Notentwässerung Umkehrdach

Gegen Extremregen gewappnet Lösungsansatz reduziert Arbeits- und Zeitaufwand

Auch bei Umkehrdächern ist die Notentwässerung durch die Attika die sichere Alternative zur Durchdringung im Flachdachbereich. Praktisch, wenn der Attikagully die Wärmedämmung gleich mitbringt.

Jede Durchdringung der Dachhaut stellt ein potentielles Risiko dar. Für Umkehrdächer, die mit einer Auflast versehen werden, gilt dies in besonderem Maße. Zeigen sich dort Undichtigkeiten, muss der Aufbau bis auf die Dachabdichtungsbahn abgeräumt werden. Bei extensiv und vor allen Dingen bei intensiv begrünten Dächern bringt dies einen erheblichen Arbeitsaufwand mit sich, ganz abgesehen davon, dass die Bepflanzung in Mitleidenschaft gezogen wird. Immer häufiger wird daher für die vorschriftsmäßige Notentwässerung von Umkehrdächern der direkte Weg durch die Attika gewählt.

Bei Starkregen wird das Regenwasser dabei ab der definierten Anstauhöhe durch die Attika auf schadlos überflutbare Flächen abgeführt. Je nach Objekt und Umfeldsituation bzw. eingesetztem Attikagully kann mit einem Speierprinzip oder mit einem Ablaufrohr gearbeitet werden, das den Regen gezielt z. B. in Rigolen einspeist. Ein eigenes Notentwässerungs-Rohrleitungssystem im Innern des Gebäudes, wie es bei einer anderen Notentwässerung über Anstauelemente eingesetzt wird, ist bei dieser technischen Lösung nicht erforderlich.

Wasseranstau vermeiden

Gerade bei Umkehrdächern, die schon eine gewisse Auflast zu tragen haben, kommt der Notentwässerung eine besondere Bedeutung zu. Bei Extrem­regenereignissen, die in den letzten Jahren zugenommen haben, kann sie wichtige Beiträge zum Schutz der Statik leisten. Auch bei Umkehrdächern muss heute nicht nur mit dem Berechnungsregen, sondern auch mit Jahrhundertregen­ereignissen gerechnet werden. Planer und Ausführende sind verpflichtet, die Vorortbedingungen sorgfältig zu prüfen. Wie in der DIN 1986-100 für bahnengedeckte Flachdächer definiert, ist eine Notentwässerung grundsätzlich Vorschrift. Bei Umkehrdächern lassen die Regelwerke Interpretationsspielräume zu. Bei diesem Dachtyp, der über ein gewisses Wasserrückhaltevermögen verfügt, gilt ein kurzfristiges Überstauen der Wärmedämmplatten gemäß des Kommentars zur DIN 1986-100 als unbedenklich. Ein langfristiges Überstauen muss durch ein geeignetes Entwässerungssystem ausgeschlossen werden. Auch einem Aufschwimmen der Wärmedämmung, das im Extremfall zu Verwerfungen der Wärmedämmplatten führen kann, wird damit vorgebaut.

Regenwasser auf drei Ebenen

Bei einem Umkehrdach handelt es sich um einen nicht belüfteten Dachaufbau, bei dem die Wärmedämmung oberhalb der Abdichtung angeordnet ist. Dies bietet Vorteile, die heute immer mehr Anhänger finden. Ein Umkehrdach kann ein nutzbares Dach sein, das die unten vom Gebäude versiegelte Fläche in lichter Höhe einer neuen Bestimmung zuführt. Jackon Insulation nennt dieses Dachform in einer Broschüre „Das unentdeckte Land“. Die Nutzungsmöglichkeiten, die ein Umkehrdach erschließt, reichen von der umweltfreundlichen Grünanlage, über bekieste Dachterrassen bis hin zum Gemüsegarten auf dem Dach. Auch die Abdichtung profitiert. Da sie unter der Wärmedämmung verborgen vor Bewitterung geschützt wird, kann sich ihre Lebensdauer im Vergleich zu einem konventionellen Warmdach um bis zu das Doppelte verlängern. (Quelle: Studie „Wahl des Flachdachsystems aus Sicht der Bauherrschaft“ von Jon-Duri Vital, 1996)

Die erste der drei Entwässerungsebenen eines Umkehrdaches liegt auf der Dachabdichtung, direkt auf der Gebäudedecke. Diese Ebene führt die geringste Wassermenge ab, da sie nur von dem Regenwasser erreicht wird, das zwischen den Wärmedämmfugen einsickert. Die zweite Entwässerungsebene befindet sich auf dem Dachvlies, also der Schutzlage zwischen Wärmedämmung und Auflast. Die dritte ist oberhalb der Auflast angesiedelt, die aus Begrünung, Kies oder Platten bestehen kann. Diese Ebene wird vor allen Dingen bei Starkregen belastet, dann, wenn die Auflast, z. B. eine Vegetationsschicht, bereits durch Regen gesättigt ist.

Bei bekiesten Dächern, die im Vergleich zu begrünten über ein geringeres Wasserrückhaltevermögen verfügen, rechnet man damit, dass ca. 95 % der Regenspende über diese Ebene abgeführt werden. Funktioniert die Entwässerung nicht richtig, kann ein Wolkenbruch in Sekundenschnelle zu einem tonnenschweren Wasseranstau führen. Die Zusatzlast für die Dachkonstruktion, verursacht durch stehendes Wasser, wird gern unterschätzt – dabei wiegt ein nur 1 cm hoher Wasseranstau 10 kg pro m². Um stehendes Wasser zu vermeiden, sollte ein Umkehrdach wie jedes Flachdach über ein Mindestgefälle von 2 bis 3 % verfügen.

