Informative Expertenrunde: „Building Technology Experts“

Mit etwa 240 Anmeldungen fand am 28. Januar 2021 das virtuelle Event „Building Technology Experts“ zum Thema „Smarte Lösungen für Trinkwasserhygiene“ statt. Das gemeinsame Format der Messe Frankfurt und des Innovationsnetzwerks Builtworld, moderiert durch Wolfgang Moderegger, wurde getragen durch eine Panel-Diskussion von Dr. Peter Arens, Hygienespezialist und Leiter Produktmanagement bei Schell Armaturen, Ulrich Müller, Key Account Management Deutschland Wohnungsbau und Pflege bei Hansgrohe, und Nenad Sebalj, Standortleiter bei der GBA Group. Im Fokus der Diskussion standen Tipps, Ein- und Ausblicke, wie verantwortungsvoll mit der Wasserversorgung in unseren Gebäuden umgegangen werden kann und wie beispielsweise elektronische Armaturen sinnvoll zum Erhalt der Trinkwasserhygiene eingesetzt werden können.

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Allgemein bekannt, doch im Zuge der Corona-Pandemie erneut an Dringlichkeit gewinnend: Wasser muss fließen. Darüber waren sich die Experten einig und wiesen noch einmal darauf hin, dass für die Beprobung bzw. Untersuchung des Trinkwassers auf Legionellen die UsI (Unternehmer und sonstige Inhaber) verantwortlich sind und dies eben auch Eigentümergemeinschaften bei einer vermieteten Wohnung betrifft. Speziell durch Corona verursacht, sprach Nenad Sebalj von steigenden Legionellenwerten in gewerblichen Objekten, die zur Zeit weniger oder gar nicht genutzt werden, und gleichzeitig von einem Sinken der Legionellenwerte in der Wohnungswirtschaft, da sich Personen vermehrt in der eigenen Wohnung aufhalten.

Bauliche Probleme

Abseits der aktuellen (Nutzungs-)Lage durch Corona gingen die Experten auch kurz auf bauliche Probleme im Altbau sowie im Neubau ein, die die Vermehrung von Legionellen begünstigen können. Dazu zählen laut Ulrich Müller unter anderem im Altbau eine fehlende Isolierung der Leitungen sowie die immer wieder erwähnte stringente Trennung von Trinkwasser Kalt und Warm in getrennten Schächten. Eine fehlende getrennte Führung komme zudem auch im Neubau vor, maßgeblich durch den Versuch, Platz zu sparen. Laut Nenad Sebalj sei mitunter auch eine Überdimensionierung der Leitungen zu beobachten. Im Neubau nehme außerdem das Problem zu, dass vermehrt zusätzliche Zweit- und Gästebäder geschaffen werden, die dann oft für längere Zeiträume ungenutzt bleiben. Peter Arens stellte dem gegenüber, dass Maßnahmen gegen Legionellenbefall zwar immer möglich sind, aber das Problem bei nicht behobener Ursache immer wieder auftritt.

Elektronische Armaturen und automatische Spülungen

Als eine wichtige Lösung zur Vorbeugung wurde der Einsatz elektronischer Armaturen im Zusammenhang mit automatisierten Spülungen thematisiert. Denn die Experten gaben zu bedenken, dass das „händische“ Arbeiten nach einem Spülplan zum einen mit dem Problem belastet sei, dass der Betreiber nicht nur einen Verantwortlichen einsetzen, sondern letztlich auch die tatsächliche Durchführung überprüfen müsste. Peter Arens fügte hinzu, dass auch die Durchführung selbst durch zum Beispiel eine einzelne Person nicht bei jedem Objekt problemlos ist, da alle Armaturen gleichzeitig betrieben werden müssten. Rege diskutiert wurde daher beispielsweise – im Hinblick auf die Wohnungswirtschaft – der Preis von elektronischen Armaturen. So führte Peter Arens an, dass entsprechende Modelle bereits ab 100 Euro zu finden seien und grundsätzlich auch die Betriebskosten bei der „händischen“ Variante mit eingerechnet werden müssten. Diese Vorteile wiegen die etwas höheren Kosten auf.

Auf die Frage, was die Wohnungswirtschaft derzeit noch zurückhalte, elektronische Armaturen großflächig einzusetzen, antwortete Ulrich Müller mit dem (Mehr-)Preis und dem technischen Aufwand hinsichtlich der Installation von zusätzlichen Steckdosen. Allerdings, so Peter Arens, sähe man vermehrt, dass gerade wenig genutzte Waschplätze mit elektronischen Armaturen ausgestattet werden und die Vorteile sich langsam durchsetzen. Ulrich Müller führte an, dass sich vor allem eine Vereinfachung der Technik und natürlich die Stückzahlen positiv auf den Preis von elektronischen Armaturen auswirken können.

Smarte Armaturen

Autarke, elektronische Armaturen könnten dabei den Weg bereiten für eine Zukunft mit intelligenten Armaturen in einem smarten Gebäude: Ulrich Müller berichtete von Programmen wie „Pontos“, die App-gesteuert das Wassermanagement vernetzen, in ein Smart Home System einbinden und somit in die Gebäude- und Nutzungsdaten integrieren. Während bei autarken elektronischen Armaturen nach wie vor der Invest sehr im Vordergrund stünde, wäre es gut denkbar, dass gerade das „Lifestyleprodukt“ smarte Armatur letztlich zur stärkeren Verbreitung elektronischer Armaturen führen wird.

Mehr Informationen zu dieser und weiteren Veranstaltungen stehen unter www.builtworld.com zur Verfügung.

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