut 345 000. Die Zahl der Auszubildenden ging von gut 37 000 zurück auf knapp über 33 000. Das spricht zwar für die Produktivität des Handwerks, zeigt jedoch auch die massiven Zukunftsprobleme.

Der Umsatz von SHK-Handwerks­betrieben hängt von immer weniger Angestellten ab, immer mehr Betriebe werden zudem ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern nur noch schwer decken können. Neben Initiativen zur Steigerung der Attraktivität des Monteursberufes ist es daher unumgänglich, über effektive Formen der Weiterbildung nachzudenken, die es ermöglichen, das Wissen langjähriger Mitarbeiter an andere Monteure weiterzugeben, bevor es für immer verloren geht. Doch wie schafft man es, das richtige Wissen so aufzubereiten, das es den Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht wird?

Genau mit dieser Frage beschäftigte sich das Projekt BlendedContent.

Wissenstransfer per
„Neue Medien“

„Blended Content“ bedeutet direkt übersetzt soviel wie „gemischte Inhalte“ und bezieht sich darauf, Wissen sowohl über klassische Wege als auch über neue Medien zu vermitteln . Das 2010 gestartete Projekt wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Euro­päischen Sozialfond der Europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen: 01PF08022A). Beteiligt daran waren
die Universität Kassel mit den Lehr-

stühlen Wirtschaftsinformatik und Kommunikationstechnik, die shk-aktiv²-Unternehmensberatung sowie das Institut Ingenium. Das Projekt wurde in direkter Kooperation mit mehreren SHK-Betrieben durchgeführt. Dazu zählen die Unternehmen Karl Prestle GmbH & Co. KG, Biberach, Reuse Haustechnik GmbH, Kassel, die Helmut Herbert GmbH, Bensheim sowie die Klein GmbH, Nauheim. Das Ziel war es, ein auf die SHK-Betriebe zugeschnittenes, computergestütztes Aus- und Weiterbildungsangebot zu entwickeln.

verständliche Aufbereitung

Der Kerngedanke: Statt auf Standard­inhalte aus Lehrbüchern zu setzen, durften die Betriebe direkt ihren Trainingsbedarf durch Checklisten, Anleitungen und Bilder vorbringen. Diese Inhalte wurden von der shk-aktiv² inhaltlich aufbereitet und von den weiteren Projektpartnern in interaktive Lernanwendungen übertragen. Auf diese Weise wurden aus einfachen Mon-
tageanleitungen und Problembeschreibungen interaktive, leicht verständliche Übungen. Somit können Mitarbeiter praxisnahe Trainings absolvieren, ohne dafür den Betrieb verlassen zu müssen.

Reale Erfahrungen lernen

Der konkrete Ablauf einer ­Lerneinheit soll am Beispiel der Anwendung „Lernstadt“ erläutert werden: Der Nutzer schlüpft hierbei in die Rolle eines Auszubildenden, der Kundenaufträge in einer fiktiven Stadt abarbeitet. Diese Aufträge basieren auf realen Erfahrungen von SHK-Betrieben. Der Auszubildende erhält eine kurze Auftragsbeschreibung, fährt mit einem Obermonteur zum Kunden, erhält in Dialogen weitere Informationen zum Problem und löst dieses schließlich durch das Beantworten von Fragen, Identifizieren defekter Stellen und korrekter Arbeitsschritte usw. Am Ende folgt eine Abschlussbesprechung und Auswertung der Ergebnisse. Diese dient u. a. dazu, dass der Auszubildende offene Fragen klären kann. Auf diese Weise wird die Brücke geschlagen zwischen dem E-Learning und der Arbeit im Betrieb. Für die Auszubildenden eine Alternative zu bestehenden Lernmöglichkeiten, was auch die Testnutzer mit ihren Bewertungen bestätigten.

Zudem wurden in dem Projekt mehrere Online-Lern­einheiten (Web Based Trainings) zu den Themen Kundenumgang, Vertrieb und Baustellensicherung entwickelt sowie ein SHK-Grundlagen-Quiz für Smartphones, die „smartSHK“. Durch die Kombination verschiedener Medien können Mitarbeiter sich sowohl komplexes Wissen aneignen als auch kurze „Wissenshappen“ konsumieren.

Einsatzmöglichkeiten

Die hier vorgestellten Lernanwendungen decken zwei wesentliche Einsatzszenarien ab: Zum einen kann der Chef einen Mitarbeiter oder Auszubildenden direkt damit beauftragen, eine bestimmte Lerneinheit zu absolvieren und anschließend die Ergebnisse gemeinsam zu diskutieren. Zum anderen erlauben es gerade die eher kurzen, mobilen Lerninhalte Mitarbeitern, sich noch mal schnell zu einem bestimmten Thema zu informieren und so auch kurzfristige Leerlaufzeiten besser auszunutzen. Für die Umsetzung genügt im Betrieb ein normaler PC oder sogar ein preisgünstiges Tablet mit Internetzugang. Software­installationen sind zur Nutzung der Anwendungen nicht notwendig.

Kommt dazu noch ein ruhiger Ort, an dem die Mitarbeiter die Trainings absolvieren können, steht dem E-Learning nichts mehr im Wege: Der Mitarbeiter betritt über das Internet das Lernportal, wählt dort den entsprechenden Bereich, z. B. für Monteure im Kundendienst, und kann anschließend auf die für diese Zielgruppe zur Verfügung stehenden Inhalte zugreifen.

Wie es weitergeht

Das Ziel besteht darin, aufbauend auf den bisherigen Ergebnissen ein zentrales, praxisnahes Onlineangebot für die Aus- und Weiterbildung im SHK-Handwerk aufzubauen und das Trainingsangebot auszuweiten – gegen eine – auch für kleine SHK-Betriebe – tragbare Gebühr.

Info

Wenn Sie das Angebot ausprobieren, sich weiter informieren oder mit dem Projektteam in Kontakt treten möchten, können Sie dies unter folgendem Link tun: www.shk-digital.de.

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