Modular macht’s

Heizungsmodernisierung im Altbau

Der Immobiliensektor boomt, Wohnraum wird dringend nachgefragt. Statt teuer neu zu bauen, lohnt es sich oft, ein Bestandsgebäude zu modernisieren. Anforderung an eine möglichst nachhaltige Investition kann zum Beispiel sein, dass das Ein- oder Mehrfamilienhaus zum KfW-Effizienzhaus saniert wird. Dabei gilt es, insbesondere an der Heiztechnik anzusetzen. Moderne Öl- und Gas-Brennwertkessel sind um ein Vielfaches effizienter als Heizkessel, die zwanzig oder mehr Jahre auf dem Buckel haben. Zudem lassen sich moderne Geräte mit regenerativen Wärmeerzeugern zu Systemen verbinden, die den Energieverbrauch deutlich senken und die Umwelt entlasten.

Für den Fall, dass im Beratungsgespräch noch Überzeugungsarbeit zu leisten ist, haben Planer und Fachhandwerker mit dem Effizienzlabel für Altanlagen ein gutes Argument: Seit 2016 werden auch bereits installierte Heizkessel mit diesem Label energetisch eingestuft, seit Januar 2017 müssen die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger die Aufkleber auf Kesseln anbringen, die älter als 15 Jahre sind. Durch diese Altanlagen-Effizienzkennzeichnung (meistens D oder schlechter) wird deutlich, welches Einsparpotenzial in der Kesselmodernisierung durch einen Brennwertkessel mit Energieeffizienzklasse A liegt.

Spar-Potenzial

Das Altanlagen-Berechnungstool des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie liefert Informationen zu Energie-Effizienzklasse und Energie-Effizienzwert des Altkessels, beispielsweise die Effizienzklasse D und den Energie-Effizienzwert 65 %. Im Vergleich zu einem neuen Brennwertkessel, der eine Energie-Effizienz von mehr als 93 % aufweist und die Energie aus den kondensierten Verbrennungsabgasen nutzt, ergibt sich damit eine mögliche Effizienzverbesserung von 28 Prozent-Punkten. Das bedeutet zum Beispiel bei 20.000 kWh/a Netto-Heizenergiebedarf im Einfamilienhausbereich eine Einsparung von bis zu 925 m³/a Erdgas oder Liter Heizöl pro Jahr. Und nicht zu vergessen: Laut der Energieeinsparverordnung EnEV müssen Öl- und Gaskessel, die älter als 30 Jahre sind und nicht auf Brennwerttechnik oder Niedertemperaturtechnik basieren, getauscht werden – diverse Ausnahmen bestätigen freilich die Regel, weshalb jeder Einzelfall zu prüfen ist.

Systemlösungen sind modular erweiterbar

Im unsanierten Gebäudebestand sind die klassischen Energieträger wie Gas oder Öl oft erforderlich, um Leistungsspitzen oder entsprechende Vorlauftemperaturen abzudecken. Ein Heizsystem zur Modernisierung kann somit etwa einen effizienten Gas- oder Öl-Brennwert-Wärmeerzeuger als Basis haben. Auch eine Wärmepumpe kann bei geeignetem Heizsystem als Hauptkomponente dienen und um weitere Komponenten zu einem multivalenten System ergänzt werden.

Auf welche Wärmequelle vorrangig gesetzt wird, hängt auch von den Gegebenheiten vor Ort ab, beispielsweise, ob bereits ein Öltank oder ein Gasanschluss vorhanden ist. In jedem Fall greifen Planer und Fachhandwerker idealerweise auf Systemlösungen zurück. Die Vorteile: Alle Komponenten sind dann für maximale Effizienz bereits optimal aufeinander abgestimmt. Diese Systeme lassen sich zudem auch nachträglich gut ergänzen – Öl- oder Gas-Brennwertkessel etwa um Systemlösungen zur Nutzung regenerativer Energien. Dann sind auch höhere Förderungen oder Zuschüsse für den Endkunden erreichbar. Nachfolgend werden drei Möglichkeiten für die Modernisierung skizziert – mit entsprechender Systemtechnik sind viele weitere effiziente Kombinationen umsetzbar.

Gas-Brennwertgerät + Trinkwasser-Wärmepumpe + Photovoltaik

Bietet sich Gas als Energieträger an, lässt sich ein veralteter Gaskessel im bestehenden Ein- oder Mehrfamilienhaus beispielsweise mit einem modernen Gas-Brennwertgerät „Logamax plus GB172“ von Buderus für die Heiz- und Warmwasserbereitung ersetzen. Eine sinnvolle Ergänzung kann hier eine Trinkwasser-Wärmepumpe wie die „Logatherm WPT270“ sein. Die Aufgaben sind klar verteilt: Das Gas-Brennwertgerät sorgt für einen effizienten Heizbetrieb mit bedarfsgerechter Leistungsanpassung, die Trinkwasser-Wärmepumpe für die regenerative Trinkwassererwärmung.

Erst, wenn die Leistung der Trinkwasser-Wärmepumpe für die Trinkwassererwärmung nicht mehr ausreicht, unterstützt das Gas-Brennwertgerät bei der Warmwasserbereitung. Wird zusätzlich ein Photovoltaik-System ergänzt, steigt die Eigenstromnutzung, indem der Strom vorrangig für den Betrieb der Wärmepumpe verwendet wird. Ein solches System senkt die Energiekosten um bis zu 27 % im Vergleich zu einer Gas-Standard-Niedertemperatur-Heizkesselanlage, Baujahr 1985, mit Warmwasserspeicher (berechnet nach DIN 4701-10).

