Strukturen schaffen für den Unternehmenserfolg
SHK Profi vor Ort bei den „Handwerkern von Morgen“
SHK-Profis, die füreinander da sind und ihr Wissen und ihre Erfolgsstrategien an andere Handwerkbetriebe weitergeben. Klingt schwierig? Ist es aber nicht. Die „Handwerker von Morgen“ tun genau das. Sie unterstützen Betriebe, genauer gesagt Handwerks-Unternehmerinnen und -Unternehmer, durch Mentoring. Die SHK Profi-Redaktion hat die beiden Köpfe dahinter – Nicole Pethke und Christian Graßmann – an ihrem Firmensitz in Idstein besucht und nachgefragt.
Nicole und Christian, Ihr seid SHK-Unternehmer und habt als „Handwerker von morgen“ die Ocean Akademie gegründet, um andere SHK-Betriebe zu begleiten. Habt Ihr keine Sorge, dass Ihr damit zugleich Eure eigene Konkurrenz im Handwerk stärkt?
Christian Graßmann: Da haben wir eine völlig andere Einstellung. Man sollte voneinander profitieren und lernen können. Miteinander lässt sich viel mehr erreichen, als wenn man sich gegeneinander stellt. Wir sehen andere SHK-Profis nicht als Konkurrenten, denn es ist genug Arbeit für alle da und sich gegenseitig die Augen auszukratzen, macht überhaupt keinen Sinn. Mit diesem Ansatz sind wir schon seit gut 10 Jahren partnerschaftlich in der SHK-Branche unterwegs.
Sie stehen hinter der Ocean Akademie: Nicole Pethke und Christian Graßmann.
Bild: Manja Dietz / Redaktion SHK Profi
Zusätzlich führt Ihr ein SHK-Unternehmen, den Sanitär- & Heizungs-Drachen in Idstein. Wie ist der Betrieb aufgestellt?
Christian Graßmann: Ich habe den SHK-Betrieb 2007 selbst gegründet und vom Ein-Mann-Unternehmen zu einer rund 20 Mitarbeiter starken Firma aufgebaut. Wir erwirtschaften einen
Jahresumsatz von 2,5 Mio. € und haben den Anspruch, in der Region der erste Ansprechpartner für regenerative Energien und Traumbäder zu sein. Wir haben sehr früh begonnen, Photovoltaikanlagen in unser Portfolio aufzunehmen und wurden 2012 sozusagen zum Opfern unseres eigenen Erfolges.
Inwiefern?
Christian Graßmann: Unser Erfolg und die wachsende Mitarbeiterzahl führten für mich als Chef zu einer enormen Arbeitsbelastung, die ohne Änderungen in den Arbeitsprozessen nicht zu bewältigen gewesen wäre. Es galt damals, unsere Strukturen umzustellen und Abläufe und Arbeitsaufgaben an die neuen Realitäten anzupassen. Dazu habe ich mich auch weitergebildet.
Mittlerweile gebt Ihr die eigenen Erfahrungen als Coaches weiter.
Nicole Pethke: Ja – und noch ein Stück mehr. Ich komme aus dem Bereich Digitalisierung und Prozessmanagement und habe eine Ausbildung zur psychologischen Beraterin sowie zur
Managementtrainerin gemacht. Mich hat schon immer das Thema stärkenorientierte Führung interessiert. Gemeinsam haben Christian und ich dann zunächst als Trainer Seminare gegeben, beispielsweise für Hersteller wie Viessmann oder Duravit. Auf einer längeren, gemeinsamen Fahrt zu einem dieser Seminare entstand schließlich die Idee, auch Begleitungen anzubieten, um langfristige Umsetzung der Lerninhalte sicherzustellen.
Das Unternehmerpaar hat den Anspruch, mit dem Sanitär- & Heizungs-Drachen erster Ansprechpartner für Erneuerbare Energien und Traumbäder in der Region um Idstein zu sein.
Bild: Manja Dietz / Redaktion SHK Profi
Das war die Geburtsstunde der Ocean Akademie?
Nicole Pethke: Nein, da begann die Veränderung. Gegründet habe ich die Akademie 2014. Ende 2018 kam dann Chris dazu und wir begannen, den Weg als Mentoren miteinander zu gehen. Wir konzentrieren uns dabei auf die Bedürfnisse von Führungspersonen im SHK-Handwerk. Hier gibt es unzählige Menschen, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben, aber zeitlich an ihre persönlichen Kapazitätsgrenzen kommen. Da wollen wir ansetzen und Unterstützung anbieten.
Wie läuft ein Erstkontakt bei Euch ab?
Nicole Pethke: Wir benötigen als erstes ein konkretes Bild von der jeweiligen Situation. Dazu führen wir zunächst ein digitales Kennlerngespräch. Ich stelle Fragen, um zu sehen, wo der jeweilige Unternehmer bzw. die Unternehmerin und auch das Unternehmen selbst steht und versuche, das Problem genau zu erfassen.
Christian Graßmann: Oftmals wird dann schon ersichtlich, dass das eigentliche Problem hinter dem vermeintlichen Problem steckt. In den meisten Fällen kristallisieren sich Mitarbeiter- oder Prozessthemen heraus, an denen wir mit dem Mentoring ansetzen und arbeiten können. Viele SHK-Profis können nicht an ihrem Unternehmen arbeiten, weil sie teils 60 Stunden pro Woche im Tagesgeschäft feststecken.
