Erneuerbare Energien als wertvolle Ergänzung

SHK Profi-Gespräch mit Heinzelmann und Grießhaber von Paradigma

Das Unternehmen Paradigma zählt heute zu den führenden Systemanbietern regenerativer Heiztechniken für Ein- und Zweifamilienhäuser. Wendelin Heinzelmann, Bereichsleiter Vertrieb, und Wilfried Grießhaber, Produktmanager Solar und Speicher, sprechen im Interview über die unternehmerische Strategie, den aktuellen Stand der Erneuerbaren Energien und die Fördersituation.

„Die Nutzung der Sonnenenergie wird immer wichtiger. Den Boom spürt man schon seit zwei Jahren.“
Quelle: Paradigma

„Die Nutzung der Sonnenenergie wird immer wichtiger. Den Boom spürt man schon seit zwei Jahren.“
Quelle: Paradigma
SHK Profi: Vorab möchte ich mich bei Ihnen für die Einladung bedanken und direkt mit einer allgemeinen Frage beginnen. Das Unternehmen Paradigma ist ein Begriff in der Branche, wenn es um Erneuerbare Energien geht. Auch für die Zukunft scheinen die Weichen gut zu stehen. Oder wie ist Ihre Einschätzung?

Wendelin Heinzelmann: Wir haben zu danken, dass Sie sich die Zeit nehmen. Uns ist das Handwerk sehr wichtig. Hier liegt auch der Erfolg begründet. Wir möchten die bestmögliche Unterstützung liefern. Beispielsweise ist es uns gelungen, die BEG-Förderungen mundgerecht dem Handwerker zu präsentieren, sodass er diese bei den Kunden umsetzen kann. Unsere Systeme sind ausgeklügelt und wir können unsere Kompetenzen aus mehr als 30 Jahren Firmenbestehen schöpfen. Um dem Installateur den Alltag zu erleichtern haben wir Produkte wie das „AquaSolar­ System“ entwickelt. Ein Alleinstellungsmerkmal, das es so nicht nochmal auf dem Markt gibt. Wir versuchen einen anderen Weg einzuschlagen als die Big Player im Markt.

SHK Profi: Individuelle Wege sind oftmals nicht verkehrt. Aber bitte genauer. Wie unterscheiden Sie sich denn von den „großen“ Herstellern?

Wendelin Heinzelmann: Wir arbeiten auf Beziehungsebene und mit wachsenden Freundschaften. Für uns zählen nicht nur die Zahlen, Daten und Fakten. Bei uns zählt auch der Handwerker. Über die Jahre haben sich so intensive Partnerschaften entwickelt, dass ich bei dem ein oder anderen sogar zur Hochzeit eingeladen wurde. Darauf bin ich sehr stolz. Wir sehen das Geschäft als eine Art Geben und Nehmen an. Wenn beispielsweise ein Kunde einen Gewissen Umsatz bei uns generiert hat, lade ich den Chef sowie die Monteure zum Essen ein. Als eine Form der Wertschätzung. Die Handwerker sollen sich bei uns als Mensch fühlen und nicht nur als Umsatzfaktor. Genau diesen familiären Umgang wissen die Betriebe aus unserer Erfahrung heraus zu schätzen.

Wendelin Heinzelmann (r.), Bereichsleiter Vertrieb, und Wilfried Grießhaber, Produktmanager Solar und Speicher, beide aus dem Hause Paradigma.
Quelle: Paradigma

Wendelin Heinzelmann (r.), Bereichsleiter Vertrieb, und Wilfried Grießhaber, Produktmanager Solar und Speicher, beide aus dem Hause Paradigma.
Quelle: Paradigma
SHK Profi: Das SHK-Unternehmen ist also eine Art Partner für Sie?

Wendelin Heinzelmann: Das stimmt. Voraussetzung ist allerdings, dass es ein eingetragener Heizungsbaubetrieb ist, der der SHK-Innung angehört. Außerdem bedarf es einer Gaszulassung und es sollte ein Meisterbetrieb sein. Das sind erst einmal die Grundvoraussetzungen.

Wilfried Grießhaber: An dieser Stelle möchte ich noch kurz eingrätschen. Zusätzlich zu diesen Voraussetzungen muss der Betrieb eine Schulung absolvieren, damit er in der Lage ist, die Anlagen korrekt zu installieren und in Betrieb zu nehmen.

SHK Profi: Lassen Sie uns bitte hier noch einmal tiefer bohren. Wie sieht diese Prozedere aus? Wie zeitintensiv sind die Schulungen und gibt es abschließend eine Prüfung?

Wendelin Heinzelmann: Es gibt eine Grundlagenschulung über drei Arbeitstage, die online stattfinden kann. Im Anschluss kann der Betrieb die Anlagen installieren. Des Weiteren haben wir ein System, bei dem der Handwerker nach einer weiteren Schulung die Inbetriebnahme durchführen und die Gewährleistung von uns abkaufen kann. Daraufhin ist das SHK-Unternehmen, neben der Inbetriebnahme, für die Gewährleistungsarbeiten zuständig, nicht aber für den Materialsatz. Um den Betrieben die Wartungsarbeiten zu erleichtern, haben wir eine App entwickelt, die gleichzeitig eine Checkliste darstellt. Wir erleben großen Zuspruch seitens der SHKler, was diesen Service angeht. Aktuell kommen rund 60 % der Inbetriebnahmeprotokolle über die App bei uns an.

