Bad(t)räume im Wandel
Was geht, was bleibt, was kommt – Trends im Badezimmer
Die perfekte Symbiose aus Schönheit, Funktionalität und Lebensgefühl – das ist der Maßstab, wenn es um das Badezimmer geht. Nicht allein das vielfältige Sortiment ist gefragt, sondern Bäder mit Persönlichkeit, die ein harmonisches Erlebnis ermöglichen. Wie also gelingt es, den aktuellen Zeitgeist zu treffen? Und wie lassen sich Design und Zweckmäßigkeit auch noch mit Aspekten der Nachhaltigkeit verbinden?
Patrick Schmid leitet die Designbadausstellung am Standort Deizisau der Reisser Gruppe und verfügt über langjährige Erfahrung in der Badgestaltung.
Bild: Reisser
Von nachhaltigem Komfort über perfekte Ästhetik bis hin zur Rückkehr warmer Materialien: Der Badbereich wird zum Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen – und Handwerker zu Gestaltern moderner Lebensräume. Wenn es um Formsprache, Farbgebung und Materialkombinationen geht, kennt sich Patrick Schmid bestens aus. Er leitet den Standort Deizisau der Reisser Gruppe und verantwortet vor Ort die Designbadausstellung. Seit mehr als 20 Jahren ist er in der Branche aktiv und beobachtet kontinuierlich die Innovationen und Trends in der Badgestaltung. „Aktuell steht das Badezimmer nicht mehr nur für Funktion, sondern zunehmend für Individualität, Effizienz und emotionale Qualität. Die SHK-Branche erlebt einen Wandel, getragen von Klimabewusstsein, zeitloser Eleganz und einem wachsenden Bedürfnis nach Behaglichkeit. Für Fachhandwerker bedeutet das neue Chancen – genau wie für uns in der Badberatung.“
Schon längst ist das Badezimmer weit mehr als eine Nasszelle, es ist private Wellness-Oase und Rückzugsort. Neben hochwertigen Materialien wie Naturstein, Echtholz oder fugenlosem Putz liegt der Fokus auf emotionaler Wärme: organische Formen, indirektes Licht und harmonische Farbwelten schaffen ein beruhigendes Ambiente. „Die Fachhandwerker als unsere Kunden sind dabei gefragt und gefordert, denn die Raumgestaltung ist genauso relevant wie die Umsetzung“, betont Schmid. Die Kombination aus technischer Kompetenz, gestalterischem Feingefühl und Beratung wird zum Schlüssel für die erfolgreiche Zukunft. „Wer Trends erkennt und ganzheitlich denkt, gilt als echter Lebensraumgestalter und sichert sich so die Aufträge.“
Warme Töne und matte Oberflächen prägen das neue Bad-Design
Farben wie Moosgrün oder Curry sind aus dem Sortiment verschwunden. Der Trend geht weg von Hochglanzweiß – hin zu warmen, matten Tönen wie Sand, Taupe, Mint oder auch Terrakotta und Terrazzo. „Natürlichkeit steht hoch im Kurs, farblich dominieren sanfte Erdtöne, Braun und Beige. Salbeigrün ist immer mehr im Kommen und wird im wahrsten Sinne des Wortes noch deutlicher den Ton angeben“, prognostiziert Patrick Schmid. Die Verwendung von Naturmaterialien schafft eine einladende Atmosphäre, zunehmend auch gestaltet mit verschiedenen Materialien, die eine Quarz-, Beton-, Stein- oder Holzoptik mitbringen.
Sanfte Erdtöne, Salbeigrün und matte Oberflächen prägen die aktuelle Farbwelt im Bad – für ein natürliches und harmonisches Raumgefühl.
Bild: Reisser
Matte Farben erfreuen sich bei der Sanitärkeramik zunehmender Beliebtheit, so dass einige Hersteller nachgezogen sind – die Auswahl steigt. Zusammen mit schwarzmatten Armaturen eröffnet sich ein ästhetisches Spannungsfeld. Patrick Schmid: „Das ist keine Modeerscheinung mehr, sondern hat sich als neuer Standard etabliert. Im Beratungsgespräch eröffne ich oft mit der Frage nach der Armaturenfarbe. Gerade die jüngere Generation hat das schwarze Auto vor der Tür und wünscht sich schwarze Wasserhähne in Küche und Bad.“ Die neue Konkurrenz zeigt sich in Bronze- und Messingtönen. Metallisch matte Oberflächen wie Brushed Bronze, Gun Metal oder gebürstetes Rotgold etablieren sich neben mattem Chrom. „Eine matte Keramik mit einer Armatur in Bronzeoptik wirkt sehr edel – hingegen verkaufen wir massiven Edelstahl so gut wie gar nicht mehr.“
Darf es ein bisschen mehr Luxus sein? Freistehende Badewannen sind immer noch ein Eyecatcher und verleihen dem Badezimmer einen Hauch von Glanz und Glamour. „Walk-in-Duschen ziehen im Trend immer deutlicher nach, denn sie bieten neben einem schicken Erscheinungsbild eben auch Bewegungs- und Barrierefreiheit.“ Die komfortreiche, bodengleiche Dusche ist keineswegs nur ein Thema beim altersgerechten Bad, sondern ein wahres Design-Statement. Patrick Schmid: „Die demografische Entwicklung schlägt sich auch in den Beratungsgesprächen nieder. Doch inzwischen kommt Barrierefreiheit ohne Stigma daher: bodenebene Duschen, großzügige Bewegungsflächen, unterfahrbare Waschplätze und ergonomische Bedienelemente sind in jedem Alter angesagt – denn jetzt sind sie stilvoll und ansehnlich.“ Für 2026 zeichnet sich ab, dass „Design for All“ noch stärker in den Mainstream rückt.
