Geräusche minimieren
So setzen SHK-Profis Schallschutzmaßnahmen im Hochbau richtig um
„Der eigene Hund macht keinen Lärm, er bellt nur“, diese Aussage zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich Geräusche wahrgenommen werden. Baulicher Schallschutz ist daher wichtig, um Konflikte zu vermeiden. Die DIN 4109 legt Mindestanforderungen für verschiedene Gebäudearten und Gewerke fest. Ein komplexes Thema, welches die Firmen Dallmer, Jung Pumpen, Rockwool und Pam Building im Folgenden beschreiben.
Die DIN 4109 unterscheidet verschiedene Störfaktoren:
Schutz gegen Außenlärm
Luftschallschutz
Trittschallschutz
Gebäudetechnische Anlagen
Die Norm zielt auf Gesundheitsschutz, Vertraulichkeit und Schutz vor Belästigungen ab. Sie ist im baurechtlichen Genehmigungsverfahren verbindlich. Die VDI-Richtlinie 4100 hat einen privatrechtlichen Charakter und definiert erhöhte Schallschutzanforderungen, die vertraglich vereinbart werden müssen.
Schallschutztechnische Anforderungen an Abwasseranlagen
Schallschutz bei Rohrsystemen und Rohrbefestigungen
Die DIN 4109-36 beschreibt die schallschutztechnischen Anforderungen an Abwasseranlagen. Diese werden in Abwassersysteme (Rohrsysteme einschließlich Rohrbefestigungen), Abwasserhebeanlagen sowie Abscheider und Abwasserbehandlungsanlagen eingeteilt.
Akustisch günstiger Grundriss
Die Schalldämmung hängt von der Grundrissanordnung, den Eigenschaften der Installationswand und der Anbringung der Installation ab. Wichtige Faktoren sind der Volumenstrom, die Befestigung der Abwasserleitungen, Richtungsänderungen sowie das Material und der Aufbau der Rohrleitungen.
Vermeidung von Körperschallbrücken
Körperschallbrücken entstehen, wenn Schwingungen des
fließenden Wassers auf den Baukörper übertragen werden, was zu Geräuschbelästigungen führt. Eine fachgerechte Dämmung und Entkopplung der Rohrleitungen sind notwendig, um dies zu verhindern. Körperschallgedämmte Befestigungselemente und die Beachtung der Herstelleranleitungen sind essenziell. Gusseiserne Abflussrohrsysteme bieten hohen Schallschutz. Mit speziellen Akustikdämpfern können bei einem Durchfluss von 4 Litern pro Sekunde und einer Fallleitung DN 100 Schallpegel von ≤15 dB(A) erreicht werden, wodurch alle Schallschutzstufen der VDI-Richtlinie 4100 erfüllt werden können.
Schallschutzprüfung und Zertifizierung
Hersteller von Abflussrohrsystemen (Guss und Kunststoff) lassen ihre Produkte gemäß DIN EN 14366 beim Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart prüfen und verfügen über entsprechende Prüfberichte, die beim Vergleich verschiedener Werkstoffe helfen.
Schallschutz bei Abwasserhebeanlagen
Abwasserhebeanlagen werden in Abschnitt 6 der DIN 4109-36 besonders hervorgehoben. Die Intensität der wahrgenommenen Geräusche hängt auch zusammen mit dem individuellen Betriebspunkt der Abwasserhebeanlage. Die Anlage ist so zu bemessen, dass die Fließgeschwindigkeit des Abwassers zwischen 0,7 und 2,3 m/s liegt, um Fließgeräusche und Klappenstöße so gering wie möglich zu halten. Um bei der Installation von Hebeanlagen Körperschallbrücken zu vermeiden, kommt es insbesondere auf einen spannungsfreien Anschluss und die elastische Anbindung aller Rohrleitungen und Komponenten an. Eine weitere Maßnahme ist der Einsatz einer Rückschlagklappe mit Gegengewicht, diese kann die Geräuschentwicklung des „Klappenschlags“ deutlich reduzieren. Zu beachten ist auch, dass der Sammelbehälter der Fäkalienhebeanlage nicht baulich mit dem Gebäude verbunden ist.
Hebeanlagen mit Schneidsystem
Hebeanlagen können nach DIN 12050-1 auch mit einem Schneidsystem ausgestattet werden, was kleindimensionierte Druckrohrleitungen möglich macht. Allerdings sind diese wesentlich lauter als vergleichbare Hebeanlagen, die mit einem Freistromrad auskommen und daher in Wohngebäuden vorzuziehen sind. Die normgerechte Planung, Bemessung und Installation von Hebeanlagen ist in der DIN EN 12056-4 festgelegt.
