Gesundheitsrisiko Baustaub

Maßnahmen zum Arbeitsschutz

Seit langem existieren in Deutschland diverse Vorschriften, die eine Verbreitung von gesundheitsschädlichen Stoffen in der Atemluft verbieten. Durch gezielte Maßnahmen muss die Belastung der Luft auf ein Minimum reduziert werden. Vielen Handwerkern ist noch immer nicht bekannt, dass bereits gewöhnlicher Baustaub als gesundheitsschädlich eingestuft wird, weil er fast immer Quarz und oft Hartholzstäube enthält.

Bei nahezu jeder mechanischen Bearbeitung eines Werkstücks wird Staub freigesetzt. Kleinere Partikel gelangen als Schwebstaub in die Luft und benötigen eine relativ lange Zeitspanne, bis sie sich wieder abgesetzt haben. Je feiner die Partikel sind, desto länger bleiben sie in der Luft und umso gesundheitsschädlicher sind sie. Grobstaub bleibt überwiegend im Mund- und Rachenbereich hängen. Er wird abgehustet und über den Schleim abtransportiert. Es ist der Feinstaub, der tief in die Lunge und die Lungenbläschen vordringt. Sind die Lungenbläschen mit Staub überlastet, werden Mitarbeiter kurzatmig, die Sauerstoffversorgung des Körpers verschlechtert sich. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, der Krankenstand steigt. Staublungenkrankheiten entstehen meistens langsam und lassen sich kaum heilen.

Nun ist der Mensch leider häufig etwas schwerfällig, wenn er vom gewohnten Tun ablassen soll. Mit dem Argument, das habe man schon immer so gemacht, werden häufig sinnvolle Verbesserungen zurückgewiesen. Dies ist jedoch nicht immer clever. Häufig ist es nämlich auch der Kunde, der auf eine staubarme Arbeitsweise Wert legt und dafür sogar bereit ist, mehr zu zahlen.

Vorausschauende Planung

Staubvermeidung fängt bereits bei der Planung der Arbeit an. Können staubarme Arbeitsverfahren angewendet werden, wie beispielsweise eine Nassbearbeitung, so ist diesen Verfahren Vorrang zu gewähren. Bei staubenden Arbeitsverfahren muss der Staub möglichst nah an der Entstehungsstelle aufgefangen werden. Viele Werkzeuge werden bereits mit einer Anschlussmöglichkeit für Staubsauger angeboten. Alles, was sich relativ einfach am Gerät absaugen lässt, muss nicht mühselig aus der Raumluft gefiltert werden. Als Sauger kommen sogenannte Sicherheitssauger zum Einsatz. Bei Holz- und Baustäuben werden Sauger der Staubklasse M verwendet. Bei krebserregenden Stoffen, alter künstlicher Mineralfaser (KMF), Asbest und Schimmel werden Sauger der Klasse H verwendet. Neben der Staubabsaugung am Werkzeug können diese Sauger auch verwendet werden um die Baustelle zu reinigen. Fegen ist heute wegen der dabei entstehenden Staubaufwirbelung nicht mehr erlaubt.

Arbeitsbereiche klein halten

Lassen sich die Werkstücke nicht ohne Staubfreisetzung bearbeiten, sollte der Arbeitsbereich zunächst auf das notwendige Minimum reduziert werden. Flexible Staubwände aus Baufolie und Teleskopstangen sind schnell und einfach aufgestellt. Sie begrenzen die Staubausbreitung auf einen kleinen Raum. Hierdurch lässt sich eine etwaige Absaugung mit deutlich geringerem Aufwand installieren. Zudem ist der Bereich, der endgereinigt werden muss, deutlich kleiner. Verschmutzungen in nicht betroffenen Räumen können ausgeschlossen werden. Das Besondere an den flexiblen Staubschutzwänden wie beispielsweise der „Heywall“ von Heylo (www.heylo.de) sind die Teleskopstangen. Die Kopfplatten verfügen über Klemmvorrichtungen welche die Baufolie halten und später an der Raumdecke fixieren. Die herunterhängende Folie wird unter den Stützenfüßen ein zweites Mal fixiert. Werden die Stangen in einem Abstand von ca. 1,50 m aufgestellt und ausgerichtet, ergibt sich eine haltbare und undurchlässige Abschottung. Normale Zimmer lassen sich hierbei von einer einzelnen Person ohne Leiter, Latten oder Nägel in ca. zehn Minuten abtrennen. Im Vergleich zu einer Lattenkonstruktion ergibt sich eine erhebliche Zeitersparnis. Noch vorteilhafter erscheint die Staubschutzwand, wenn man die gesparte Zeit bei der Endreinigung mitberücksichtigt. Genau diesen Vorteil muss der Handwerker dem Kunden bei der Angebotsabgabe aber auch verkaufen, um diese Leistung abrechnen zu können. Wer die Leistung einfach so erbringt, lässt Geld liegen.

