Künstliche Intelligenz
in der Badsanierung

Badezimmerplanung der Zukunft?

Fachleute im Feld der Technologie und Zukunftsforschung erwarten, dass Künstliche Intelligenz (KI) in allen ­Industriezweigen und praktisch allen Lebensbereichen eine Rolle spielen wird, wobei ihr Einfluss in bestimmten Sektoren stärker ausgeprägt sein dürfte als in anderen. Vor diesem Hintergrund ist es interessant, einen genaueren Blick auf die gegenwärtige Landschaft der Sanitärindustrie zu werfen, insbesondere im Kontext der
Renovierung von Badezimmern.

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von KI-Einsätzen: Zum einen analytische KI-Systeme, die Situationen oder Kontexte analysieren. Die KI hat die Fähigkeit zu erkennen, ob ein Bild ein Schaf oder eine Ziege zeigt. Darüber hinaus gibt es generative KI-Anwendungen, die in der Lage sind, neue Inhalte zu erstellen. Ein Beispiel dafür ist ChatGPT, der in der Lage sei, beispielsweise einen Song für eine Band zu komponieren.

Die Phasen einer Badezimmerrenovierung können ebenfalls in zwei Hauptgruppen unterteilt werden. Zuerst kommt die Beurteilung des aktuellen Zustandes. Ein Handwerker oder Badberater besichtigt das Bad des Kunden. In diesem Prozess werden Maße ermittelt, einschließlich der Raumgröße, der Anzahl und Größe der Fenster, der Entfernungen von Türen und Fenstern zu den Wänden, der Anschlüsse und vieles mehr. Kurz gesagt: Der Fachmann nimmt den Raum in Augenschein und analysiert die relevanten, klar erkennbaren Parameter. Hier kommt die erste KI-Lösung von immersight ins Spiel: die automatisierte Raumvermessung. Immersight hat eine KI entwickelt, die fähig ist, die Raumdimensionen eines Badezimmers automatisch zu bestimmen. Der Nutzer muss lediglich das vorhandene Bad mit einer 360°-Kamera fotografieren. Schon über 500 SHK-Fachbetriebe haben nach Angaben des Unternehmens eine solche 360°-Kamera von immersight erworben. Diese sei in einer Minute einsatzbereit und könne auf Knopfdruck ein umfassendes 360°-Bild des Raums erstellen. Sobald das Bild in die 3DWorkroom-Cloud geladen ist, werde es in 3D umgewandelt und könne dann innerhalb von 30 sek von der KI automatisch vermessen werden. Diese Methode eigne sich nicht nur für Badezimmer, sondern auch für Heizungs- und Kellerräume.

Anforderungen an die KI

Bei der traditionellen Vermessung von Badezimmern werden hauptsächlich Maße berücksichtigt, einschließlich der Erfassung der Raumgrößen (Boden- und Wandflächen). In manchen Fällen können jedoch auch bestimmte bauliche Bedingungen oder Materialien für die Projektplanung wichtig sein. Aus diesem Grund hat immersight eine zusätzliche KI entwickelt, die Sanitärobjekte erkennen kann. Dank dieser Technologie sei es möglich, Objekte zu identifizieren und deren Position im Raum zu lokalisieren. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die KI auf alle Objekte, die in einem Badezimmer vorkommen können, trainiert wird. Das schließt auch Steckdosen mit ein, obwohl diese eigentlich in den Elektrobereich fallen. Denn KI-Anwendungen benötigen immer einen Anwendungsbezug, um vollständige und korrekte Ergebnisse zu liefern. Immersight hat sich aus diesem Grund speziell auf das Thema Bad und Heizraum spezialisiert und optimiert die KI-Anwendungen gezielt für diese spezifischen Anwendungsszenarien.

Im nächsten Schritt wird immersight die beiden KIs für die Erfassung von Räumen und die Erkennung von Objekten kombinieren. Dadurch wird es möglich sein, eine umfassende Raumvermessung anzubieten, die auch die Abstände zwischen den Objekten im Raum ermittelt. Der Abstand zwischen einem Fenster und einer Wand kann so unter anderem bestimmt werden. Natürlich stellt sich dann die Frage, wie diese Daten weiterverwendet werden können – sprich: die Schnittstelle zur Badplanung. Im Rahmen dessen wird das automatisch erstellte 3D-Aufmaß so exportiert, sodass es von jeder modernen BIM-Software gelesen werden kann.

