Ein Leben für sauberes Wasser
„Gebäudetechnik ist ein Schlüsselbereich für den Gewässerschutz“
Der Wasserbotschafter Prof. Dr. Andreas Fath stellte kürzlich sein neues Buch „Aus Liebe zum Wasser“ in der „Aquademie“ der Hansgrohe Group in Schiltach im Rahmen einer Lesung vor. Darin verbindet er persönliche Erlebnisse mit einem klaren Appell zum Schutz der Gewässer. Bekannt ist Prof. Dr. Andreas Fath für seine spektakulären Flussdurchquerungen und sein leidenschaftliches Engagement für den Schutz unserer Gewässer – ein Anliegen, das die Hansgrohe Group aus voller Überzeugung unterstützt. Im Interview mit SHK Profi gibt Andreas Fath einen Einblick in seine Beweggründe.
Herr Prof. Dr. Fath, worin hat Ihre tiefe „Liebe zum Wasser“ ihren Ursprung?
Meine Liebe zum Wasser begann buchstäblich mit einem Sprung ins kalte Nass – mein Vater warf mich als Kind vom Hausboot ins Wasser und rief: „Schwimm!“ Ich habe nicht nur überlebt, sondern instinktiv das Richtige getan. Diese erste Begegnung war prägend. Seitdem begleitet mich das Wasser in allen Lebensphasen – als Sportler, Chemiker, Vater und Forscher. Es ist mein Element, mein Rückzugsort, mein Antrieb. Wasser trägt mich – physisch und emotional. Es macht mich gesund, glücklich und neugierig. Diese Liebe ist gewachsen und hat sich vertieft, weil ich erkannt habe, wie bedroht dieses Element ist.
Der „schwimmende Chemieprofessor“ Prof. Dr. Andreas Fath stand der SHK Profi-Redaktion Rede und Antwort.
Bild: 8 grad verlag / Shane McMillian
Wasser gibt es hierzulande reichlich, sollte man auf den ersten Blick meinen. Warum ist es so schützenswert?
Wasser ist der kostbarste Rohstoff, den wir haben – und gleichzeitig der am meisten unterschätzte. Zwar scheint es in Mitteleuropa reichlich vorhanden, doch nur ein Bruchteil davon ist als Trinkwasser nutzbar. Die globale Verfügbarkeit von sauberem Süßwasser sinkt, während der Bedarf steigt. Umweltverschmutzung, Klimawandel und Mikroverunreinigungen setzen dem Wasserkreislauf zu. Wir leihen uns das Wasser von der Natur – und sollten es in gleicher Qualität zurückgeben. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Verpflichtung.
Mikroplastik und chemische Rückstände geraten zunehmend in den Fokus. Welche Rolle spielt die Gebäudetechnik dabei – und wo sehen Sie Ansatzpunkte, um Einträge ins Wasser zu vermeiden?
Gebäudetechnik ist ein Schlüsselbereich für den Gewässerschutz. In der Haustechnik entstehen Einträge durch Materialien, Reinigungsmittel, Spülwasser und Abflüsse. Besonders kritisch sind Spurenstoffe wie PFAS, die etwa in galvanischen Prozessen eingesetzt werden oder Benzotriazole, die in Spülmaschinentabs vorkommen. Ein Ansatzpunkt ist die dezentrale Abwasserbehandlung – etwa in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen – bevor die Stoffe in die Kläranlagen gelangen. Auch die Auswahl wasserverträglicher Materialien und die Rückgewinnung von Wärme und Wasser aus Grauwasser sind wichtige Hebel.
Das Buch ist im 8 grad verlag, Freiburg, erschienen. ISBN: 978-3-910228-54-2.
Bild: 8 grad verlag
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz verändern auch die Haustechnik. Welche Innovationen oder technischen Lösungen halten Sie für besonders wichtig, um Wasser künftig sparsamer und umweltfreundlicher zu nutzen?
Die Kombination aus Grauwasserrecycling und Wärmerückgewinnung ist eine der vielversprechendsten Lösungen. Duschwasser enthält noch etwa 28 °C Wärme – zu schade, um es ungenutzt abfließen zu lassen. Mit Wärmeübertragern lässt sich Primärenergie einsparen. Zudem können moderne Filteranlagen Mikroverunreinigungen wie Medikamentenrückstände oder Mikroplastik entfernen. Ich habe selbst den „Fathomaten“ entwickelt – ein elektrochemischer Reaktor, der PFAS und andere Schadstoffe zerstört. Solche Technologien müssen wirtschaftlich skalierbar und gesellschaftlich akzeptiert werden.
Hansgrohe befasst sich von Hause aus mit dem Medium Wasser und steht mit seinem Markennamen insbesondere auch für dessen nachhaltige Nutzung. In welcher Weise fließen Ihre Erkenntnisse – Sie sind ehemaliger Chefchemiker bei Hans-grohe – hier ein?
Meine Zeit bei Hansgrohe war prägend. Ich habe dort gelernt, wie man ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichem Denken verbindet. Klaus Grohe war ein „Anwalt des Wassers“ – seine Haltung hat mich inspiriert. Ich war verantwortlich für die ökologische Bewertung von Materialien und Prozessen, habe Produktökobilanzen erstellt und an der Entwicklung von wassersparenden Armaturen mitgewirkt. Die Erkenntnisse aus meiner Forschung – etwa zur Grauwassernutzung oder zur PFAS-Eliminierung – fließen bis heute in die Diskussionen über nachhaltige Produktentwicklung ein.
Persönliche Geschichte und gesellschaftlicher Auftrag: Andreas Fath erzählte von seiner ersten Begegnung mit dem Element Wasser, seinem Werdegang vom Sport- und Chemiestudenten bis hin zum Träger des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg. Seine Erfahrungen als ehemaliger Chefchemiker bei Hansgrohe flossen ebenso ein wie seine Arbeit im Bündnis plastikfreie Natur e. V..
Bild: Hansgrohe
Welche Erwartungen haben Sie heute generell an Hersteller und Fachbetriebe im Umgang mit der Ressource Wasser?
Ich erwarte, dass Hersteller und Fachbetriebe Wasser nicht nur als Medium, sondern als Verantwortung begreifen. Das beginnt bei der Auswahl schadstofffreier Materialien, geht über die Entwicklung wassersparender Produkte bis hin zur Rücknahme und Wiederverwertung. Die Kreislaufwirtschaft muss auch beim Wasser greifen. Ich wünsche mir, dass Unternehmen nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern aus Überzeugung handeln – und dass sie ihre Kundinnen und Kunden mitnehmen auf dem Weg zu einem bewussteren Umgang mit Wasser.
Welchen Beitrag kann das SHK-Handwerk leisten, um diesen Gedanken zu unterstützen?
Das SHK-Handwerk ist nah am Menschen und damit in einer Schlüsselposition. Es kann durch Beratung, Installation und Wartung direkt Einfluss auf den Wasserverbrauch und die Wasserqualität nehmen. Ob durch den Einbau von wassersparenden Armaturen, die Integration von Grauwasserrecycling oder die Aufklärung über Mikroplastik – das Handwerk ist Multiplikator und Umsetzer zugleich. Ich wünsche mir, dass das SHK-Handwerk noch stärker als Botschafter für den Gewässerschutz auftritt – mit Kompetenz, Engagement und Herzblut.
