Effizienter Betrieb und smarte Optimierung
Teil 2: SHK-Profi-Wissen über moderne Elektroheizsysteme
Elektrische Flächenheizungen sind längst mehr als eine Komfortlösung für das Badezimmer. In hochgedämmten Neubauten mit geringem Heizwärmebedarf können sie die Wärmeversorgung vollständig übernehmen, im Bestand steigern sie gezielt den Wohnkomfort. Doch über die richtige Planung hinaus – wie im ersten Teil dieser Serie beschrieben – entscheidet vor allem der Betrieb über Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Komfort. Wie eine moderne digitale Regelung, intelligente Heizstrategien und Nachrüstlösungen die Systeme heute leistungsfähiger und nachhaltiger als je zuvor machen, führt der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF e. V.)
im zweiten Teil der Artikelserie über moderne Elektroheizsysteme aus.
Die Regelung kann in die Smart-Home-Technologie eingebunden werden und via App erfolgen.
Bild: Schlüter-Systems
Die Stärke der elektrischen Flächenheizung liegt in der direkten Wärmeabgabe im Raum – ganz ohne Verteilverluste. Damit diese Vorteile voll zur Geltung kommen, ist eine bedarfsgerechte Steuerung unverzichtbar.
Bei einer Vollheizung in einem All-Electric-House, kommt eine Kombination aus einer Temperaturregelung über ein Raumthermostat sowie eine Begrenzung der maximalen Oberflächentemperatur durch einen Temperaturbegrenzer mit Bodenfühler zum Einsatz. Dieser wird in einer Ebene in der Mitte zwischen zwei Heizleitungen positioniert. Darüber hinaus setzt man eine zentrale Regelung ein, die die Außentemperatur erfasst (Witterungsfühler) und auch Wetterdaten mit einbeziehen kann.
Bei einer Komfortheizung (z. B. im Bad), die ein anderes Hauptheizsystem ergänzt, genügt oft ein Oberflächentemperatur-Regler mit Wochenschaltprogramm. Dieser sorgt dafür, dass nur zu den tatsächlichen Nutzungszeiten Energie fließt.
Anschlussdarstellung einer elektrischen Wandheizung auf Basis einer Carbonfolie mit digitalem Regler und Trafo.
Bild: mfh systems
Effizienter Betrieb und Steuerung
Die Heizstrategie sollte auf den jeweiligen Raum angepasst sein. Da Strahlungswärme als besonders angenehm empfunden wird, kann die Raumtemperatur oft um bis zu 2 °C gesenkt werden, ohne dass Komforteinbußen entstehen. In selten genutzten Räumen sollte die Temperatur jedoch nicht unter 15–17 °C sinken, um Schimmelbildung zu vermeiden. Zudem ist Stoßlüften gegenüber gekippten Fenstern vorzuziehen, um Wärmeverluste zu minimieren.
Ein wichtiger Faktor für den effizienten Betrieb ist die Anpassung der Heizzeiten an den Tagesablauf. In Räumen, die nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden, sollte die Heizung mit einer programmierbaren Steuerung genau darauf abgestimmt sein. So kann beispielsweise eine morgendliche Aufwärmphase im Badezimmer erfolgen, während tagsüber keine unnötige Heizleistung erbracht wird. Diese flexiblen Steuerungssysteme ermöglichen es, personalisierte Wochenprogramme zu erstellen, die sich exakt an den Lebensrhythmen der Bewohner orientieren.
So ermöglichen moderne Thermostate eine bedarfsgerechte Steuerung der elektrischen Flächenheizung und sichern so einen effizienten und wirtschaftlichen Betrieb. Die Kombination von Raum- und Bodenfühlern optimiert die Heizleistung, während zusätzliche Funktionen wie eine Fenster-Offen-Erkennung unnötige Energieverluste vermeiden. Die zentrale Regelung kann zudem Wetterdaten auswerten und die Heizleistung entsprechend anpassen.
Intuitiv programmierbare Zeitthermostate mit „Touch“ Funktion können alternativ auch über WLAN und App von überall und jederzeit gesteuert werden.
Bild: Danfoss / devi
Natürlich können moderne Regelungssysteme auch ins Smart- Home-Konzept des Hauses eingebunden werden und lassen sich individuell und bei Bedarf über eine App steuern.