Nicole Pethke: Um das zu ändern, müssen wir den Status quo ermitteln und konkrete Ziele festlegen. Dann lässt sich sehr gut abschätzen, ob wir ihnen mit unserer Ocean Akademie helfen und das entsprechende Werkzeug an die Hand geben können. Ist das der Fall, kann es losgehen.
Die Seekarte zeigt, in welchen Bereichen die „Handwerker von Morgen“ im Mentoring ansetzen.
Bild: Ocean Akademie
Wie lange dauert so ein Mentoring?
Nicole Pethke: Wir stehen mit unserem eigenen Handwerksbetrieb für Nachhaltigkeit und setzen uns mit der Ocean Akademie auch für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung ein. „Low hanging fruits“ machen wir daher nicht. Wir gehen intensiv miteinander in den Austausch und dann in die Umsetzung. Unser Mentoring dauert daher mindestens ein Jahr.
Christian Graßmann: Wir haben viele Unternehmen, die wir schon länger begleiten. Ein Handwerkerpaar ist beispielsweise bereits seit vier Jahren dabei. Im Mentoring gibt es individuelle Umsetzungsmöglichkeiten. Dieses Paar befindet sich gerade in der Umsetzungsphase und nimmt währenddessen aktiv an den Handwerkerfrühstücken teil.
Was ist das und welche Formate zum Austausch gibt es noch?
Nicole Pethke: Grundsätzlich gibt es verschiedene Formate. Dabei schauen wir tief in die einzelnen Unternehmen hinein, betrachten u. a. das Leistungsspektrum, Strukturen und Arbeitsweisen sowie die Stärken und Schwächen der Mitarbeitenden. Dazu sind wir bei unseren Kunden vor Ort und laufen mit den Mitarbeitern auf der Baustelle oder im Büro mit.
Dann werden kurz-, mittel- und langfristige Ziele vereinbart. Dazu gehören auch handhabbare Wochenziele, die immer montags bei einem festen Call besprochen werden. Zugleich wird die Folgewoche geplant. Donnerstags gibt es noch einmal die Gelegenheit, mit uns Dinge umzusetzen. Ansonsten besteht jederzeit die Möglichkeit, sich mit Fragen an uns zu wenden. Wir bieten zudem jeden Dienstag ein digitales Handwerkerfrühstück an. Das ist unser kostenfreies Format, die Chefzeit, bei der wir zu den unterschiedlichsten Themen Erfahrungen mit Gleichgesinnten austauschen und auch Feedback geben. Für unseren internen Kreis geht es am jeweiligen Nachmittag dann an die Umsetzung der Themen, sodass sie mit Ergebnissen den Tag abschließen.
Darüber hinaus hat sich die Coaching-Arbeit auch weiterentwickelt. Neben unserer Community, WhatsApp- und Ressourcentausch-Gruppen, wo untereinander beispielsweise auch mit Personal ausgeholfen wird, machen wir zu bestimmten Themen regelmäßig intensive Workshops mit 10 bis maximal 20 Leuten, die von drei Trainern begleitet werden – hier zählen Umsetzung und Ergebnisse.
Wie viele Firmen habt Ihr auf diese Weise bereits betreut?
Christian Graßmann: Mehr als 30. Wir limitieren die Mentorings sehr bewusst, weil die individuelle Begleitung sehr aufwändig ist und personelles Knowhow beansprucht. Wir verkaufen keine teuren Wissens-Ordner mit fertigen Konzepten, sondern sind persönlich da und helfen den Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Ziele. Das können wir nur leisten, wenn wir das im kleinen, individuellen Kreis umsetzen. Schließlich geht es auch um Internes und somit um ein großes Stück Vertrauen.
Das Unternehmerpaar hat den Anspruch, mit dem Sanitär- & Heizungs-Drachen erster Ansprechpartner für Erneuerbare Energien und Traumbäder in der Region um Idstein zu sein.
Bild: Manja Dietz / Redaktion SHK Profi
Wie groß sind im Schnitt die Unternehmen, die Ihr betreut?
Nicole Pethke: Die meisten haben zwischen zehn und 35 Mitarbeiter. Es gibt aber auch Unternehmen mit über 100 Beschäftigten. Das erfordert dann aber unsererseits einen anderen Ansatz auf Workshop-Ebene mit den einzelnen Abteilungen und Führungsebenen.
Wie könnt Ihr den damit verbundenen Aufwand mit der Arbeit in Eurem SHK-Betrieb vereinbaren?
Christian Graßmann: Wir wollen ganz bewusst meine Lebensgeschichte – das ist insbesondere die des Sanitär- & Heizungs-Drachens – weiterführen. Nur so können wir den SHK-Alltag erleben und Erfahrungen authentisch weitergeben. Die Teilnehmer unseres Mentoring-Programms sehen, dass wir hier viele ähnliche Herausforderungen im Alltag haben und wollen lernen, damit anders umzugehen. Alles, was wir tun, steht und fällt jedoch mit dem Team, das dahintersteckt, sich einbringt und uns so sehr unterstützt, dass das alles überhaupt möglich ist. Das ist unser größtes Kapital, mit dem wir bewusst und sorgsam umgehen dürfen!
Das Interview führte Manja Dietz / Redaktion SHK Profi