Minimalistisches Design plus Funktionalität
Emotionalität trifft Effizienz – das gilt mehr denn je bei der Toilette. Formschöne und glatte Keramik mit so genanntem „Turbo Flush“ oder „Tornado“ zählen inzwischen zum neuen Standard und beweisen, dass Spültechniken immer innovativer werden. Vor allem spülrandlose WCs mit einer geschlossenen Außenhülle und einer verdeckten Befestigung sind gefragt. „Das erfordert bei der Montage einen wahren Experten, dann kann sich das Ergebnis am Ende sehen lassen“, weiß Patrick Schmid.
Das Beste, was es auf dem Markt gibt – diesen Anspruch äußern Verbraucher bei der Badberatung immer häufiger. Das gilt bei rahmenlosen Duschkabinen mit flächenbündigen Beschlagswinkeln und Metallscharnieren ebenso wie beim Thema Duschbrause. „Eine Kopfbrause mit Thermostat ist das, was wir in 80 % der Fälle verkaufen. Das klare, minimalistische Design der Unterputzvarianten ist state of the art“, erklärt Schmid. So filigran wie möglich mit einer linearen Formsprache – dieser Grundsatz gilt als unumstößlicher Standard, auch bei den Aufputzvarianten. „Die wasserführende Leitung ist hierbei in der Stange versteckt.“
Moderne Duschköpfe mit Luftbeimischung und Eco-Funktion verbinden Wassersparen mit Komfort.
Bild: Reisser
Vom Trend zur Selbstverständlichkeit: Dass die Energiewende im Bad angekommen ist, kann der Standortleiter in Deizisau bestätigen. „Wasser- und Energieeffizienz stehen im Zentrum, unterstützt durch Technologien wie Durchflussbegrenzer, Thermostatarmaturen oder Warmwasserbereitstellung via Wärmepumpe. Die Menschen betrachten das eher als Pflicht statt Kür.“
Klimaneutral? Emissionsfrei? Nachhaltig?
Ein zentraler Hebel bleiben Wasser- und Energieeffizienz: „Armaturen mit Eco-Funktion und Duschsysteme mit Luftbeimischung sind aus dem Beratungsgespräch kaum mehr wegzudenken.“ So gibt es Brausen aus recyceltem Kunststoff, Aufsatzschalen aus natürlichem Ausschuss, klimaneutral hergestellte Möbel, Stützklappgriffe aus geschreddertem Plastik und emissionsfreien Stahl im Bad. Von sortenreinen Materialien bis gesunde Kreislaufwirtschaft: Die Verbindung aus Umweltbewusstsein, energiesparenden Lösungen und modernem Design steht im Fokus des „grünen Gedankens“. Patrick Schmid: „Aufbereiten anstatt wegwerfen ist das Gebot der Stunde.“
Mehrwert dank modernster Technik – gilt das eigentlich auch im Badezimmer? Haben App-Integration für Licht, Sound und Temperatur genau wie digitale Armaturen eine echte Zukunft? „Künstliche Intelligenz und Smarthome – so etwas ist nach dem heutigen technischen Stand kein großes Thema im Badezimmer. Anders im Heizungsbereich, da machen cloudbasierte Wartungstools, intuitive Bedienbarkeit und wartungsarme Systeme wirklich Sinn.“ In öffentlichen und halböffentlichen Gebäuden bleiben berührungslose Steuerungen am Waschbecken und Touch-free-Drückerplatten am WC auch weiterhin gefragt. Denn das Hygienebewusstsein der Menschen ist seit der Pandemie stark verankert.
Und wie sieht der Ausblick für 2026 aus? Patrick Schmid wagt eine Prognose: „Intelligenz trifft Emotion – unter diesem Motto steht das nächste Jahr. Kreislauffähige Materialien und noch stärker personalisierte Bäder bestimmen die Branche. Für SHK-Fachbetriebe ergibt sich jetzt ein idealer Moment, sich als moderne Partner für zukunftsfähige Lebensräume zu positionieren.“