Illegalen Handel unterbinden

Finger weg von Kältemitteln aus dubiosen Kanälen

Die F-Gas-Verordnung regelt die Menge an fluorhaltigen Kältemitteln, die in der EU auf den Markt gebracht werden dürfen. Diese kommen u.a. in Klimaanlagen und Wärmepumpen zum Einsatz. Im Rahmen des sogenannten Phase-Downs erfolgt eine stufenweise Reduzierung der fluorhaltigen Kältemittel um 79 % bis zum Jahr 2030. Die ersten Phase-Down-Schritte haben schon gegriffen und zu einer Verknappung und Verteuerung von Kältemitteln mit hohem Treibhauseffekt gesorgt. Konsequenz: Der illegale Handel blüht.

Was halten Sie von Gucci-Taschen oder Rolex-Uhren, die auf einer Strandpromenade in Italien verkauft werden? Wer bei solchen Angeboten zugreift, weiß, dass es sich nicht um Markenware handelt und dass die Qualität fragwürdig ist. Übertragen auf die Gebäudetechnik könnte man fragen: Was befindet sich wohl in einer Kältemittelflasche, die Ihnen auf anderen Wegen als über die bekannten und verlässlichen Vertriebskanäle angeboten wird? Tatsächlich das Kältemittel, das auf dem Etikett steht, oder irgendeine andere Mixtur unbekannter Zusammensetzung? Können Sie sicher sein, dass sich nicht toxische, brennbare oder umweltschädliche Substanzen darin befinden? Und wird eine Wärmepumpe oder Klimaanlage, die Sie mit diesem Kältemittel befüllen, auch die Leistung bringen, die Sie bzw. Ihr Kunde erwartet? Wohl kaum.

Trotzdem blüht derzeit der Schwarzmarkt mit Kältemitteln in der EU. Und zwar in einem beachtlichen Ausmaß: Es gibt Schätzungen, dass etwa 20-30 % der in der EU eingesetzten Kältemittel aus nicht legalen Quellen stammen könnten. Durch die Quotenreduzierung im Rahmen der F-Gas-Verordnung sind Kältemittel deutlich teurer geworden und dadurch rücken sie eben auch ins Blickfeld von Akteuren mit kriminellen Absichten.

Einfallsrouten für illegale Kältemittel sind vor allem osteuropäische Länder. Illegale Ware kommt oft von China über Russland und die Türkei in die EU-Verkaufsstaaten. Südeuropa wird dabei besonders mit illegaler Ware überschwemmt; hier ist der legale Handel fast zum Erliegen gekommen. Zudem gibt es sogenannte Transit-Ware. Darunter versteht man Kältemittel, das z. B. im Hamburger Hafen ankommt und für die Schweiz deklariert und demnach für die F-Gas-Verordnung nicht quotenwirksam ist. Dieses Kältemittel kommt aber dann nicht unbedingt in der Schweiz an.

Auch der Online-Handel ist ein Problem. Viele Kältemittel sind über die bekannten Handelsplattformen wie eBay zu beziehen, oft sogar in verbotener Weise als Einweggebinde (siehe Foto). Herkunft und tatsächliche Zusammensetzung der dort gehandelten Ware sind dabei unklar, mit entsprechenden Gefahren für die Anlage und das Betriebs- bzw. Montagepersonal.

Die Alarmglocken sollten bei Ihnen spätestens dann angehen, wenn der Preis auffallend niedrig ist. Um das Problem des illegalen Kältemittelhandels grundsätzlich in den Griff zu bekommen, müssten länderübergreifende Kontrollinstanzen implementiert werden, eine intensivere Kooperation mit der Marktaufsicht und Schwerpunktkontrollen an den EU-Außengrenzen erfolgen. Vor allem aber sind Sie gefragt. Wenn die illegalen Importeure nämlich keine Abnehmer mehr finden, werden auch die dubiosen Handelswege wieder versiegen. Lassen Sie in jedem Fall die Finger davon, wenn Ihnen beim Kältemittelkauf etwas spanisch vorkommt – und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen stehen Sie als Fachbetrieb in der Pflicht Ihrem Kunden gegenüber. Sie bringen nicht nur ihn, sondern auch Ihre Installateure in Gefahr und stören die Betriebssicherheit und die Leistungsfähigkeit der Anlagen. Die Umsetzung der F-Gas-Verordnung ist aber auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, fördert Innovationen und sichert die Zukunftsfähigkeit der Branche.

Als Teil der Lösung des Problems wurde vom Europäischen Technischen Ausschuss für Fluorkohlenwasserstoffe (EFCTC, www.fluorocarbons.org) eine Aktions-Hotline eingerichtet, wo illegale F-Gas-Produkte und Verdachtsmomente hinsichtlich illegalen F-Gas-Handels gemeldet werden können.

Die EFCTC-Hotline für die anonyme Meldung illegaler F-Gas-Produkte und illegalen F-Gas-Handel ist erreichbar unter: https://ior.org.uk/news/f-gas-reporting-site-for-illicit-trade

Christoph Brauneis
SHK Profi-Chefredakteur
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