Wassersparen bei Sanitäranlagen in Gebäuden

Das müssen SHK-Installateure beachten

Wassersparende Technologien liegen bei Sanitäranlagen wie Armaturen, Duschsystemen und WCs im Trend, denn der verantwortungsbewusste Umgang mit Wasser und Energie gehört zu den wichtigsten Zielen unserer Zeit. Jedoch muss auch ein ständiger Wasseraustausch in Gebäuden gewährleistet sein. SHK-Profis sind daher dazu angehalten, ihre Kunden ganzheitlich zu beraten. Heiko Middendorf, Leiter Training Central Europe, LIXIL EMENA, erklärt, was Installateure beachten müssen, und gibt einen Überblick über die gängigsten wasser- und energiesparenden Lösungen.

Der trockene Sommer 2022 hat eindrücklich vor Augen geführt: Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und um angesichts der Energiekrise Kosten zu sparen, wollen Privatpersonen, Unternehmen oder Kommunen ihren Wasser­verbrauch vermehrt reduzieren. Viele Armaturen verfügen bereits über Durchflussbegrenzer, die beim Wassersparen unterstützen. Die Krux: Einerseits helfen neue Technologien dabei, den Trinkwasserdurchfluss zu limitieren. Zugleich geben Normen einen steten Wasserwechsel vor, um etwa eine Keimvermehrung zu verhindern. Hier sind SHK-Fachhandwerker noch mehr in ihrer beratenden Rolle gefragt.

Minimierung und Auswirkung des Wasserflusses

Ein verminderter Wasserdurchfluss in der Trinkwasseranlage ist zweifelsohne vorteilhaft für ­Umwelt und Portemonnaie. Dabei gibt es jedoch Nebeneffekte und potenzielle Hürden zu beachten. Die Probleme bei einer unsachgemäßen Reduzierung des Wasserflusses können vielfältig sein: Es kann beispielsweise zu einer Verstopfung des Abwassersystems kommen, da nicht ausreichend Wasser zum Abtransport von Feststoffen vorhanden ist. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass die Trinkwasserqualität beeinträchtigt wird, denn stagnierendes Wasser erhöht das Risiko einer Verkeimung.

Vorgaben DIN EN 806-5 und
VDI-Richtlinie 6023

Um Risiken wie diesen zu begegnen und sie einzudämmen, gibt es Vorgaben, die einen bestimmungsgemäßen Betrieb einer Trinkwasseranlage gewährleisten sollen. Dieser ist nach DIN EN 806-5 nicht mehr gegeben, wenn eine Sanitäranlage oder Anlagenteile länger als sieben Tage nicht genutzt werden. Für Großanlagen empfiehlt die VDI Richtline 6023 sogar einen Wasseraustausch alle 72 Stunden. Nach dieser Zeit ist von einer Betriebsunterbrechung auszugehen. Es muss ein vollständiger Wasserwechsel in der Trinkwasserinstallation über alle Entnahmestellen erfolgen. Das beinhaltet Armaturen ebenso wie WCs. Außerdem sind die Temperaturen des Trinkwassers zu berücksichtigen. Kaltwasser sollte nicht über 25 °C warm sein und Warmwasser nicht weniger als 55 °C betragen. Diese Temperaturen sollten nach 30 Sekunden an einer Zapfstelle anliegen.

Für die Erhaltung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit des Trinkwassers sind nach Trinkwasserverordnung Eigentümer oder Inhaber im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht zuständig. Bei Mietwohnungen sind die Mieter verantwortlich.

Das müssen SHK-Installateure beachten

Wer die angesprochenen Parameter einhält, beugt einer Stagnation vor. Zudem sollte der Versorgungsdruck stets zwischen 2 und 5 bar betragen, Filter frei von Verunreinigungen und Verstopfungen sein, sowie Armaturen, Eckventile und Leitungen regelmäßig überprüft, gegebenenfalls gereinigt und erneuert werden. Wenn es um den Einbau wassersparender Armaturen geht, müssen Fachhandwerker zugunsten von Nachhaltigkeit, Regelkonformität und Kosteneffizienz diverse Aspekte berücksichtigen. Zuallererst ist es ratsam, Endkunden auf das große Einsparungspotential von Armaturen in Bezug auf Wasser und Energie hinzuweisen. Zudem sollten sie darüber beraten werden, wie die Zapfstellen zu betreiben sind und welche Modelle sich am besten für ihr jeweiliges Gebäude eignen. Eine Stagnation des Wassers müssen SHK-Installateure sowie Nutzer aufgrund der begrenzten Durchflussmenge jedoch nicht befürchten: Herkömmliche Handbrausen mit einem Durchfluss von 12 l/min oder handelsübliche Kopfbrausen mit einem Durchfluss von 20 l/min sind schon lange nicht mehr notwendig, um ein gutes und angenehmes Strahlbild zu erzeugen und den vorgegebenen Wasserdurchfluss zu gewährleisten. Auch Waschtischarmaturen, die 12 l/min verbrauchen, entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Rund 5,7 l reichen völlig aus – für genügend Komfort und um den notwendigen Wasseraustausch sicherzustellen. Darüber hinaus sollten die Sanitärexperten immer darauf hinweisen, dass alle Zapfstellen regelmäßig mit kaltem und warmem Wasser genutzt werden.