Abluft filtern

Bei starker Staubfreisetzung und/oder bei Freisetzung von Gefahrstoffen ist der Arbeitsbereich zusätzlich ausreichend zu belüften. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass ungefilterte schadstoffhaltige Abluft nicht einfach nach außen geleitet werden kann.

Im günstigsten Fall ist es nur der Nachbar, der sich über ein verschmutztes Auto beschwert. Sind Gefahrstoffe mit im Spiel, dann drohen Strafen, wenn der Filter fehlt. Einfache Möglichkeit bei der Filterung der Abluft sind Transportlüfter, die mit einem Kassettenfilter auf der Ansaugseite oder einem Staubsack auf der Ausblasseite versehen werden. Für beide Varianten werden M-Klasse Filter angeboten. Farbnebel kann zusätzlich mit einem Kassettenfilter abgesaugt werden. Wird eine Filterung nach Staubklasse H gefordert, dann kommen immer sogenannte Filterventilatoren zum Einsatz. Diese Geräte werden bei der Sanierung beispielsweise von alter KMF, Asbest oder Schimmelpilz eingesetzt. Im Unterschied zu den Transportventilatoren verfügen diese Geräte über viel feineres Filtermaterial, Filterwechselanzeigen und viel dichter schließende Gehäuse.

Filterventilatoren kommen allerdings auch bei normalen Baustäuben mit M-Klasse-Filtern zum Einsatz. Die BauBG fördert die Anschaffung geprüfter Geräte, wenn Sie über ein zweitstufiges Filtersystem und eine Filterwechselanzeige verfügen. Es muss sichergestellt sein, dass auch bei fast gesättigten Filtern noch genügend Filterwirkung verbleibt. Entsprechend wird bei Baustäuben eine 20-fache Luftwechselrate verlangt. Bei vielen anderen Schadstoffen reicht eine 6-8-fache Luftwechselrate. Das bedeutet, dass die Luftleistung des Gerätes bei eingesetztem Filtermaterial das Raumvolumen 6- bzw. 8-mal umwälzen können muss. Auch hierfür ist es sinnvoll das Raumvolumen durch Staubschutzwände möglichst klein zu halten. Ist der Bereich sehr groß, müssen mehrere Filterventilatoren gemeinsam betrieben werden.

Staubschutztür

Bei kleineren Räumen können die Abschottungen durch sogenannte Staubschutztüren erfolgen, die in die Türzarge des Raumes montiert werden. Sie besitzen die nötigen Durchlässe und Befestigungsmöglichkeiten für Luftschläuche und bleiben für den Handwerker dennoch leicht durchgängig.

Egal für welche Art der Abschottung der Anwender sich entscheidet – wichtig ist, dass die Absaugschläuche wiederum möglichst nah an das Werkstück herangeführt werden:

Je dichter am Werkstück abgesaugt wird, desto weniger muss später durch Reinigung von den Oberflächen entfernt werden.

Fazit

Angesichts der Vorteile in den Bereichen Arbeitsschutz, Schutz der Bewohner und der angrenzenden Räume, Sicherstellung des Sanierungsziels und dem guten Gefühl bei den Kunden ist der Zeit- und Kostenaufwand für fachgerechte Staubschutzmaßnahmen beinahe marginal.

Werden diese Maßnahmen durch den Unternehmer richtig verkauft, steigern sie den Ertrag bei bereits vorhandenen Aufträgen. Am Ende schaffen fachgerechte Maßnahmen zur Luftreinhaltung Vertrauen beim Auftraggeber, das nicht in Geld aufzuwiegen ist, die Arbeit aber ein ums andere Mal einfacher macht.

Sieben gute Gründe, Staub am Bau zu vermeiden:

1. Die gewerbliche Tätigkeit steht im Einklang mit geltenden Vorschiften.

2. Kranke Mitarbeiter kosten das Unternehmen viel Geld und leisten weniger.

3. Höhere Arbeitsleistung durch weniger Unterbrechungen zum Lüften.

4. Geringere Kosten durch Nachreinigungsarbeiten.

5. Sicherstellung des Sanierungsziels bei Schadstoffen wie z. B. Schimmel.

6. Unterscheidungsmerkmal „Sauberkeit“ gegenüber dem Wettbewerb.

7.  Saubere Leistungen führen zu Empfehlungen und neuen Aufträgen.

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