Mehr als nur Nassbereich – das Bad als Erlebnisraum
Multifunktionales Badkonzept für Berliner Kita
Vielsprachig, multikulturell und voller Entdeckerdrang toben Kinder von ein bis drei Jahren in der neuen Krippe des Montessori-Kinderhaus Wedding e. V. durch die Räumlichkeiten. Klein, aber mit zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten präsentieren sich die vier miteinander verbundenen Spiel- und Schlafräume der Kita. Herzstück ist ein offen gestaltetes Bad mit großem Kaskadenbecken und Regendusche, das Freiraum für Experimente mit Wasser bietet.
Viel Platz zum Spielen, Toben, Essen und Ruhen – das bietet die neue Kita auf nur 55 m².
Bild: Sebastian Díaz de León
Eine gründerzeitliche Blockrandbebauung mit Wohn- und Geschäftseinheiten aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert prägt den Stadtteil, in dem das Montessori-Kinderhaus Wedding e. V. bereits einen Kindergarten für Drei- bis Sechsjährige betrieb. 2023 sollte ein neuer Nestbereich für die Allerkleinsten ab einem Jahr hinzukommen. Der ehemalige Gemischtwarenladen in direkter Nachbarschaft bot mit seiner Fläche von rund 55 m2 und Zugang über das angeschlossene Treppenhaus sowie den gemeinsamen Hinterhof die ideale Ergänzung.
Anforderungen des Bauherrn
Zu den Wünschen des Montessori-Kinderhaus Wedding e. V. gehörte eine Badelandschaft mit Kaskadenbecken, das den Kindern einen Zugang zum freien Spiel mit dem Element Wasser eröffnet. Es sollte möglich sein, das Wasser zu stauen, um darin zu planschen, sowie Raum für Experimente eröffnen. Die Idee dahinter war auch, Kindern, die mit ihren Familien seltener ein Schwimmbad oder einen Badesee aufsuchen, ein Badeerlebnis zu bieten.
Die neue Kita entstand in einem ehemaligen Gemischtwarenladen, der an den bestehenden Kindergarten des Montessori-Kinderhaus Wedding e. V. angrenzt.
Bild: Sebastian Díaz de León
Mit der Planung der neuen Kita wurden die beiden Architektinnen Katja Thorwarth und Jeanne-Françoise Fischer beauftragt. Selbst Mütter, fiel es ihnen nicht schwer, die Anforderungen des Bauherrn in eine kindgerechte Erlebniswelt zu übertragen. Unter dem Aspekt der Mehrfachnutzung und eines bewussten Einsatzes von Ressourcen und Materialien, gestalteten sie die Räume mit viel Liebe zum Detail.
Mehrfachnutzung als architektonische Leitidee
Die Architektinnen legten großen Wert auf einen bewussten Umgang mit Ressourcen und eine flexible Raumnutzung. Auf nur 55 m² wurden multifunktionale Räume geschaffen, die Kindern vielfältige Aktivitäten ermöglichen – vom Spielen über Lernen bis hin zu Ruhephasen. Mit wenigen gezielten Ausstattungsdetails lassen sich die Räume als Spiel-, Lern- und Ruhezonen, Essbereiche oder sogar als kleine Experimentierlabore nutzen. Ergänzt wird das Konzept durch offene Laufwege, die den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder fördern. Auch funktionale Bereiche wie die Garderobe werden in das pädagogische Raumkonzept einbezogen und können als Rückzugs- oder Aufenthaltsort genutzt werden.
Runde Formen dominieren das Bad mit Podest, Pool, Kaskadenbecken und abgerundeten Vorwandelementen.
Bild: Sebastian Díaz de León
Badelandschaft mit Kaskadenbecken
Besonders deutlich wird das Konzept der Mehrfachnutzung im Bad: In ein erhöhtes Podest ist ein rundes Becken aus Feinsteinzeug eingelassen. Es kann als Spiel-, Plansch- und Badebereich genutzt werden, in dem Kinder gemeinsam oder in Eigenregie das nasse Element erforschen. Durch das Kaskadenbecken und die Regendusche kommen spielerische Elemente hinzu, die die Kinder zum Entdecken und Experimentieren einladen. Mit Anstaumöglichkeiten, überlaufenden Becken, aber auch zusätzlichen Objekten wie Bechern, Hölzern oder Seife setzen sich schon die Kleinsten gerne mit den Naturgesetzen auseinander.
Fußbodenheizung und beheizte Sitzflächen lassen den Raum zum angenehmen Aufenthaltsbereich werden: Sitzen, liegen, lesen, spielen, sich begegnen – das Bad wird dadurch von seiner reinen Funktionalität entbunden. Über ein bodentiefes Fenster haben die Kinder zudem Zugang zum angrenzenden Garten und können hier ihr Spiel mit oder ohne Wasser weiterführen.
Waschplatz und kindgerechtes WC
Der Waschplatz ist auf einer kleinkindgerechten Höhe eingebaut. Das Handwaschbecken der Geberit-Badserie „Renova Compact“ wurde durch eine bunte Seife in Gelb ergänzt.
Bild: Sebastian Díaz de León
Bei der Wahl des Waschtischs und WCs ließ sich Katja Thorwarth von ihrer Erfahrung leiten. Sie entschied sich für ein Handwaschbecken der Badserie „Renova Compact“ und ein „Bambini“ Stand-WC für Babys und Kleinkinder mit WC-Sitzring in grau, beides von Geberit. Das Waschbecken im Format 450 x 170 x 340 mm eignet sich durch seine geringe Tiefe gut für kurze Kinderarme. Der Geberit Unterputzspülkasten sowie die Betätigungsplatte „Sigma01“ in weiß-alpin runden den Sanitärbereich für Kinder ab. „Ich wollte zuverlässige, robuste und langlebige Produkte einsetzen, die den Kindern Spaß machen. Beim „Bambini“-WC hat mir der neutrale Sitzring sehr gut gefallen. Zusammen mit dem Unterputzspülkasten ist nicht nur das WC auf einer kleinkindgerechten Höhe montiert, sondern auch die Betätigungsplatte. Die runden Tasten für die kleine und große Spülmenge passen in die Gestaltung des Bads und ermöglichen eine intuitive Bedienung. Die Kinder können dadurch schon früh selbstständig werden und erste Hygienegewohnheiten einüben“, ist die Architektin überzeugt. Bei der eckigen Form des Handwaschbeckens waren praktische Überlegungen ausschlaggebend, wie die Kombination mit einem Seifenhalter von Provendi.
Hinter der Wand im Bad wurde „GIS-Profil“ verlegt und mit Paneelen beplankt. Eine Herausforderung für den Fliesenleger waren die kleinformatigen Mosaikfliesen aus Natursteinzeug in der Farbe Rosé, die stellenweise abgerundet werden mussten, um das Podest, das Kaskadenbecken sowie auch das gesamte Bad auszukleiden. Die Gestaltung mit runder Wanne, runden Armaturen, Spiegel sowie kreisförmiger Vorwandgestaltung ist jedoch kein Zufall: Kreise ziehen sich durch die gesamte architektonische Planung. Freundliche Farben, die die Farbgebung des Vereinslogos des Montessori- Kinderhaus Wedding e. V. aufgreifen, finden sich im Bad wie in den anderen Räumen wieder.