Lösungen zum Wassersparen

Trotz eines regelmäßigen Wasseraustauschs ist jedoch zu berücksichtigen, dass dabei nicht unnötig viel Wasser in den Abfluss fließen sollte – dafür stellen wasser- und energiesparende Armaturen eine Lösung dar. Die Nachfrage ist groß: Hier ist die Beratung durch die SHK-Installateure besonders wichtig. Durchflussbegrenzer in Armaturen und Handbrausen beispielsweise sind bereits etabliert. Doch wie funktionieren diese Technologien im Detail und was müssen Fachhandwerker bei der Montage beachten?

Durchflussbegrenzer am Beispiel „EcoJoy“

Ein Beispiel liefern die Armaturen und Duschsysteme mit integrierter „EcoJoy“-Technologie von Grohe: Diese verfügen über einen Mousseur (auch Strahlregler oder Luftsprudler genannt), der den Wasserdurchfluss begrenzt und somit den Verbrauch von 10 auf bis zu knapp über 5 l/min reduziert. Gleichzeitig wird das Wasser mit Luft angereichert – das sorgt für einen voluminösen Strahl und schont wertvolle Ressourcen. So lassen sich bis zu 50 % Wasser einsparen. In einem Dreipersonenhaushalt spart das 458 Euro und 760 kg CO2[1].

Hand- und Kopfbrausen wie beispielsweise das „Euphoria 260“-Duschsystem bieten eine Durchflussbegrenzung auf 9,5 l/min. Bei allen Grohe Duscharmaturen mit 35- oder 48-mm-Kartuschen lässt sich die Wassermenge auf bis zu 2,5 l/min begrenzen. Zum Einstellen der Durchflussbegrenzung bei Waschtischarmaturen können Monteure den Hebel abschrauben. Im Stellhebel befindet sich vorne eine 2,5-mm-Madenschraube. Dreht man diese mit einem Imbusschlüssel weiter in die Armatur hinein, wird der Griff nach vorne geneigt und die Wassermenge reduziert.

Unnötige Erwärmung von Wasser vermeiden

Neben der Begrenzung des Wasserdurchflusses kann dank energiesparender Technologien wie Grohe „SilkMove ES“ auch der Hebelweg in den Warmwasserbereich mechanisch limitiert werden. Möchten sich Nutzer beispielsweise nur einmal kurz die Hände waschen und öffnen den Hebel in der Mittelstellung kalt, kommt in den meisten Fällen zwar zuerst nur kaltes Wasser aus der Leitung, da das stehende Wasser in der Armatur und den Rohrleitungen zunächst abfließen muss. In diesem Moment wird aber aus dem Warmwassersystem warmes Wasser nachgeschoben und bereitgestellt. Dieses Wasser kommt nicht bei der Zapfstelle an und verbleibt ungenutzt in der Rohrleitung, in der es abkühlt – diese Energie ist verschwendet. Armaturen, die bei mittlerer Hebelstellung der Armatur nur kaltes Wasser liefern, verhindern dagegen den unnötigen Verbrauch von heißem Wasser. Bei modernen Armaturen von Grohe ist dies bereits fest installiert. Nicht immer kann aber die gesamte Armatur ausgetauscht werden. Viele verfügen daher über einen Temperaturbegrenzer im Inneren. Hierzu den Griff abschrauben, sodass die Kartusche sichtbar wird. Oben auf der Kartusche sitzt ein schwarzer Ring, der sich leicht herausnehmen, drehen und wieder einsetzen lässt. Damit wird der Öffnungswinkel des Griffes mechanisch begrenzt und Nutzer können so bis zu 40 % Energie sparen.

