Kolumne: Fachkräfte & Qualifizierung

Interview zur VerA-Ausbildungsbegleitung

Die Initiative VerA stellt jungen Menschen erfahrene Fach- und Führungskräfte im Ruhestand zur Seite – nach Bedarf vom Ausbildungsbeginn bis zur Abschlussprüfung (siehe auch SHK Profi 9/2015). Das Besondere daran ist das Tandem-Modell: Um jeden Auszubildenden kümmert sich ein Begleiter ganz persönlich. Das Angebot gilt für duale Ausbildungen im Betrieb und schulische Ausbildungen, für Umschulungen und Maßnahmen der Berufsvorbereitung. Im Bereich Anlagenmechaniker/ -in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik haben bereits 130 Auszubildende eine Unterstützung erhalten. Im Interview mit SHK Profi-Redakteurin Marlene Klocke: VerA-Begleiter Roland Wölfle und ein Auszubildender, der das Angebot vom SES in Anspruch genommen hat, jedoch nicht genannt werden wollte.

Interview: Vera-Begleiter

SHK Profi: Herr Wölfle, die Initiative VerA soll Ausbildungsabbrüche verhindern, indem erfahrene Fachkräfte Auszubildenden zur Seite stehen. Wie lange sind Sie schon Ausbildungsbegleiter bei VerA?

Wölfle: Meine erste Ausbildungsbegleitung für die Initiative VerA habe ich im Sommer 2012 übernommen. Inzwischen habe ich drei Begleitungen abgeschlossen. Derzeit unterstütze ich drei Auszubildende mit Migrationshintergrund in verschiedenen Berufen.

Nach einem Auslandseinsatz wurde ich vom SES gefragt, ob ich bereit wäre Ausbildungsbegleitungen von Jugendlichen zu übernehmen. Erst nach der zweiten Anfrage konnte ich mich dazu entschließen – und ich kann sagen, ich habe es nicht bereut. Auch wenn es manchmal nur zäh vorangeht und es immer wieder Rückschläge gibt, so kommt doch eine Menge zurück, was Mut macht und mich zum Weitermachen motiviert.

SHK Profi: Das klingt nach einer spannenden, aber auch nicht immer einfachen Aufgabe. Inwiefern können Sie junge Menschen auf ihrem Weg zum Ausbildungsabschluss unterstützen?

Wölfle: Die Häufigkeit und Dauer der Treffen versuche ich – gemeinsam mit den Auszubildenden – dem Bedarf und der Belastbarkeit anzupassen. Nach einem langen Arbeits- oder Berufsschultag geht manchmal nicht mehr als eine Stunde. Zur Prüfungsvorbereitung treffen wir uns dann auch schon zweimal pro Woche. Meist sind es fachliche Themen, die einfach nochmal erklärt werden müssen, weil in der Schule etwas zu schnell ging. Häufig sind es Deutsch-, Gemeinschaftskunde- und Ethik-Themen, die einer zusätzlichen Erklärung bedürfen – gerade bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund. Bei wenig familiärem Rückhalt ist auch Rat zu ganz alltäglichen Problemen gefragt.

SHK Profi: Über 80 % der Begleitungen verlaufen erfolgreich. Welche Erfahrungen haben Sie mit VerA gemacht?

Wölfle: Meine Erfahrungen bestätigen diese Erfolgsquote. Von meinen insgesamt sechs Begleitungen waren zwei erfolgreich; bei den noch laufenden drei Begleitungen erwarte ich ebenfalls gute Abschlüsse.

SHK Profi: Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Ausbildungsbegleiter und warum finden Sie es wichtig, sich für die Initiative VerA einzusetzen?

Wölfle: Ich bin davon überzeugt, dass nicht nur die Auszubildenden profitieren. Für die jungen Menschen ist der erfolgreiche Abschluss einer Berufsausbildung eine gute Grundlage für ein erfülltes Leben. Der Begleiter hat zum einen das gute Gefühl helfen zu können, zum anderen kann er sich immer wieder mit neuen Themen und interessanten Fragestellungen auseinandersetzen. Der Kontakt zu jungen Menschen, mitunter aus anderen Kulturen, macht den Alltag von uns Ausbildungsbegleitern erheblich bunter.

Interview: Auszubildender

SHK Profi: Sie machen aktuell eine Ausbildung als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Seit wann nutzen Sie die Ausbildungsbegleitung und warum haben Sie sich dazu entschlossen mitzumachen?

Auszubildender: Vor einem Jahr hat mein Betrieb bei VerA nach einem Ausbildungsbegleiter gefragt. Der Tipp kam vom Jugendmigrationsdienst Kempten. Ich komme aus dem Irak. Mein Deutsch war nicht gut. Es war schwer, in der Schule alles zu verstehen. Große Probleme hatte ich in Fachkunde, Gemeinschaftskunde und Ethik.

SHK Profi: Wenn wir vom Stand heute ausgehen: Wie zufrieden sind Sie mit der Initiative VerA? Inwieweit konnte Ihnen Ihr Begleiter bereits weiterhelfen?

Auszubildender: Nach einem Jahr Begleitung komme ich nun in der Schule besser klar. Ich verstehe jetzt auch Fachkunde und schwierigere Themen. Wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich Herrn Wölfle, meinen Ausbildungsbegleiter. Er sagt mir, was die Wörter bedeuten, und erklärt die Zusammenhänge.

Einen Ausbildungsbegleiter empfehle ich allen Auszubildenden, die Probleme mit Deutsch haben und in der Berufsschule oder im Betrieb nicht mitkommen. Es ist sehr hilfreich, wenn jemand Zeit für dich hat, dir alles erklären kann und auch mal einen guten Rat gibt.

SHK Profi: Wie läuft ein Treffen mit Ihrem Ausbildungsbegleiter ab? Gibt es feste Abläufe?

Auszubildender: Zuerst erzähle ich Herrn Wölfle von meiner Arbeit im Betrieb und vom Unterricht, von
Problemen mit Ausbildern, Lehrern oder dem Lehrstoff. Wir überlegen, was wir gleich klären können und
was wir auf das nächste Treffen verschieben müssen. Manchmal schicke ich meinem Begleiter meine Unterlagen. Dann kann er sich besser vorbereiten und mir die Fragen bei unserem nächsten Treffen einfach beantworten. Er erklärt mir auch alltägliche Dinge, wie Versicherungen oder wie ich mich in gewissen Situationen verhalten soll.

SHK Profi: Wenn Sie an die Zukunft denken, wie stehen Sie Ihrem Ausbildungsabschluss und Ihrer beruflichen Perspektive gegenüber?

Auszubildender: Nach dem hoffentlich erfolgreichen Abschluss meiner Ausbildung im Februar 2017 möchte ich gerne meine Kenntnisse in meiner Firma vertiefen. Dann kann ich später im Kundendienst arbeiten.

SHK Profi: Vielen Dank für das Gespräch!

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