Social Media als Werkzeug fürs Handwerk
Echte Inhalte statt Werbung: So zeigen SHK-Profis Gesicht
Die einen machen es fast täglich, die anderen noch gar nicht: sich in den sozialen Netzwerken zu Wort zu melden. Für SHK-Profis ist das Bespielen von Kanälen wie Instagram, Facebook oder TikTok noch immer eine Glaubensfrage. Doch wer auch in Zukunft gezielt Kunden, aber auch Fach- und Nachwuchskräfte ansprechen will, muss sich damit auseinandersetzen. Einer, der in der Social Media-Welt auf sicheren Füßen unterwegs ist, ist Simon Westermair, Leiter des Schulungszentrums und Community Manager von Wolf, Mainburg. Er gibt wertvolle Tipps.
Jede Plattform tickt anders, weiß Simon Westermair. Um sie optimal zu „bespielen“, benötigen SHK-Profis einen konkreten Plan.
Bild: Wolf
Simon Westermair verantwortet als Community Manager bei Wolf die strategische Planung der Social Media-Aktivitäten, die Erstellung von Inhalten sowie das Community Management. Wolf setzt dabei weniger auf klassische Werbung, sondern auf Authentizität: Mitarbeitende stehen selbst vor der Kamera und teilen ihr Fachwissen. So entsteht Glaubwürdigkeit, die anonymen Herstellern oft fehlt. Ziel ist es, den Dialog mit der Community zu stärken und handwerkliche Berufe sichtbarer und wertvoller zu machen. Die Plattformen werden dabei gezielt genutzt: Auf Instagram funktionieren vor allem Reels, die Inhalte kreativ und emotional transportieren. Facebook dient für Gruppenarbeit und Austausch, YouTube für praxisnahe Erklärvideos, die sich klar an Fachkräfte richten. LinkedIn wiederum adressiert Planer, Architekten und Projektgeschäft. Westermair betont: Social Media ist kein Selbstzweck, sondern schafft Nähe, Vertrauen und Unterstützung – und wird damit zum strategischen Werkzeug, um das Handwerk in herausfordernden Zeiten zu stärken. Wie kann das SHK-Handwerk die enormen Potentiale nutzen, die Social Media bietet? Die SHK Profi-Redaktion hat mit Simon Westermair darüber gesprochen.
Simon, wie hat sich die Bedeutung von Social Media für das SHK-Handwerk in den letzten Jahren verändert?
Wo vor vier Jahren Social Media noch vorrangig genutzt wurde, die Firma und deren Angebot darzustellen, ist nun Social Media viel mehr eine Plattform, unter anderem zur Neukundengewinnung aber vor allem zur Mitarbeiterfindung – es wird weniger über Produkte sondern viel mehr über die Personen dahinter gesprochen, was eine sehr gute Entwicklung ist. Handwerksbetriebe nutzen nun die Möglichkeit, auch Wertschätzung für ihre Mitarbeiter und deren Arbeiten zu vermitteln.
Auf welchen Plattformen haben SHK-Betriebe die größten Chancen, neue und bestehende Kunden zu erreichen?
Ganz so pauschal lässt sich das leider nicht zuordnen, aber – für SHK-Betriebe ist nach wie vor Facebook ein mittlerweile unterschätztes Medium, wo man zur Neukundengewinnung auch mit bezahlten Posts arbeiten sollte. Hier kann man sehr gut eine lokale Ausspielung eingrenzen und erreicht damit vorrangig den Kundenstamm 45-75 im fahrbaren Umkreis des eigenen Unternehmens – genau die Personen, die evtl. in einem Gebäude sind, wo die Heizung oder das Bad erneuert werden „sollte“ und die auch das Geld zur Verfügung haben, Sanierungsmaßnahmen durchführen zu lassen.
Wie sollte eine klare Content-Strategie aussehen und welche Elemente sollte diese beinhalten?
Die Mischung machts und vor allem auch die Kontinuität. Wer einmal im Monat etwas postet, wird durch die Algorithmen der Netzwerke nicht ordentlich ausgespielt. Mindestens ein Post sollte pro Woche erscheinen, maximal drei, um die Kunden nicht „vollzuspamen“. Greift saisonale Themen auf und macht nicht den Fehler, den Content mit „Tag des ...“ zu füllen. Das kann man zwar hin und wieder mal bringen, aber auch nur, wenn man wirklich was Passendes dazu hat. Sonst wirkt es schnell so: Keine Ideen, dann machen wir was zum „Tag des …“. Baue den Content auf wie ein Geschichtsbuch mit vielen Kurzgeschichten, die am Ende eine große Story erzählen. Storytelling ist wichtiger denn je. In der KI-Zeit wollen die Leute echte Inhalte und einen Bezug dazu.
Gibt es in diesem Bereich sinnvolle Weiterbildungsmöglichkeiten für SHK-Profis?
