Nachrüsten mit Dünnschichtsystemen

Flächenheizungen im Gebäudebestand

Mit ihren vielfältigen Systemen für Renovierung und Modernisierung bietet sich die Flächenheizung und -kühlung auch für den Gebäudebestand an, um Behaglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Werterhalt sicherzustellen. Zudem wird die energetische Sanierung mit Flächenheizsystemen durch verschiedene Förderprogramme vom Staat finanziell gefördert. Welche konkreten Herausforderungen mit Modernisierungssystemen gelöst werden können, beleuchtet der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF) in diesem Fachartikel.

Die Flächenheizung ist in neuen Eigenheimen mit hohen Dämmstandards die erste Wahl. Im Altbau lässt sie sich allerdings oft nicht einsetzen, weil die Konstruktionshöhe zu hoch ist oder weil bei Holzbalkendecken Statikprobleme auftauchen. Daher werden von vielen Anbietern Dünnschicht- oder Trockensysteme für den nachträglichen Einbau teilweise mit Trockenestrichen als Last- und Wärmeverteilschicht angeboten. Diese Konstruktionen sind leicht und können erheblich dünner aufgebaut werden. Dabei stehen Varianten für die Decke, den Boden oder die Wand zur Verfügung.

Je nach Projektanforderung kommen Rohrsysteme, Flächenheizelemente oder Kapillarrohrsysteme zum Einsatz, die leichter sind und somit besonders für Holzbalkendecken keine übermäßige Belastung bedeuten. Wassergeführte dünnschichtige Verbundsysteme benötigen nur 15 bis 20 mm Aufbauhöhe. Der Flächenheizungsfinder des BVF e.V. unterstützt Handwerker, Planer und Bauherren die passenden Unternehmen zum Projekt zu finden.

Dämmvorschriften sind zu beachten!

Um die Anforderungen an Funktion und Wohnkomfort zu erfüllen, müssen bei der Planung und Herstellung der Flächenheizung einige Aspekte beachtet werden. Ein wichtiger Punkt ist die Wärme- und Trittschalldämmung. Der planende Betrieb hat die Aufgabe, die Dämmschichten insbesondere im Bereich der beheizten und gekühlten Fußbodenkonstruktionen entsprechend den gesetzlichen Vorschriften und Normen auszuwählen und zu dimensionieren. Hierfür gilt die DIN EN 1264-4.

Ob eine Dämmung oberhalb der Kühl- und Heizdecken vorzusehen ist oder nicht, ist von den individuellen Gebäude- und Anlagenanforderungen abhängig. Bei Neubauten ist in der Regel das über der Kühl- und Heizdecke liegende Geschoss im Fußboden gedämmt. Bei nachträglichem Einbau in Bestandsgebäude ist jedoch zu prüfen, ob das Kühl- und Heizregister nach oben an einen ungedämmten Raum grenzt. Um eine unerwünschte Leistungsabgabe an solche Räume zu vermeiden, kann eine Dämmauflage entweder direkt auf dem Heizkühlregister aufgelegt oder an der Rohdecke befestigt werden.

Die richtige Hydraulik und Regelung

Für die Hydraulik und Regelung stehen verschiedene Technologien zur Verfügung. Je nach Anforderung und Randbedingungen kann ausschließlich geheizt oder ausschließlich gekühlt werden. Eine zentrale Umschaltung ermöglicht den Heiz- oder Kühlbetrieb mit demselben System (Zweileitersystem). Aber auch das zeitgleiche individuelle Heizen- und Kühlen einzelner Räume ist denkbar (Vierleitersystem). Egal welches Konzept zum Einsatz kommt, wichtig ist in allen Fällen eine optimale Regelung der Raumtemperatur sowie der hydraulische Abgleich des Systems. Dieser ist dafür verantwortlich, dass die Räume bedarfsgerecht versorgt werden. Auch störende ­Geräusche werden vermieden, die vorwiegend bei Versuchen entstehen, das Fehlverhalten einer Heizungsanlage mit den falschen Maßnahmen zu beheben.

Praxisbeispiel 1: Modernisieren mit elektrischen Deckenheizungen

In dem Zweifamilienhaus (Bj. 1962) wurde die Obergeschosswohnung saniert. Das ursprünglich mit Nachtspeicheröfen ausgestattete Haus sollte auch weiterhin auf Wunsch der Eigentümer mit Strom beheizt werden. Die Wahl fiel auf eine elektrische Flächenheizung von mfh Systems als Deckenheizung. Zur Optimierung der Energiekosten unterstützt eine PV-Anlage die Gesamtinstallation. Der Deckenaufbau wurde in Trockenbauweise durchgeführt und beträgt nur 5 mm. Die Wohnung konnte während der Bauphase weiterhin bewohnt werden.

Praxisbeispiel 2: Modernisieren mit der Fussbodenheizung

Bei einer Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus in Osnabrück wurden Küche, Arbeitszimmer und Wohnzimmer mit Balkon zu einem offenen Wohnbereich umgebaut. Im Zuge dieser Sanierung wurde auch eine Fußbodenheizung über die Gesamtfläche von 55 m² verlegt. Um jedoch keinen allzu großen Höhenunterschied zur restlichen Wohnfläche zu schaffen, wurde ein Dünnschichtsystem mit 27 mm Aufbauhöhe ausgewählt.

Das System von mfh Systems eignet sich gut für Bauvorhaben mit begrenzten Aufbauhöhen. Möglich wird dies durch die dünnen 12 mm starken Heizrohre. Wärmeleitbleche sind aus Aluminium auf der Untergrunddämmung werksseitig fixiert. Zur vereinfachten Handhabung auf Baustellen wurde ein fester Rohrabstand von 150 mm gewählt, was auch die Logistik vereinfacht.

Fazit

Dünnschichtsysteme eignen sich für den nachträglichen Einbau in Bestandsgebäude. Insbesondere Trockenbausysteme lassen sich sehr gut im bewohnten Zustand installieren. Besonders hervorzuheben ist die Kombination von Dünnschichtsystemen mit regenerativen Energien. Bei der Wärme-/Kälteverteilung spielt dabei die Flächenheizung eine wesentliche Rolle, denn die moderaten Systemtemperaturen sorgen für einen effizienten Betrieb der Wärmeerzeuger und die Wirtschaftlichkeit des Heizungssystems.

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