Angekommen im barrierefreien Raum

Interview mit Tom Schönherr, Phoenix Design Design mit hohem Nutzwert

Gute Gestaltung sollte in barrierefreien Räumen eine Selbstverständlichkeit sein und Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten nicht stigmatisieren. Tom Schönherr, Managing Partner von Phoenix Design, erläutert im folgenden Interview mit SHK Profi-Redakteurin Stefanie Schnippenkötter seinen Ansatz „Design for all“ – und warum er der Prämisse „Einfach, sicher und besser“ folgt.

SHK Profi: Sie gestalten u.a. Produkte im Bereich Unterhaltungs-, Kommunikationselektronik, Hausgeräte und Sanitär. Was sind die Gemeinsamkeiten und welche Besonderheiten treffen auf Sanitärprodukte zu? 

Tom Schönherr: Wir folgen einem „Human Centered Design“. Das heißt, die Bedürfnisse des Menschen stehen im Mittelpunkt, und darauf antworten wir mit unseren Entwürfen. Wir wollen das Leben erleichtern, angenehmer und mit ansprechenden Dingen schöner machen – mit hochwertigen Produkten, die in der Handhabung Freude bereiten. Sanitärprodukte unterscheiden sich von anderen Produkten, denn sie haben eine extrem lange Lebensdauer. Daher sollten sie technisch und visuell langlebig sein. Auch nach vielen Jahren sollten sie noch gut funktionieren und in Zusammenklang mit dem gesamten Raum harmonisch wirken.

SHK Profi: Es wird viel über Barrierefreiheit und barrierefreies Design gesprochen. Waren Sie schon einmal auf barrierefreies Design angewiesen, vielleicht durch eine Sportverletzung? Wie sind Ihre Erfahrungen?

Tom Schönherr: Nein, zum Glück nicht. Dennoch bewegt uns das Thema bei Phoenix Design sehr. Was für Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten gut ist, ist für alle gut. Unser „Design for all“ schließt ein, dass ausnahmslos jeder Nutzer in der Lage sein sollte, unsere Produkte einfach und bequem zu händeln. Unsere jüngste Entwicklung mit Hansgrohe – das „Select“-Prinzip zur Umstellung des Brausestrahls mittels eines simplen Tastendrucks – ist ein gutes Beispiel. Das Prinzip funktioniert instinktiv ohne Anstrengung und Nachdenken.

SHK Profi: Wie haben Sie sich auf diese Zielsetzung fokussiert?

Tom Schönherr: Sicher, einfach und besser – das ist unsere Prämisse. Es ist bekannt, dass gerade im Badezimmer Unfälle passieren. Daher sollten unsere Entwürfe in diesem Bereich eine besondere Sicherheit geben. Eine Handbrause sollte man z.B.einfach greifen können. Und um die Umstellung der Strahlarten zu ermöglichen, haben wir das intuitiv funktionierende „Select“-Prinzip erfunden – das ist für alle Nutzer selbsterklärend. Dieses Prinzip haben wir auch bei dem Aufputz-Th ermostat

„ShowerTablet Select“ eingesetzt. Wir haben außerdem darauf

geachtet, dass das Gehäuse von der Wasserführung entkoppelt

ist und immer eine angenehme Oberflächentemperatur behält. Und schließlich haben wir einen Mehrwert geschaffen, indem wir den Thermostat so gestaltet haben, dass er sich als Ablage für Badutensilien verwenden lässt.

SHK Profi: Schlichtes Design ist häufig eine große Herausforderung. Wie kam es zu der Idee des „Select“-Knopfes?

Tom Schönherr: Wir bringen unser Design auf den Punkt und lassen Überflüssiges weg. Jeder Mensch in jeder Kultur weiß instinktiv, was er mit dem „Select“-Knopf zu tun hat. Wenn Sie in diesem Zusammenhang von einer großen Herausforderung sprechen, stimmt das. Hinter den Dingen, die einfach und selbstverständlich erscheinen, steckt eine intensive Entwicklungsarbeit. Man sagt uns manchmal nach, dass Phoenix Design „leise“ ist. Aber es ist auch so, dass Innovationen im Sinne einer Verbesserung meist leise sind. Man muss genau hinschauen und sich mit den Dingen befassen, um das zu verstehen.

SHK Profi: Der „Select“-Knopf ist bei der gesamten Linie zentrales Element. War er auch Ausgangspunkt für das Design der einzelnen Produkte?

Tom Schönherr: Der „Select“-Knopf ist eher ein „roter Faden“. Er ist bei vielen Produkten sinnvoll, an dem etwas ein- oder umgestellt werden muss. Daher wird das „Select“-Prinzip bei verschiedenen Produktfamilien durchgespielt. Um die gesamte Entwicklung zu verstehen, muss man noch vor die Erfindung des „Select“-Prinzips zurückgehen. Vor 10 Jahren ist die „Raindance“ auf dem Mark eingeführt worden und war eine große Innovation. Die Handbrause hatte zum ersten Mal eine große Strahlscheibe und eine flache Formgebung; die technischen Elemente wurden reduziert, um eine integrative und emotionale Designsprache für ein wohnliches Umfeld zu schaffen. Es war das erste Mal, dass man auch mit der Handbrause beim Duschen ein Wellness-Erlebnis hatte. Nun ist die Bedienung mit der „Select“-Funktion noch angenehmer geworden. Das ist eine evolutionäre Entwicklung.

SHK Profi: Was wären aus Ihrer Sicht für das Sanitärhandwerk die überzeugenden Argumente für die von Ihnen entworfene Produktreihe im Kundengespräch?

Tom Schönherr: Unsere Produkte sind einfach zu installieren, intuitiv zu bedienen und visuell langlebig. Ein Bad kann mit unseren Produkten auch nachgerüstet bzw. modernisiert werden. Je mehr ein Produkt leistet, desto besser: das „Shower­Tablet Select“ zum Beispiel erfüllt seine Funktion als Thermostat, ist intuitiv bedienbar, verfügt über eine Temperatursperre, damit man sich nicht verbrüht – und lässt sich darüber hinaus auch als Ablage für Badutensilien nutzen. Alles, was den privaten Kunden überzeugen soll, sollte zuerst den Installateur überzeugen.

SHK Profi: Dürfen wir uns auf weitere „Select“-Produkte freuen? Wird die Linie noch weiter ergänzt?

Tom Schönherr: Es gibt immer etwas zu verbessern. Daher wird es auf jeden Fall weitergehen.

Vielen Dank für das Interview.

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