Dezentrales Pumpensystem vor Markteinführung

Präzise & energie effizient

Dezentrale Wärme für jeden Raum

Schlecht versorgte Heizkörper in hydraulisch nicht optimalen Heizsystemen sollen demnächst der Vergangenheit angehören. Das zur ISH 2005 bereits erstmals als Prototyp vorgestellte Dezentrale Pumpensystem der Dortmunder Wilo AG sorgt dafür, dass jede Heizfläche individuell durch eine Miniaturheizungspumpe die benötigte Heizwassermenge erhält. In ersten Praxistests zeigte das Dezentrale Pumpensystem gegenüber dem konventionellen Systemaufbau Einsparpotentiale sowohl beim Stromverbrauch der Pumpen als auch beim Heizenergiebedarf. Autor: Olaf Strubelt, Wuppertal

Der Dortmunder Pumpenspezialist Wilo AG (www.wilo.de) sah sich schon immer als ein Entwickler von wichtigen Innovationen im Bereich des Pumpensektors. Egal ob 1928 als Entwickler des ersten Umlaufbeschleunigers, 1988 der ersten vollelektronischen Umwälzpumpe oder 2001 mit der ersten Hocheffizienzpumpe der Welt für Heizung, Klima und Kälteanwendungen, Wilo möchte den Pumpenmarkt aktiv mit gestalten und strebt noch mehr Energieeffizienz an. Für Anfang 2009 planen die Dortmunder Pumpenspezialisten die Markteinführung einer weiteren Entwicklung – ihres Dezentralen Pumpensystems.

Beim Dezentralen Pumpensystem tritt an die Stelle einer „Angebotsheizung“ mit zentraler Heizungspumpe und Drosselregelung eine „Bedarfsheizung“, bei der die Wärmeabgabe durch dezentrale Miniaturpumpen – nicht größer als Thermostatventile – geregelt wird. Wilo setzt dabei auf stromsparende Motortechnologie. Bei Wärmebedarf im jeweiligen Raum wird die Pumpe gestartet. Sie lässt das erwärmte Heizungswasser in den Heizkörper fließen, bis die gewünschte Raumtemperatur erreicht ist. Durch eine präzise Drehzahlregelung der Pumpe wird die Raumtemperatur exakt eingehalten. Der intermittierende, bedarfsgerechte Pumpenbetrieb führt bei der einzelnen Pumpe zu einer wesentlich geringeren Laufzeit im Vergleich zur zentralen Heizungspumpe.

Durch eine deutlich bessere Regelgüte, minimierte Verluste bei der Erzeugung und Verteilung der Heizwärme sowie eine bedarfsgerechte und damit energieeffiziente Versorgung der Heizkörper kann der Endenergieverbrauch im Vergleich zum konventionellen System laut Wilo um ein Fünftel reduziert werden. Einfamilienhausbesitzer, die mit einer konventionellen Heizungsanlage monatlich beispielsweise 200 € für Heizöl oder Erdgas bezahlen, könnten so allein ihre Heizenergierechnung um fast 500 € im Jahr reduzieren.

Hydraulisch ideales Heizungssystem

Für Planer und ausführende Fachhandwerker stellt das Dezentrale Pumpensystem eine technische Revolution dar – insbesondere unter den Aspekten Anlagenkomfort und -zuverlässigkeit. Der wichtigste Vorteil ist, dass der hydraulische Abgleich entfällt. Hydraulische Mängel sind heute in Heizungsanlagen weit verbreitet. Dies führt vor allem bei mehrstöckigen Gebäuden zu ungleichmäßiger Wärmeverteilung und zu überhöhtem Energieverbrauch. Mit dem Dezentralen Pumpensystem wird ein hydraulisch ideales System realisiert, in dem jede Heizfläche präzise mit der benötigten Wassermenge versorgt wird. Ein weiteres Plus des Dezentralen Pumpensystems ist die Vermeidung der beim Betrieb falsch eingestellter Heizungsanlagen mit zentraler Pumpe entstehenden Störgeräusche. Die Pumpen selbst arbeiten extrem geräuscharm.

Vorteile für den Nutzer

Der wichtigste Vorteil des Dezentralen Pumpensystems für den Nutzer ist das oben genannte hohe Energiesparpotential. Zudem erhöht es den Komfort gerade in energiesparenden Gebäuden mit hoher Wärmedämmung und kleinen Heizflächen. Hier liegen die Aufheizzeiten bisher nicht selten außerhalb des tolerierbaren Bereichs. Die Regelung mit dezentralen Pumpen ermöglicht hingegen eine raumweise Schnellaufheizung mit flexibler, bedarfsabhängiger Steuerung der Vorlauftemperatur. Auch die automatische Absenkung auf eine definierte Raumtemperatur lässt sich mit den dezentralen Pumpen viel präziser erreichen und konstanter halten als mit Thermostatventilen. Denn beim Dezentralen Pumpensystem erfolgt eine verzögerungsfreie, direkte Reduzierung der Wärmeabgabe in den Raum, während dies beim konventionellen Heizsystem nur indirekt durch Absenkung der Vorlauftemperatur möglich ist. Dort erfolgt jedoch zunächst ein automatisches Öffnen der Thermostatventile, d.h. die niedrigere Vorlauftemperatur wird durch ein Ansteigen der Heizkörpermasseströme zum Teil kompensiert.

Durch eine Vernetzung der verschiedenen Wärmeverbraucher über das Dezentrale Pumpensystem wird die Betriebsüberwachung der einzelnen Räume vereinfacht. Eine zentrale Steuerungseinheit erfasst die Anforderungen aller beheizten Räume. Zudem besteht die Möglichkeit, sich per Fernzugriff am System anzumelden und so von außen eine Systemdiagnose durchzuführen.

Einsatz in der Praxis

Bereits seit 2004 steht das Dezentrale Pumpensystem im Mittelpunkt umfassender Praxistests und Feldversuche, die die Wilo AG in Zusammenarbeit mit verschiedenen Forschungseinrichtungen durchführt. Die Auswertungen der Tests in mehreren Versuchshäusern sind vielversprechend. Beim Endenergieverbrauch – d.h. der Summe aus Brennstoffverbrauch und Pumpenstrom – ließ sich laut Wilo im Vergleich zu konventionellen Systemen mit Thermostatventilen eine durchschnittliche Einsparung von 20 % erzielen. Eine rechnerische Übertragung der Messergebnisse auf andere Gebäudetypen soll ergeben haben, dass beim 3-Liter-Haus sogar Einsparungen zwischen 25 und 30 % zu erwarten sind.

Der Dortmunder Pumpenspezialist Wilo AG arbeitet derzeit intensiv an der Weiterentwicklung des Dezentralen Pumpensystems, um ihm den letzten Schliff für die ab Anfang 2009 geplante Markteinführung zu geben. Insgesamt biete diese Technologie – flächendeckenden Einsatz in Deutschland vorausgesetzt – gegenüber dem bisherigen Heizenergieverbrauch laut Wilo ein Einsparpotential von über 100 Mrd. kWh/a oder umgerechnet 10 Mrd. l Heizöl im Jahr. Die Umwelt würde jährlich von 45 Mio. t des klimaschädlichen CO2 entlastet. Allein dies wären mehr als ein Sechstel der Emissionsreduzierung, die die Bundesregierung im vergangenen Jahr als Einsparziel bis 2020 definiert hat.

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