Aus der Sicht des Schornsteinfegers

Sensible Technik

in Gas-Brennwertfeuerstätten

Brennwerttechnik ist heute stand der Technik. In nahezu fast jedem neuen Einfamilienhaus, das mit Erd- oder Flüssiggas versorgt ist, wird diese Feuerstättenart eingebaut. Dank der Raumluftunabhängigkeit sind diese auch sehr gut für Niedrigenergiehäuser mit dichter Gebäudehülle geeignet. Auch alte bzw. defekte Kessel werden oft durch die moderne Brennwerttechnik ersetzt. Von Einsparungen zwischen 10 und 20 % ist hier die Rede. Brennwertthermen sind auch kaum noch teurer als konventionelle Kessel. Die Schornsteinsanierung ist auch in vielen Fällen, dank der flexiblen Abgassysteme, kein Hindernis mehr!

Nun liegt es nur noch am beauftragten VIU (Vertragsinstallationsunternehmen) die Anlagen auch so einzubauen, dass diese energetisch sinnvoll und mit dem erhofften Brennwerteffekt arbeiten. Brennwert heißt ja nichts anderes, als dass das im Abgas enthaltene Wasser flüssig vorliegt und nicht wie beim Heizwert nur dampfförmig. Durch die Kondensation wird zusätzlich Energie gewonnen, deshalb spricht man auch von einem Normnutzungsgrad von über 100 %.

Bei guter Einstellung in Abhängigkeit der Systemtemperaturen können z.B. in einem Einfamilienhaus zwischen 10 und 12 l Kondensat am Tag entstehen. Da dieses Kondensat einen Säurecharakter hat, ist auf die Wahl des Materials der Kondensatleitungen zu achten. Zum Beispiel: Kupfer ist kein geeignetes Material (Siehe Artikel SHK-Profi 01/2008 „Entsorgen Sie richtig“). Je mehr Kondensat anfällt, umso besser ist die Ausnutzung! Fällt aber kein Kondensat an, dann stimmt an der Installation oder an der Einstellung etwas nicht. Das hat wiederum zur Folge, dass der Siphon in der Kondensatableitung austrocknet und somit den Weg für das Abgas frei gibt. Das führt zum Abgasaustritt innerhalb oder außerhalb der Feuerstätte bis in den Aufstellraum!

Auch die dadurch zusätzlich überhöhte Temperaturbeanspruchung des Kunststoffes, aus dem der Siphon hergestellt ist, kann einen Mangel hervorrufen. Bei innen liegenden Siphons entstehen nicht nur weitere Schäden am Gerät, sondern es kann dadurch auch eine unvollkommene Verbrennung, da sich das Gerät das eigene Abgas wieder ansaugt.

Die Rücklauftemperatur muss so niedrig wie möglich sein, um wirklich den Taupunkt des Wasserdampfes im Abgas zu unterschreiten. Eine „Rücklaufanhebung“ oder gar ein „Vier-Wege-Mischer“ ist daher weniger sinnvoll.

Anders als bei konventionellen Kesseln stellt man das Brennwertgerät in Abhängigkeit der Gasart mittels des Kohlendioxidausstoßes ein. Der Hersteller gibt die Werte dafür vor. Dennoch finde ich bei der wiederkehrenden Überprüfung von Brennwertanlagen nicht nur erhöhte Kohlenmonoxidkonzentrationen (CO), sondern auch immer wieder überhöhte Kohlendioxidwerte (CO2).

Ein Anteil von >10 % deutet dabei auf einen Mangel mit unterschiedlichster Ursache hin, wie z.B. falsche Einstellung, verstopfter bzw. stark verschmutzter Ringspalt, undichte Abgasleitung, defekte oder gar undichte Gasregelarmaturen, massiver Erdgas- oder Abgasaustritt innerhalb der Feuerstätte oder ein defekter Brenner.

Ein Lambda-Wert (Luftverhältniszahl) von 1,0 kann daher auch nur theoretisch entstehen. Ein Luftüberschuss oder Restsauerstoff muss im Abgas vorhanden sein.

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