Speier oder Spezialgully?

Eine effektive Notentwässerung bringt berechenbare Entlastung. Steigt der Wasserstand über die definierte Anstauhöhe, tritt der Attikagully in Aktion. Als leistungsstarke Alternative zum konventionellen Wasserspeier dient zum Beispiel der speziell für diese Dachform entwickelte „SitaTurbo Umkehrdach“. Aufgrund seiner besonderen Konstruktion mit dem rechteckigen Ablaufrohr erbringt dieser Attikagully die hohe Ablaufleistung von bis zu 18,5 l pro Sekunde, eine Entwässerungsleistung für die sonst bis zu zehn konventionelle Wasserspeier erforderlich sein können. Dies reduziert die Anzahl der Attikadurchdringungen und damit auch den Arbeits- und Zeitaufwand.

Wasserdichter Anschluss 

Um substanzschädigende Undichtigkeiten im Attikabereich zu vermeiden, wurde der „SitaTurbo Umkehrdach“ als Bauteileinheit gefertigt, deren extralanges, rechteckiges Ablaufrohr über einen angeschweißten Los-Fest-Flansch am Rechteckrohr verfügt. Diese Konstruk­tion hat den Vorteil, dass die Abdichtung unterhalb der Dämmung, wie auch das wasserundurchlässige Schutzvlies oberhalb der Dämmung, wasserdicht an den Gully angeschlossen werden. Zudem sichert die Los-Fest-Flansch-Verbindung eine solide Verankerung des Gullyskörpers in der Attika.

Wärmedämmung im Bausatz 

Ein speziell für diesen Attikagully entwickelter Wärmedämmkörper erleichtert die Integration in die Dämmebene. Dieser dreiteilige, passgenau profilierte Schnellmontage-Bausatz erspart das Ausschneiden des Negativprofils und zeitaufwendige Anpassungsarbeiten. Linkes und rechtes Dämmkörperteil werden einfach seitlich bündig unter den Gully geschoben, der damit auch eine solide Auflage erhält. Eine Keilplatte, die das Gefälle des Rechteckrohres ausgleicht, komplettiert den Aufbau, der sich durch eine Wärmeleitfähigkeit von 0,027 W/(m • K) auszeichnet. Mit diesem hohen Wärmedämmwert empfiehlt sich die Konstruktion auch für den Einsatz in Energiespar- oder Passivhäusern. Abgedeckt werden Dämmstoffstärken bis 160 mm. Werden noch höhere Dämmpakete verbaut, können entsprechende Ausgleichsplatten untergelegt werden. Den Abschluss des Gesamtaufbaus bildet die nach DIN EN 1253 geforderte Montage des Kiesfangs, der hier mit einer zusätzlichen Abdeckplatte versehen wird. Diese Abdeckplatte verhindert, dass der Notablauf bei geringem Regenanfall Wasser abführt.

Fazit

Auch wenn die Rechtslage bei Umkehrdächern Ermessungsspielräume zulässt, sollte keinesfalls auf eine Notentwässerung verzichtet werden. Kommt es durch Extremwetter zu Gebäudeschäden, können Planer und Ausführende nachweisen, dass sie alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen haben. Zusätzliche Sicherheit gibt der kostenfreie Planungs- und Berechnungsservice der Sita (www.sita-bauelemente.de). Jedes Dach wird unter Berücksichtigung von Attikabreite und Dachneigung speziell errechnet und jeder Attikagully objektbezogen gefertigt. Angesichts der langen Lebensdauer von Umkehrdächern stellt der Einsatz des Bauteils aus Edelstahl eine gute Zukunftsinvestition dar.

Checkliste Umkehrdach 

Ein Umkehrdach stellt besondere Anforderungen.
Daher gilt: erst checken, dann realisieren!

Statik geprüft?
Ist die Tragfähigkeit des Daches ausreichend, um der Auflast standzuhalten?

Bauphysik beachtet?
Ein Umkehrdach erfordert ein Flächengewicht von ≥250 kg/m2 (z. B. Betondecke) oder einen ausreichenden Wärmedurchlasswiderstand der tragenden Konstruktion von ≥0,15 (m2K)/W. Werden diese Werte unterschritten, droht bei Regengüssen Tauwasserbildung an der Unterseite der Deckenkonstruktion – dort, wo warme Raumluft und abgekühlte Deckenkonstruktion zusammentreffen.

Wasserableitendes Vlies (WA-Vlies) eingeplant?
So wird das Regenwasser oberhalb der Dämmung zum Gully geleitet, der Energie-/Wärmeverlust der tragenden Konstruktion auf ein Minimum reduziert.

Ausreichendes Gefälle vorhanden?
Um die Wasserableitung sicherzustellen und Pfützenbildung zu vermeiden, ist wie bei jedem Flachdach in der Abdichtungsebene lt. Flachdachricht­linien ein Mindestgefälle von 2 bis 3 % erforderlich.

An die richtige Auflast gedacht?
Um die lose verlegte Dämmung vor Windsog, einem Aufschwimmen bei Starkregen und Flugfeuer zu schützen, benötigt sie eine entsprechende Auflast: Kies, Plattenbelag oder Erdreich.

Kunde auf Wartungszyklen hingewiesen?
Wie bei jedem Flachdach ist eine regelmäßige Wartung der Entwässerungsanlage durchzuführen, um die Gebrauchstauglichkeit des Gebäudes zu sichern – bei Umkehrdächern die Wärmedämmeigenschaften
zu erhalten.

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