Schallschutz bei Ablaufsystemen von Duschen
Beim Schallschutz in der Dusche geht es darum, den Körperschall durch Aufprallgeräusche des Wassers auf Duschrinnen oder andere Ablaufkörper nicht in die Wand bzw. Betondecke und Boden zu übertragen. Gleiches gilt für die Fließgeräusche des Abwassers in den Ablaufgehäusen. Die Grundregel für die Schallwerte liefert ebenfalls die DIN 4109 und mit dem Teil 5 mittlerweile auch erhöhte Anforderungen an den Schallschutz. Die Marke von kleiner gleich 25 dB(A) ist hier die magische Grenze. Sie gilt für das Bad ebenso wie für die daneben und darunter befindlichen Räume. Weiter kann auch die VDI-Richtlinie 4100 als Empfehlung zum Schallschutz herangezogen werden.
Schallschutzelemente im öffentlichen und privaten Bereich
Schallschutzelemente sowie schnittsichere Schallschutzbänder sind Bauteile, die sich auf der Baustelle handwerklich einfach und sicher einbauen lassen. Im privaten Bereich möchten viele diesen Schallschutz-Komfort im Duschbereich nicht mehr missen. Im öffentlichen Bereich sowie im Geschosswohnungsbau werden diese Anforderungen vertraglich vereinbart.
Schallschutz bei bodengleichen Duschen
Zertifizierter Schallschutz wird auch durch schallentkoppelte Montagefüße sowie geprüfte Schallschutzmatten und Montagehilfen passend zu den Ablaufgehäusen sichergestellt. Ein weiterer Vorteil: eine sichere und einfache Anbindung der Ablaufgehäuse an bauseits verwendete Wärme- bzw. Trittschalldämmung. Über schalldämmende Duschelemente ist es schließlich möglich, effektiven Schallschutz ganz ohne Estrichkonstruktion in der bodengleichen Dusche zu realisieren.
Schallschutz bei Ablaufsystemen mit Pumpe für barrierefreie Duschbereiche
Neben Entwässerungssystemen für Duschbereiche, die über Freigefälle funktionieren, werden auch Ablaufsysteme mit integrierter Pumpe in der Badsanierung eingesetzt. Diese sind erforderlich, wenn barrierefreie Duschen gewünscht werden, jedoch die baulichen Voraussetzungen für ein ausreichendes Ablaufgefälle fehlen. Die Herausforderung besteht u. a. darin, die Geräusche der Pumpe gemäß der Schallschutznorm gering zu halten. Ein Beispiel hierfür ist der „Plancofix Connect“, eine Kombination aus Bodenablauf mit integrierter Pumpe und Design-Duschrinne. Das Gemeinschaftsprodukt von Jung Pumpen und Dallmer entspricht den Anforderungen an den Schallschutz nach DIN 4109.
Fazit
Der normgerechte Schallschutz von Abwasseranlagen in Wohngebäuden ist entscheidend, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten und gleichzeitig den rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Die DIN 4109 regelt die Mindestanforderungen, die beim Neu- oder Umbau verbindlich einzuhalten sind. Dies betrifft neben Abwasserrohren und deren Befestigungen auch Duschabläufe, Pumpen und Abwasserhebeanlagen. Es gilt, Körperschallbrücken zu vermeiden. Das bedeutet, dass Schwingungen, die durch fließendes Wasser oder Pumpenmotoren verursacht werden, sich nicht auf den Baukörper übertragen. Namhafte Hersteller bieten dazu geprüfte Lösungen und Produkte an.
Kooperations-Seminar Schallschutz in
der Gebäudetechnik gemäß DIN 4109
In jährlich stattfindenden Seminaren zum Thema Schallschutz beleuchten die Hersteller Dallmer, Jung Pumpen, Rockwool und Pam Building gemeinsam das Thema Schallschutz in der Gebäudeplanung. Neben den wesentlichen Inhalten der DIN 4109 wird in Ansätzen auf die Gebäudeentwässerung (DIN EN 12056), die Gebäudeabdichtung (DIN 18534) und Aspekte der Barrierefreiheit (DIN 18040) eingegangen, sodass Teilnehmende einen umfassenden Einblick in wesentliche Bestandteile der Planung erhalten.
Neue Termine für 2026 sind bereits in Planung und werden auf shk-profi.de rechtzeitig veröffentlicht.
