Wärmepumpe in Vergleichsstudien immer günstiger

Neue Gasheizungen bergen Kostenfallen

Immer noch knapp jeder zweite private Haushalt in Deutschland würde sich aktuell für den Einbau einer neuen Gasheizung entscheiden, wenn eine Sanierung ansteht. Das Problem: Die Kosten für den Energieträger Gas steigen in den nächsten Jahren voraussichtlich massiv an. Seit Anfang des Monats gilt für Gas und Fernwärme wieder die Standard-Mehrwertsteuer von 19 %, die CO2-Abgabe stieg auf 45 €/t und wird auch 2025 weiter ansteigen. Mit dem 2027 startenden europäischen Zertifikatehandel ETS 2 für den Gebäude- und Verkehrssektor sind deutlich höhere CO2-Preise sehr wahrscheinlich, ab 2029 müssen zudem auch bestehende Gasheizungen 15 % erneuerbare Energien einkoppeln – was voraussichtlich nur über die Beimischung teuren Biogases möglich sein wird. Mit Gas heizen wird also in den nächsten Jahren extrem teuer – oder unmöglich: Es ist durchaus realistisch, dass einige regionale Versorger Teile der Gasversorgung abschalten. Die Stadtwerke Augsburg beispielsweise kündigten bereits eine Restlaufzeit von nur noch zehn Jahren an.

„Eine neue Gasheizung rechnet sich für Verbraucher nicht“, sagt Diplom-Ingenieur Henning Schulz von Stiebel Eltron. „Neben den steigenden Gaspreisen muss ja auch berücksichtigt werden, dass die Stadtwerke auf dem Weg zur Klimaneutralität immer mehr Kunden im Gasgeschäft verlieren. Damit wird der Netzbetrieb von Erdgasleitungen für die verbleibenden Kunden immer teurer – oder für den Netzbetreiber zum Verlustgeschäft. Nach dieser wirtschaftlichen Logik dürften den Stadtwerken Augsburg andere regionale Gasnetzbetreiber folgen. Schon in zehn Jahren droht Verbrauchern der Gashahn abgedreht zu werden.“

Erdgas wird mit Energiewende immer teurer

Die Preise für Erdgas steigen immer weiter an. Die Rückführung des Mehrwertsteuersatzes auf 19 % belastet eine Familie bei einem Gasverbrauch von 20.000 kWh mit durchschnittlich rund 220 € pro Jahr an Mehrkosten. Gleichzeitig steigt für eine Gasheizung der CO2-Preis 2024 von 30 auf 45 € pro Tonne und schlägt im Beispielsfall mit weiteren rund 200 € pro Jahr zu Buche. Die Gesamtbelastung liegt damit bei einem Plus von 420 €. Bereits 2025 wird die CO2-Abgabe für Erdgas auf 55 €/t weiter angehoben.

Sieger im Kostenvergleich: Wärmepumpenheizung

Ganz anders ist die Kostenbilanz bei Wärmepumpensystemen. Im Unterschied zu Öl- und Gasheizungen greift der Staat bereits bei der Anschaffung mit einer Förderung von bis zu 70 % der Investitionskosten, gedeckelt auf 30.000 €, unter die Arme. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE kamen jüngst in einer Vergleichsstudie zu dem gleichen Ergebnis wie das Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos in seiner Untersuchung für das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, in dem drei verschiedene Szenarien für den Heizungstausch gerechnet wurden: Wärmepumpenheizungen sind im Lebensdauerzyklus kostengünstiger als Gasheizungen. Das trifft sowohl für unsanierte als auch teilsanierte Altbauten zu. „Im Prinzip gab es nie einen besseren Zeitpunkt, auf die Wärmepumpe umzusteigen – und sehr wahrscheinlich wird es auch nie wieder einen besseren Zeitpunkt geben“, so Heizungsexperte Schulz. „Man geht auch kein Risiko ein: Mit einer Wärmepumpe ist man immer auf der sicheren Seite – völlig egal, welche Regelungen die Zukunft bringt. Die Förderung (BEG) ist derzeit so gut wie nie und wird wahrscheinlich auch nie besser sein, die Finanzierung ist für 2024 gesichert. Und schließlich besteht auch noch die Möglichkeit, für die Maßnahme einen KfW-Kredit in Anspruch zu nehmen – bis zu 120.000 € Kreditsumme, im besten Fall zu einem Zins von 0,01 %, jederzeit ohne Vorfälligkeitsentschädigung ganz oder teilweise tilgbar.“ 

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