SHK Profi: Eine App als Unterstützung für den SHK-Betrieb ist mit Sicherheit etwas Besonderes. Dann steht einer erfolgreichen Installation der Solarthermie nichts im Wege. Thema regenerative Systeme: Kommt das vermehrt an, oder sind viele noch auf dem Stand, dass das alte Brennwertgerät durch ein neues ersetzt wird? Wie ist da, ihrer Einschätzung nach, die Mentalität?

Wilfried Grießhaber: Wenn Sie mich fragen, ist die Quote der Solaranlagen an Brennwertgeräten natürlich viel zu gering. Was gerade angesichts der BEG-Förderungen für mich unverständlich ist. Ich kann viel Geld sparen, wenn ich meinen Brennwertkessel mit einer Solarthermie ergänze. Die Förderungen belaufen sich auf 30 bis 50 %. Mal ganz abgesehen von den Klimazielen, durch die eine Solarthermie ohnehin ein Muss wäre. Im Allgemeinen haben wir, was die Regenerativen angeht, einen deutlich größeren Zuspruch. Auch im Privaten. Früher wurde man mit seiner Pelletheizung gerne als Öko abgestempelt. Das ist heute nicht mehr der Fall.

SHK Profi: Das stimmt. Der Anblick von Anlagen auf den Dächern ist alltäglich geworden. Die Tendenz geht aktuell zu Hybrid-Heizungen, wie stehen Sie dazu?

Wilfried Grießhaber: Verschiedene Wärmeerzeuger zu kombinieren ist immer sinnvoll. Beispielsweise die Kombination aus Pelletkessel mit Solarthermie. Das sind die zwei Schienen, die wir neben anderen Kombinationen schärfer fokussieren müssten. Sie haben gefragt, ob es einen Boom geben wird. Den sehen wir bereits seit zwei Jahren. Mit der BEG haben wir dafür die Rahmenbedingungen geschaffen. Das Interesse bei den Endkunden ist da. Der Staat, also der Fördermittelgeber, zeigt, dass dieses Thema wichtig ist, und das zahlt sich aus.

SHK Profi: Das heißt, Sie sind mit den Förderbedingungen aktuell zufrieden, oder muss da noch nachgebessert werden?

Wilfried Grießhaber: Auf jeden Fall sollte man sie nicht mehr verschlechtern. Aktuell wird versucht die Förderungen, die wenig CO2 pro Euro einsparen, zu kürzen, zu Gunsten der Technologien die viel CO2 pro Euro einsparen. Das wäre dann zum Beispiel die Solarthermie. Wenig sparen hingegen die KfW-55-Häuser, weshalb die Förderungen im Neubau wenig sinnvoll sind und gekürzt werden. Die Förderung im Bestand ist hingegen sehr ergiebig.

SHK Profi: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, müsste der Bestand stärker in den Fokus rücken?

Wilfried Grießhaber: Auf jeden Fall. Im Bestand kann man viel CO2 einsparen. Außerdem ist die BEG Einzelmaßnahme einfacher für den Handwerker zu händeln. Er kann die Anlage einbauen und im Anschluss den Antrag stellen. Investitionen in moderne Anlagen ist der Schlüssel. Zwar muss der Kunde immer erst Geld in die Hand nehmen, spart aber langfristig. Bei den Energiepreisen, die wir zur Zeit erleben, ist die Aussicht, das Geld nicht an den Gasversorger zu zahlen, hoch interessant.

SHK Profi: Sie sprechen gerade genau das richtige Thema an. Geld kann man bekanntlich nur einmal ausgeben. Wie sehen Sie das, ist überhaupt Geld für Modernisierungsarbeiten vorhanden? Der Wille zu Modernisierungen ist sicherlich häufig da, aber es fehlt meiner Einschätzung nach am Geld. Auch, da alles aktuell teurer wird. Die Unterhaltungskosten steigen rapide, merkt man das?

Wilfried Grießhaber: Bezogen auf eine Komplettsanierung, stimmt das, was Sie sagen natürlich. Genau darum sind die Förderungen durch die BEG Einzelmaßnahmen so wichtig. Dank der Einzelmaßnahmen kann darauf verzichtet werden, das Gebäude direkt komplett zu sanieren. Man muss viel weniger Geld in die Hand nehmen und kann nach und nach modernisieren. Ein AquaSolar System aus unserem Haus kann dann beispielsweise erst einmal mit der alten Heizung im Keller kombiniert werden. Da reden wir von deutlich überschaubareren Summen. Wenn ich hingegen das gesamte Gebäude auf einmal sanieren möchte, muss ich einen sechsstelligen Betrag in die Hand nehmen. Steht wenig Geld zur Verfügung, rate ich daher zur Installation einer Solarthermie. Die Investition habe ich nach wenigen Jahren wieder raus.

Wendelin Heinzelmann: Da kann ich nur zustimmen. Nach einer Weile kann man dann weiter modernisieren und die Solarthermie beispielsweise mit einer Pelletheizung ergänzen. Die Pelletpreise sind mittlerweile zwar stark gestiegen, aber längst nicht so sehr wie Gas und Öl. Dem Umweltschutzgedanken widersprechen sie ebenfalls nicht. Für die Pelletproduktion werden keine Bäume geschlagen. Stattdessen werden die Sägespäne, die als Überbleibsel anfallen, weiterverarbeitet. Da muss der Heizungsbauer aber auch ein Stück weit Aufklärungsarbeit leisten. Der Endkunde muss über sowas ebenso Bescheid wissen, wie über die Fördermöglichkeiten.

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