Öl-Brennwertkessel + Solarthermie

Soll im Bestand eine alte Ölheizung modernisiert werden und regenerative Energie zum Einsatz kommen, ist auch hier ein Generationswechsel sinnvoll – mehr als 80 % der installierten Ölheizungen nutzen keine Brennwerttechnik und sind damit technisch veraltet.

Der alte Kessel wird deshalb ersetzt durch einen effizienten Brennwertkessel wie den Öl-Brennwertkessel „Logano plus KB195i“. Er erzeugt sparsam Wärme dank Modulation und arbeitet leise und raumluftunabhängig. Dies bietet den Vorteil, dass der Aufstellraum auch als Nutzraum genutzt werden kann. Die kompakte Bauweise und das geringe Gewicht erleichtern die Einbringung und die Installation.

Je nach Wärmebedarf kann entweder ein bereits vorhandener, separater Öllagerraum genutzt werden oder sogar lediglich ein kompaktes neues Öltanksystem. Eine sinnvolle Erweiterung wäre etwa eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung in der Übergangszeit und im Sommer, inklusive passendem Speicher. Ein solches System senkt die Energiekosten um bis zu 28 % im Vergleich zu einer Öl-Standard-Niedertemperatur-Heizkesselanlage, Baujahr 1985, mit Warmwasserspeicher (berechnet nach DIN 4701-10). Weitere Einsparungen sind möglich, wenn ein Solarsystem für Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung installiert wird.

Wärmepumpe + Photovoltaik

Mittlerweile sind die ersten Wärmepumpenanlagen in die Jahre gekommen und müssen saniert werden. In dem Fall lohnt sich die Kombination einer neuen Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage. Mit dem selbst erzeugten Strom lässt sich ein Teil des Strombedarfes für die Wärmepumpe decken. Derzeit liegt der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden in Deutschland bei rund 29,4 ct/kWh. Die Stromerzeugungskosten einer PV-Anlage für ein Einfamilienhaus können mit 10 bis
13 ct/kWh angesetzt werden – das heißt: Die Energiekosten lassen sich mit dem von der PV-Anlage erzeugten und selbst genutzten Strom zurzeit um bis zu 16 ct/kWh reduzieren.

Moderne Wärmepumpen sind auf maximale Effizienz und schnelle Installation ausgerichtet: So hat beispielsweise die Sole-Wasser-Wärmepumpe „Logatherm WSW196i-12T“ einen SCOP von 5,5 und ein 190-Liter-Warmwasserspeicher ist bereits integriert. Von Vorteil für die Bestandsmodernisierung ist zudem die kompakte Bauweise. Die Leistungsgröße einer Wärmepumpe im Bestandsgebäude ist sorgfältig zu dimensionieren. Damit Planer und Fachhandwerker die passende Maschine für die gewünschten Anforderungen finden, lässt sich beispielsweise die App „ProHeatpump“ nutzen.

Wünschen Endkunden noch mehr Unabhängigkeit vom Stromdienstleister, können Planer und Fachhandwerker über eine PV-Anlage hinaus einen Batteriespeicher als zusätzliche Komponente thematisieren. Ist ein Batteriespeicher ins System integriert, erhöht sich der Eigenverbrauchsanteil, weil der selbst erzeugte Strom auch außerhalb der Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht. Als Faustformel kann davon ausgegangen werden, dass sich der Eigenverbrauchsanteil so auf bis zu 50 % erhöhen lässt. Ausschlaggebend für den exakten Anteil sind außer der PV-Anlagen-Leistung und der Batteriekapazität unter anderem auch Standort und Verbrauchsverhalten. Zusätzlich können bei einer Sole-Wasser-Wärmepumpe auch noch attraktive Fördermittel ausgeschöpft werden, zum Beispiel über das BafA-Marktanreizprogramm.

Vernetzen lohnt sich

Nicht nur im Neubau, sondern auch für den Bestand gilt: Wird ein neues Heizsystem installiert, sollten Planer und Fachhandwerker heute gleich die Vernetzungsmöglichkeiten berücksichtigen. Viele Endkunden schätzen es, ihre Heizung per App fernzusteuern, etwa über die Buderus App „MyDevice“. Moderne Wärmeerzeuger sind dafür bereits serienmäßig mit einer Internetschnittstelle ausgerüstet und lassen sich über den Router vernetzen. Auch Energieverbrauchswerte und die Vernetzung von Photovoltaik und Wärmepumpe können Endkunden im Blick behalten.

Für Fachhandwerker bringt die Online-Anbindung ebenfalls Vorteile: Der Systemexperte Buderus ermöglicht es seinen Fachkunden, sich über die Portallösung „Control Center ConnectPRO“ mit den Heizungsanlagen der Endkunden zu vernetzen. Via Internet lässt sich so auch eine große Zahl von Wärmeerzeugern im Auge behalten. Im Fall einer Störung wird diese erkannt und es werden mögliche Ursachen angezeigt. Benötigte Ersatzteile kann der Installateur dadurch umgehend beschaffen und gleich zum Kundentermin mitbringen.

Fazit

Für die Heizungsmodernisierung im Altbau gibt es dank aufeinander abgestimmter Komponenten viele Möglichkeiten. Wer als Planer und Fachhandwerker auf Systemlösungen setzt, sichert sich maximale Flexibilität auch für nachträgliche Erweiterungen und legt die Basis für eine komfortable und schnelle Installation und ein effizientes Zusammenspiel der Komponenten.

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