Auf diese Weise kann die Technologie dazu beitragen, sowohl die Nebenkosten als auch den CO2-Ausstoß eines Gebäudes zu reduzieren. Beim normalen Verbrauchsverhalten laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)[2] zeigen Berechnungen ein erhebliches Einsparpotenzial: Bei insgesamt 1.000 Wohnungen können beispielsweise mehr als 27.000 Euro pro Jahr[3] eingespart werden, wenn die normalen Einhand-Armaturen durch energiesparende Mischeinrichtungen ersetzt werden. Installateure sollten ihre Kunden allerdings darauf hinweisen, dass auch an dieser Armatur regelmäßig Warmwasser entnommen werden sollte.

Nachhaltige Thermostate

Auch Thermostate helfen dabei, Wasser und Energie zu sparen: Hilfreich sind Sperren beim Temperaturregler am Thermostat, etwa bei 38 °C, um daran zu erinnern, dass eine komfortable Wassertemperatur erreicht ist. Jeder Grohe Thermostat-Armatur liegt beispielsweise ein roter Kunststoffanschlag bei. Monteure können diesen ganz einfach einbauen: Dazu zunächst die Kappe abnehmen und den Griff lösen. Im Griff befindet sich eine Aussparung, in die der rote Anschlag einfach eingesetzt wird. Dies erhöht zugleich die Sicherheit beim Duschen. Thermostate verhindern zudem langes Nachregeln und reduzieren damit den Energie- und Wasserverbrauch. Das macht Duschen besonders komfortabel und spart bis zu 50 % Wasser. Viele Thermostate überzeugen darüber hinaus durch integrierte Wassersparfunktionen. Spartasten wie der Grohe „EcoButton“ können den Wasserverbrauch um bis zu weitere 50 % reduzieren.

Zwei-Mengen zum Wassersparen

Auch das WC bietet großes Potenzial im Bereich Nachhaltigkeit. Rund 34 l Wasser fließen laut BDEW pro Tag durch die Toilette[4]. Zwei-Mengen-Spülkästen sowie Start-Stopp-Technologie sorgen zum Beispiel dafür, den Wasserverbrauch zu minimieren und dennoch einen ausreichenden Durchfluss zu gewährleisten. Eine Zwei-Mengen-Toilette bietet die Auswahl zwischen zwei Spülvolumen: groß (6 l) und klein (3 l). Die Spülkästen können ebenfalls auf ein reduziertes Volumen von 4,5 l und 3 l umgebaut werden. Auf diese Weise kann der jährliche Wasserverbrauch deutlich gesenkt werden. Tipps für SHK-Profis: Vor allem bei spülrandlosen WCs muss der Spülstrom des Spülkastens der Keramik angepasst werden. Früher musste hierfür das Ablaufventil aus- und wieder eingebaut oder das WC von der Wand abgenommen werden. Moderne Vorwandinstallationssysteme verfügen über eine integrierte Spülstromdrossel, die einfach über die Revisionsöffnung hinter der Betätigungsplatte reguliert werden kann. Dies verhindert ein Überlaufen während des Spülvorgangs, bei minimalem Arbeitsaufwand.

Fazit

Einerseits soll der Trinkwasserdurchfluss begrenzt werden, zugleich muss aber ein regelmäßiger Wasseraustausch gewährleistet sein. Moderne Technologien helfen Nutzern und Installateuren, diese Herausforderungen zu bewältigen. Um mehr Effizienz und Nachhaltigkeit sicherzustellen, müssen Sanitärfachkräfte heute jedoch mehr Energie in die Kundenberatung stecken als noch vor ein paar Jahren, um Kunden die umfassenden Möglichkeiten aufzuzeigen. Hinzu kommt eine genaue Berechnung der Rohrdimensionierung von Trinkwasseranlagen. Auch bei Umbauten oder Renovierungen muss verstärkt auf die Wasserinhalte der Installation geachtet werden. Schon in der Rohrleitungsführung gilt es, den Wasserinhalt bestmöglich zu minimieren. Wer über die neuesten Optionen und Technologien informiert ist, schafft ein Plus an Sicherheit – sowohl für den eigenen Installationsbetrieb als auch für Endverbraucher.

[1] Bei durchschnittlichen Gebäuden/Haushalten

mit Erdgas-Zentralheizung laut Berechnungen

von co2online.

[2] //www.bdew.de/service/daten-und-:https://www.bdew.de/service/daten-und-

grafiken/trinkwasserverwendung-im-haushalt/

[3] Berechnungsgrundlage: 1.000 Wohnungen mit

einem Waschbecken für eine vierköpfige Familie.

[4] //www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/:https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/

trinkwasserverwendung-im-haushalt/

x

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