Optimierung bestehender Anlagen
Ein Vorteil elektrischer Flächenheizungen ist ihre enorme
Lebensdauer. Für bereits bis zu 50 Jahre „alte“ Elektro-Flächenheizsysteme bietet die Umrüstung zur digitalen Regelungstechnik Optimierungsmöglichkeiten in Komfort und Energieverbrauch, ohne dass ein Austausch der Heizleiter notwendig ist.
Schon mit geringem Aufwand lassen sich alte Thermostate durch digitale Modelle ersetzen. Das bringt spürbare Vorteile:
präzisere Temperaturführung,
flexible Zeitprogramme,
App-Steuerung,
geringerer Energieverbrauch.
Gerade bei Elektrospeicher-Flächenheizungen gibt es großes Optimierungspotenzial. Diese Anlagen wurden oft so gebaut, dass ein dicker Estrich Wärme speichert und zeitverzögert an den Raum abgibt. Mit modernen Reglern lässt sich diese Speicherwirkung gezielt nutzen – etwa, um günstige Stromtarife oder Überschussstrom aus Wind und Sonne einzubinden.
Funktionsaufbau: Einbau des Bodenfühlers:
A Rohbeton
B Bestehende Isolation
C Bestehender Unterlagsboden
D Glasseidennetz
E Flexkleber
F Bodenbelag (Oberbelag)
G Heizleiter
H Verbindungsmuffe
I Endabschluss
J Kaltleiter
K Installationsschlauch für Kaltleiter
L Installationsschlauch für Temperaturfühler
M Installationsschlauch und Fühlerschutzrohr aus Kupfer
N Unterputzdose für Thermostat
Bild: BVF
Drei Stufen der Modernisierung
Die Nachrüstung einer bestehenden Elektrospeicher-Flächenheizung kann schrittweise erfolgen:
Zentralgerät tauschen – Integration von Wettervorhersage und Smart-Home-Steuerung per App.
Aufladeregler erneuern – Anlagen mit modernen Aufladereglern speichern nur so viel Wärme, wie tatsächlich benötigt wird.
Einzelraumregelung installieren – jedes Zimmer erhält eigene Sollwerte, die z. B. die Lage zur Sonne berücksichtigen.
Schon die erste Stufe bringt spürbare Verbesserungen, die volle Effizienzsteigerung wird jedoch mit allen drei Schritten erreicht.
Modernes Heizen: Behaglichkeit kombiniert mit uneingeschränkter Gestaltungsfreiheit, lediglich ein unauffälliger Regler ist im Raum sichtbar.
Bild: Danfoss / devi
Fazit: zukunftssicher und komfortabel
Die elektrische Flächenheizung ist eine moderne, flexible und langlebige Heizlösung – ihre Effizienz hängt jedoch maßgeblich von der Steuerung ab. Digitale Thermostate, Smart-Home-Integration und Nachrüstlösungen machen sie fit für die Zukunft und eröffnen Fachbetrieben wie Endkunden neue Möglichkeiten. Während die Systeme im Neubau in Kombination mit Photovoltaik und Lüftungsanlage nachhaltigen Komfort garantieren, können sie im Bestand gezielt Behaglichkeit schaffen oder durch Modernisierung auf den neuesten Stand gebracht werden. Damit ist klar: Die elektrische Flächenheizung bleibt nicht nur eine Option unter vielen, sondern entwickelt sich zunehmend zu einer attraktiven Standardlösung für das All-Electric- House der Zukunft.
Gesetzliche Anforderungen an Thermostate
Die Effizienzsteigerung durch moderne Regelungen ist nicht nur ein Komfortgewinn, sondern auch Pflicht. Seit Juli 2025 dürfen elektrische Flächenheizungen nach der EU-Ökodesign-Richtlinie 2024/1103 nur noch in Kombination mit digitalen Thermostaten verkauft werden. Diese müssen mindestens ausgestattet sein mit:
elektronischer Raumtemperaturkontrolle und Wochentagregelung,
sowie einer Zusatzfunktion wie adaptive Heizbeginnregelung, Fenster-Offen-Erkennung oder Fernbedienbarkeit.
Damit wird sichergestellt, dass die Systeme nicht unnötig Energie verbrauchen, sondern sich exakt am tatsächlichen Bedarf orientieren.
Praxis-Tipp: Checkliste für effizienten Betrieb
Thermostat mit Wochenprogramm einsetzen
Heizzeiten an Tagesablauf anpassen
Raum- und Bodenfühler kombinieren
Smart-Home-Funktionen nutzen
Altanlagen mit neuer Regeltechnik nachrüsten