Vereinzelt bieten lokale Social Media Agenturen Workshops an und es gibt schon Schulungen, die sich speziell auf Marketinginhalte spezialisieren. Bei kleineren Unternehmen rate ich allerdings einfach mal, in den Personalstamm zu schauen und vielleicht gibt es ja schon jemanden, der hier im Unternehmen Lust hätte, Social Media fürs Unternehmen zu machen. Diese Person sollte aber für die Unternehmenskommunikation auch während der Arbeitszeit die Möglichkeit bekommen, die Posts zu gestalten, sonst demotiviert das auch schnell. Wir bei Wolf werden in 2026 deutlich mehr in den Bereiche E-Learning und Webinare machen und wer weiß, vielleicht ist dann auch ein Social Media Workshop dabei.
„Authentisch sein“ ist das oberste Gebot, um auf Social Media-Kanälen Erfolg zu haben.
Bild: Wolf
Themen Zeit und Geld: Gute Inhalte machen sich nicht von selbst. Was würdest Du in Sachen Zeitmanagement im Social Media-Bereich raten und mit welchem Budget sollte man kalkulieren?
Wie bereits beschrieben gibt es vielleicht digital affine Mitarbeiter, die hier schon unterstützen können – man muss diesen allerdings auch die Zeit geben. Sonst muss man für eine Social Media-Kommunikation und Content-Produktion von Extern für ein kleineres, mittelständisches Unternehmen mit bis zu 10.000,- € im Jahr oder mehr rechnen, um tatsächlich einen Nutzen davon zu haben. Glücklicherweise sind Marketingkosten steuerlich absetzbar und bringen am Ende auch eine Steigerung des Umsatzes sowie neue Mitarbeiter.
Welche Inhalte eignen sich besonders, um Vertrauen und Sichtbarkeit bei potenziellen Auftraggebern zu schaffen?
Ganz klar: Emotionale Inhalte mit Personen und in der SHK-Welt die Vorher / Nachher-Posts gehen immer sehr gut.
Welche Formate sind am wirkungsvollsten, um junge Menschen für eine Ausbildung im SHK-Handwerk zu begeistern?
Wenn man wirklich unverblümt den jungen Leuten einen Einblick gibt, dass man als SHK-Betrieb nachhaltig die Welt verändern kann und mit handwerklichen Skills überall hinkommt. Wichtig ist für junge Leute, dass sie „Spaß“ bei der Arbeit haben und hier ists wichtig, vor allem das Team im Betrieb sympathisch darzustellen. Das Miteinander steht für junge Leute ganz klar im Vordergrund und auch die Zukunftssicherheit, die man definitiv mit einer Ausbildung in der SHK-Welt hat.
Wie können SHK-Betriebe ihre Arbeitgeberattraktivität authentisch vermitteln?
Vor allem mit Bewegtbild, Erklärungen aus dem Betrieb, Einblicken in Mitarbeiterevents, Fortbildungen und Co. Videos mit eigenen, eingesprochenen Worten sind die Möglichkeit, authentisch die Arbeitgeberattraktivität darzustellen.
Welche Rolle spielt dabei das Thema „Einblick in den Arbeitsalltag“?
Eine ganz große Rolle, aber nicht nur! Auch hier macht es die Mischung und man sollte ein gutes Gleichgewicht von Einblicken in den Arbeitsalltag und emotionalen Inhalten, die nicht zwingend was mit Baustellen-Content zu tun haben, finden.
„Spaß bei der Arbeit haben“, das sollten auch SHK-Profis auf Instagram & Co. vermitteln.
Bild: Wolf
Lassen sich Social Media-Aktivitäten ggf. mit bestehenden Betriebsprozessen (z. B. Kundenkommunikation, Auftragsabwicklung) sinnvoll verknüpfen?
Natürlich ist Social Media Kundenkommunikation bzw. interne und externe Kommunikation, wobei sich Social Media nur schwer in bestehende Prozesse integrieren lässt, da die Systemlandschaft so umfangreich ist. Hier macht es wirklich Sinn, eine Person oder eine begleitende Agentur zu haben, die die Aufgaben mitmacht.
Was meinst Du, welche Social Media-Trends werden das Handwerk in den nächsten Jahren besonders prägen?
Die Inhalte werden noch persönlicher werden und man wird die Firmen besser kennen lernen. In die Textgestaltung wird allerdings vor allem KI den Einzug halten – auch werden einige SHKler versuchen, KI-generierte Bilder z. B. Vorher / Nachher-Badsanierungen zu posten, um neue Kunden zu gewinnen. Der Trend, dass die SHK-Bubble sich aber auch mehr öffnet und gemeinsame Trends aus anderen Gewerken aufgreift, ist klar erkennbar. Es werden immer neue Trends kommen und bei manchen Dingen kann man heute noch nicht sagen, was morgen passieren wird. Es bleibt also spannend. Zusammengefasst lebt Social Media von der Beständigkeit der Veränderung! Widerspricht sich im ersten Blick, ist aber für die Schnelllebigkeit der Inhalte in den Kanälen unumgänglich.