Übergabe der vermessenen Geometrie an BIM

Obwohl BIM in der Badplanung noch nicht weit verbreitet ist, werden alle wichtigen Badplanungsprogramme in naher Zukunft BIM unterstützen. Die Badplanungs-Software „ViSoft“ sei hier bereits weit und könne testweise BIM-Dateien im ifc-Format importieren. Mit der Implementierung der immersight KI, der BIM-Schnittstelle und des Imports bei „ViSoft“ werde die erste „Scan2BIM“-Lösung zur Vermessung und Planung von Badezimmern verfügbar sein. Diese Technologie ermöglicht eine automatische Badplanung durch KI.

Die Entwicklung einer Badezimmerplanung wird durch einen erfahrenen Fachmann durchgeführt, der später auch die Sanierung selbst übernehmen wird. Der Fokus liegt hierbei nicht nur auf der visuellen Präsentation, sondern auch auf exakter Geometrie und Optimierung. Dies sei der Punkt, an dem die Arbeit von immersight ein Licht darauf werfe, welche Verbesserungen in zukünftigen Versionen umgesetzt werden müssen. Aktuell generiere die KI kein klassisches Bad-Layout, sondern erstellt ein Rendering eines Badezimmers. Diese Darstellung sei rein auf das Design ausgerichtet, wobei geometrische Aspekte und genaue Maße nicht berücksichtigt würden. Außerdem könne die Darstellung nicht verändert werden, da es sich nicht um eine Planung handelt, erklärt das Unternehmen weiter. Die KI, so wie sie momentan gestaltet sei, könne lediglich mit Präferenzen gefüttert werden und liefere ein entsprechendes Badezimmer als Resultat. Dieser Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen, doch mit jedem Neustart entsteht eine neue Variante.

Für immersight sei es unbestreitbar, dass Künstliche Intelligenz in der Zukunft eine wesentliche Funktion bei der Konzeption von Badezimmern einnehmen werde. Sie könne als Inspirationsquelle, grobes Planungsinstrument oder sogar als vollständiges Gestaltungssystem dienen. Es bleibe abzuwarten, wie sie in den nächsten Jahren konkret eingesetzt werde. Jedoch ist klar, dass noch erhebliche Zeit und Mühe aufgewendet werden müsse, um diesen Stand zu erreichen. „Die traditionelle 3D-Badplanung nähert sich ihrem Ende durch die Einbeziehung der Künstlichen Intelligenz. In der Zukunft wird die KI die Badezimmergestaltung automatisieren“, prognostiziert Fabian K.O. Weiss, Gründer und CEO der immersight GmbH. Er fügt noch hinzu: „Insbesondere für Hersteller ist es nun entscheidend, mit relevanten Daten in der KI repräsentiert zu sein, andernfalls wird die KI aufhören, ihre Produkte in den Badplanungen zu berücksichtigen.“

So funktioniert KI

Künstliche Intelligenz (KI) kann man sich wie einen lernfähigen Computer vorstellen. Sie wird mit Unmengen von Daten gefüttert, die sie dann analysiert. Innerhalb dieser Daten identifiziert die KI Muster, ähnlich wie wir Menschen es tun. Zur Mustererkennung setzt sie Algorithmen ein - man könnte diese als ihre Lernrezepte bezeichnen. Nachdem diese Muster erkannt wurden, kann die KI sie verwenden, um Prognosen zu erstellen oder Entscheidungen zu treffen.

Einige KI-Systeme lernen durch ständige Wiederholung, sie werden bei der Bewältigung wiederkehrender Aufgaben immer effizienter. In anderen Fällen lernen sie von menschlichen Feedback, das ihnen zeigt, was richtig und was falsch ist. Die Bandbreite an Aufgaben, die KI ausführen kann, ist enorm: sie kann Sprache verstehen, Bilder identifizieren oder komplexe Problemstellungen lösen.

Um die Funktionen des 3D-Workrooms bekannt zu machen, hat immersight eine spezielle Webinar-Reihe ins Leben gerufen, die sich an Bau- und Handwerksbetriebe im deutschsprachigen Raum richtet. Informationen zu Terminen und Anmeldung finden Sie unter: www.immersight.com/webinar .

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