Fertighaus auf KfW 40 plus-Niveau

Effizienz durch Wärmepumpe, PV und Batterie

Wer mit Ende 40 noch einmal einen Neubau plant, geht das Projekt perspektivischer an als jüngere Menschen. Denn mit Blick auf den „dritten Lebensabschnitt“ spielen die Verbrauchskosten des Hauses eine wesentlich größere Rolle. „Schließlich will man sich später nicht einschränken, nur um die Nebenkosten bezahlen zu können“, war auch die Meinung von Dieter Drees und Gabi Zeien. Ihr Neubau in Bitburg (von Gussek-Haus; www.gussek.de) wurde deswegen mit einer „schlüsselfertigen“ Anlagentechnik aus Sole/Wasser-Wärmepumpe, Photovoltaik und Batteriespeicher ausgestattet. In Verbindung mit der guten Wärmedämmung der Gebäudehülle wird damit problemlos das KfW 40 plus-Niveau unterschritten – und das Paar hat nur noch sehr geringe Energiekosten.

Irgendwann um 500 vor Christus soll der chinesische Philosoph Konfuzius gesagt haben: „Das erste Haus baust du für deinen Feind; das zweite für deinen Freund – und das dritte für dich selbst.“ Dieter Drees und seine Lebensgefährtin Gabi Zeien haben mit dem Neubau ihres Einfamilienhauses in Bitburg 2.500 Jahre später also zumindest schon mal die „Freundschaftsebene“ erreicht. Denn nach dem ersten Fertighaus mit konventioneller Haustechnik hat Dieter Drees noch einmal gebaut. Aber diesmal so, dass er rein rechnerisch nahezu energieautark ist.

Beruflich befasst sich Dieter Drees mit der Genehmigung von Bauanträgen für Windkraftanlagen. „Damit bin ich den ganzen Tag sehr dicht an den Themen Energieeffizienz und Ressourcenschonung“, sagt der Bitburger: „Beides wollte ich natürlich auch bei dem neuen Haus möglichst optimal umsetzen.“ Für die Wärme- und Warmwasserversorgung des 165 m² großen Einfamilienhauses wählte er deswegen eine Kombination aus Erdwärmepumpe, Photovoltaikanlage und Flächenheizung: „Das ist aus meiner Sicht im Moment die optimale Anlagentechnik, um sich energetisch weitgehend selbst zu versorgen. Zugleich ist es besonders effizient, denn ein Teil des von uns benötigten Stromes wird direkt auf unserem Hausdach erzeugt.“

Präzise abgestimmte Komponenten

Das hört sich einfach an. Und ist es auf den ersten Blick auch, wenn man in den Hauswirtschaftsraum des Bitburger Paares schaut. Dort steht die Vaillant-Wärmepumpe (www.vaillant.de), die bis zu 5 kW Leistung aus zwei Tiefenbohrungen à 50 m zieht, sowie ein Batteriespeicher vom Typ „eloPack“ – mehr nicht. Die restliche Technik hängt als Schaltschrank und Regelung „multiMatic 700“ an der Wand. Über diese Regelung wird die elektrische Leistung aus der gut 50 m² (5,3 kWp) großen Photovoltaikanlage direkt verteilt oder in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Der Strom wird dabei zuerst zum Betrieb der Wärmepumpe, der kontrollierten Wohnraumlüftung oder von Waschmaschine, Wäschetrockner bzw. Geschirrspüler genutzt. Nur wenn im Haus kein Bedarf mehr ist bzw. gespeichert werden kann, wird der Rest ins öffentliche Stromnetz eingespeist und entsprechend verrechnet. Diese Abfolge funktioniert besonders gut und damit effizient, weil alle Haustechnik-Komponenten optimal zusammenpassen.

Energetische Komplett-Konfiguration

Häuser wie das von Dieter Drees sind energetisch hoch effizient durchkonstruiert. Das KfW 40 plus-Haus hat beispielsweise nur noch einen Primärenergiebedarf von 38,8 kWh/m²a. Entsprechend gering ist der Heizwärmebedarf. Eine 5 kW-Wärmepumpe reicht zur Abdeckung also vollkommen aus, und sichert im 2 Personen-Haushalt in Bitburg gleichzeitig noch den Warmwasserkomfort.

Dass diese Versorgung dauerhaft kostengünstig bleibt, dafür sorgt unter anderem die serienmäßig mit „grüner Intelligenz“ ausgestattete Steuerung des Batteriespeichers. Sie ist an das Internet angebunden und kann damit die zu erwartenden Photovoltaik-Einträge schon im Vorfeld berechnen. Drees: „Automatisch wird dann über das Lastmanagement entweder die Warmwasserbereitung unterstützt oder die Waschmaschine und der Trockner in Gang gesetzt. Das sind bekanntlich die ganz großen ‚Energiefresser‘ in jedem Haushalt.“ Für Gabi Zeien bedeutet das „zwar etwas flexiblere Planung. Aber es ist auf jeden Fall wirtschaftlicher, als wenn der Strom ins Netz eingespeist würde.“ Das bringt nämlich (Stand: Aug. 2016) nur noch 12,31 Cent/kWh an Einspeisevergütung, während der Bezugspreis gleichzeitig bei 24,89 Cent/kWh liegt.

Vorauseilendes Lastmanagement

Wie effizient das Technikpaket in der Summe arbeitet, hat Dieter Drees dabei fast ständig vor Augen: Über die „multiMatic-App“ auf dem Smartphone können nicht nur einzelne Situationsprofile wie „zu Hause“, „abwesend“ oder „Nacht“ eingestellt, sondern gleichzeitig alle wichtigen Anlagendaten online abgerufen werden. Auch individuelle Einstellungen sind in der Bedienführung wie auf dem Regler an der Wärmepumpe machbar.

Attraktive Förderung

Drees und Zeien können sich aber nicht nur über die künftig äußerst geringen Energiekosten freuen: Dank der Hocheffizienztechnik haben sie außerdem schon beim Bau des Hauses vom Förderprogramm „Energieeffizient Bauen 153“ der KfW (www.kfw.de) profitiert. Bei einem Neubau unterstützt die KfW den Bau solcher Effizienzhäuser mit bis zu 100.000 €, mit bis zu 15.000 € Tilgungszuschuss und mit einem effektiven Jahreszins von 1,55 %, der auf 20 Jahre festgeschrieben werden kann (Stand: Dez. 2016).

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