Mehr Tempo bitte!


Bild: privat

Bild: privat
Kein Zweifel: Ein Blick aus dem Fenster genügt, um sich zu vergegenwärtigen, dass der meteorologische Herbst längst Einzug gehalten hat. Doch was ist mit dem „Herbst der Reformen“, den Bundeskanzler Friedrich Merz ausgerufen hatte, um den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen? Neben all den damit einhergehenden Diskussionen um Bürgergeld, Krankenversicherung, Rente, Steuern usw. blieb der angekündigte Reform-Paukenschlag in Sachen Wärmewende bisher aus.

War noch im Frühjahr in der SHK-Branche mit Blick auf den Gebäudebereich deutlicher Optimismus zu spüren, ist nun Ernüchterung eingekehrt. Zu lange warten alle Akteure bereits darauf, dass die angekündigten Reformen, insbesondere beim Gebäudeenergiegesetz, in die Tat umgesetzt werden. Dieses Warten auf politische Entscheidungen verstärkt zugleich die Zurückhaltung bei Investitionen in Neubauten und Sanierungen. Und besagtes Warten gilt ebenso für Signale hinsichtlich stabiler Energiepreise und Förderprogramme, die verlässlich, planbar und unbürokratisch gestaltet sein sollten. Nach der großen Ankündigung fehlt nun eine klare strategische, möglichst technologieoffene Ausrichtung, die Planungssicherheit schafft und die Energiewende im Gebäudebereich wieder in Schwung kommen lässt.

Diese Defizite schlagen sich in den aktuellen Branchenzahlen spürbar nieder. So vermeldete kürzlich der Großhandelsverband DG Haustechnik für den Zeitraum Januar bis September 2025 ein Umsatzminus von 2,8 %. Vor allem die Bereiche Heizung und Installation schlagen hier ins Kontor. „Von der Politik können wir vor 2026 keine validen Aussagen zur Wärmewende erwarten. Wann und wie ein ‚Bauturbo‘ greift, ist ebenfalls kaum zu prognostizieren“, ordnet Johannes M. Börner, 1. Vorsitzender von DG Haustechnik, das Ergebnis ein. „Unsicherheit durch das Gebäudeenergiegesetz, widersprüchliche Aussagen zur Förderung und überzogene Erwartungen an die Kommunale Wärmeplanung hemmen die Investitionsbereitschaft der Verbraucher“, bestätigte auch BDH-Präsident Jan Brockmann im Rahmen der Deutschen Wärmekonferenz #connectingheat, die Mitte Oktober in Berlin stattfand.

Auch das SHK-Handwerk selbst, das die Wärmewende in der Praxis realisieren soll, spürt mittlerweile die Auswirkungen der schleppenden Reformen. Zwar ist die Geschäftslage in den Betrieben noch immer auf einem hohen Niveau, doch aus der aktuellen Trendstudie 2026 der Querschiesser Unternehmensberatung geht hervor, dass die Bewertung seit September 2023 schleichend abnimmt. „Nach unseren Berechnungen hat die Lageeinschätzung in den letzten zwei Jahren ein Drittel an Qualität eingebüßt“, sagt Geschäftsführer Hans-Arno Kloep. Die aktuelle Auftragsreichweite im Bereich Heizung liegt Querschiesser zufolge bei 10,2 Wochen. Das ist ca. 14 Wochen unter dem Maximalwert von vor zwei Jahren und ca. 4 Wochen unter dem langjährigen Mittel vor der Corona-Krise.

Was SHK-Profis in dieser Situation tun können? Weiterhin selbst weiter Tempo halten und bau- oder
sanierungswillige Kunden bestmöglich über passgenaue Technologien und die derzeit noch bestehenden Fördermöglichkeiten aufklären. Einmal genehmigte Anträge bleiben über zwei Jahre gültig und werden in der Regel auch realisiert. So sorgen SHK-Profis als „Macher der Wärmewende“ dafür, dass wir in diesem Herbst aufgrund der schleppenden Umsetzung geeigneter Rahmenbedingungen zumindest (noch) nicht die „rote Laterne“ einschalten müssen.

 

Freundlichst Ihre

Manja Dietz

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 09/2019

Branchentrends im Blick: SHK Essen 2020

Zum 28. Mal öffnet vom 10. bis zum 13. März 2020 die SHK Essen ihre Tore und wird erneut zum Treffpunkt für SHK-Profis aus Handwerk, Planung und Beratung. Über 500 Aussteller werden Innovationen...

mehr
Ausgabe 6-7/2024

Rückenwind für das SHK-Sanierungsgeschäft

Ob Heizungs- oder Badsanierung, der Herbst 2024 hat für beide Seiten Gutes

Nach den Turbulenzen zum Jahresstart rund um den Bundeshaushalt 2024 ist dieser mit einer sechswöchigen Verspätung erst Mitte Februar in Kraft getreten. Dadurch mussten auch zahlreiche...

mehr
Ausgabe 09/2013

SHK NRW: Veranstaltungen, Weiterbildung & Branchenbarometer

Am 10. Oktober 2013 veranstaltete der Fachverband SHK NRW (www.shk-nrw.de) im Düsseldorfer Van der Valk Airporthotel den Herbst-Empfang sowie die 2. Mitgliederversammlung. Im Umfeld der...

mehr

Wärmewende zwischen Technik, Politik und Akzeptanz

Dreh- und Angelpunkt des Symposiums war die Geschäftsstelle des Landesinnungsverbandes des bayerischen Kaminkehrerhandwerks in München. Schornsteinfegermeisterin Judith Krauter aus dem Vorstand...

mehr
Ausgabe 06/2010

Die Aufträge warten

Das Bad genießt bei Bauherren und Hauseigentümern eine „hohe Wertschätzung“. Das bestätigt aktuell das Resultat einer bundesweiten Internetumfrage. Danach stufen 94?% der ca. 70?000 Teilnehmer...

mehr